„Das Bilderbuch setzt die Leserin in einen ständigen Dialog mit der Erzählerin, die die Einheit von Bild und Text gezielt aufbricht. Denn zwischen dem, was der Text der Betrachterin weismachen will, und dem, was sie in den Bildern sieht, besteht ein himmelweiter Unterschied“, so der Jury-Vorsitzende und Börsenblatt-Redakteur Stefan Hauck. „‚Du siehst Zehennägel? Kann gar nicht sein.‘ ‚Gibt es hier Drachen? Nö.‘ Dabei erkennt die Betrachterin überall die Hinweise für die Existenz des Drachens: eine Tatze, ein feuerspeiender Schlund, ein schuppiger Schwanz […] Um nicht aufs Glatteis geführt zu werden, muss die Betrachterin permanent vergleichen, argwöhnen, ihre eigenen Schlüsse ziehen – so entsteht ein selbstständiges Denken, ein Faktencheck und mithin eine Kompetenz, die in den aktuellen Leseförderdebatten vehement gefordert wird.“
Weiter heißt es in der Laudatio: „Mit dynamischen Buntstiftstrichen schafft die in Frankfurt am Main geborene Haslbauer, die an der Hochschule Luzern Design & Kunst studiert hat, eine energiegeladene überbordende Spielfreude, ein kreatives Chaos, in dem es unendlich viel zu entdecken gibt, Details, Hinweise und schließlich – hier ändert Haslbauer das Querformat in Hochkant, sodass die Betrachterin das Buch drehen muss – die Jagd auf den Drachen. Der sich dann als Erzähler entpuppt.“
Bereits vor zwei Jahren sei der Jury Carla Haslbauer mit ihrem Titel „Die Tode meiner Mutter“ aufgefallen, das Einblicke in die Welt einer Familie mit musikalischem Mittelpunkt und mit viel Lust an Verkleidung gebe. „. Wir haben es 2021 nominiert und waren weiter neugierig. Das Warten hat sich gelohnt. Was auch für die anderen bedeutet: Es gibt ein nächstes Jahr und ein übernächstes. Wir werden Ihr künstlerisches Schaffen weiter mitverfolgen.“
Die Preisverleihung fand am 18. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse statt. Neben Carla Haslbauer waren Reto Cramerl mit „Alula“ (kunstanstiefter), Kerstin Wacker mit „Das Mädchen in unserem Badezimmer (Wacker & Freunde), Martina Walther mit „Albertas Wunschladen“ (kunstanstifter) und Adrian Wylezoi mit „Wie wir einmal Dirk Nowitzki entführten“ (Karl Rauch).
Der Preis ist eine Kooperation mit der Frankfurter Buchmesse und dem Börsenblatt, dotiert mit einem Preisgeld von 2.500 Euro, gestiftet von der Mediengruppe Pressedruck. Die Giraffenfigur, ein Entwurf der Porzellan Manufaktur Nymphenburg, wird von Mitgliedern der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur finanziert. Die Akademie Faber-Castell stellt einen „perfekten“ Bleistift aus ihrer Kollektion zur Verfügung.
Die Jury besteht aus Birgit Fricke (Frankfurter Buchmesse), Stefan Hauck (Börsenblatt, Vorsitz), Birgit Müller-Bardorff (Augsburger Allgemeine), Christine Paxmann (Eselsohr), Claudia Maria Pecher (Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur) und Moni Port (studio soundso). Sie begutachteten mehr als 40 eingereichte Werke aus 23 deutschsprachigen Verlagen.