Literaturhaus Köln

Cwiertnia und Gintrowski erhalten Stipendien

17. April 2024
von Börsenblatt

Laura Cwiertnia und Tina Ilse Maria Gintrowski erhalten die diesjährigen Dieter-Wellershoff-Stipendien. Sie werden vom Literaturhaus Köln als Arbeitsstipendien vergeben und sind mit jeweils 12.000 Euro dotiert.

Laura Cwiertnia und Tina Ilse Maria Gintrowski 

Ausschlaggebend für die Entscheidung der Jury, bestehend aus Kristina Geilhaupt (Buchhandlung Bittner), Ulrike Schulte-Richtering (Literaturhaus Köln) und Christian Werthschulte (Stadtrevue), waren die Exposés und Textproben aus 16 Ein­sendungen. Erstmals wurde in diesem Jahr ein anonymisiertes Auswahlverfahren angewendet.

Laura Cwiertnia legte im Februar 2022 ihren Debütroman „Auf der Straße heißen wir anders“ (Klett-Cotta) vor. Darüber hinaus arbeitet sie seit vielen Jahren als Journalistin – seit 2015 ist sie Redakteurin bei der ZEIT und schreibt vor allem über Klima und Protest, Armut und Ungleichheit, Spanien und Lateinamerika. Die Entscheidung für ihr Romanprojekt „Weil sie nicht mehr frieren wollten“ begründet die Jury folgendermaßen: „Laura Cwiertnias Roman handelt von einer Grenzerfahrung im wörtlichen Sinne. Bei einem Trip durch Südosteuropa in den 80er-Jahren machen die beiden Hauptfiguren die Erfahrung, dass ihre Herkunft beim Grenzübertritt auf einmal eine Rolle spielt. Diesen Moment nutzt die Autorin, um in der Rückschau von den sozialen Grenzen innerhalb der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft zu erzählen: zwischen Arbeitervierteln und den Mittelschichts-Siedlungen, zwischen Migrant:innen und denjenigen, die sich als 'Deutsche' definieren – und welche Rolle eine Hecke dabei spielt. Laura Cwiertnia verwebt in ihrem Text verschiedene Zeitebenen und stellt sich dabei immer wieder die Frage, ob Grenzen so absolut sind, wie wir sie oft wahrnehmen.“

Tina Ilse Maria Gintrowski publiziert regelmäßig in Literaturzeitschriften und Anthologien, im Januar 2024 erschien ihre dritte eigenständige Publikation „Desperangsto Love und ich. Stories, Poemas und andere Zustände“ (tauland-Verlag). Seit 2020 studiert sie mit dem Schwerpunkt Literarisches Schreiben an der Kunsthochschule für Medien Köln. 2018 erhielt sie schon einmal das Dieter-Wellershoff-Stipendium. In diesem Jahr überzeugte ihr im Entstehen begriffener Erzählungsband die Jury, die ihre Wahl so begründet: „Die Stories von Tina Ilse Maria Gintrowski untersuchen die Brüche und Risse im vermeintlich Normalen. Sie lassen das zum Vorschein kommen, was sich unter der dünnen Decke der Zivilisation verbirgt, wenn man diese anlupft. Ihr erzählerischer Blick fokussiert die Kipppunkte zwischen Normalität und Illusion. Literarisch dicht treibt sie Figuren und Handlungsstränge voran – immer auf der Suche nach Selbsterkenntnis im vermeintlich Sinnlosen. Ihre Texte handeln von Figuren, die in ihrer Welt den Fokus verloren zu haben scheinen und sich in ihrer Rolle neu definieren müssen.“