Anna Seghers-Preis

Gewinner-Duo 2023: Makenzy Orcel und Bonn Park

10. Mai 2023
von Börsenblatt

Der haitianische Autor Makenzy Orcel und der deutschen Dramatiker Bonn Park erhalten den Anna Seghers-Preis 2023. Die Auszeichnung an junge Autor:innen aus Lateinamerika und dem deutschen Sprachraum ist mit jeweils 12.500 Euro dotiert.

Makenzy Orcel (l.) und Bonn Park

Mit dem haitianischen Romancier und Lyriker Makenzy Orcel wird erstmals ein frankophoner Autor aus Lateinamerika ausgezeichnet, teilt die Anna Seghers-Stiftung mit. Der Juror Gernot Kamecke hebt insbesondere seine Romane "Les Immortelles" (Die Unsterblichen), "L’Ombre animale" (Tierischer Schatten) und "L’Empereur" (Der Kaiser) hervor, "deren sprachspielerische Traumwelten die soziale und politische Gegenwart Haitis sezieren".

Mit Bonn Park wird ein deutscher Preisträger geehrt, dessen Schwerpunkt auf der Dramatik liegt, womit auch er in der Geschichte des Anna Seghers-Preises eine Ausnahme bildet. Jurorin Christine Wahl hebt das breite Spektrum an Inspirationsquellen für Parks Werke hervor, von Tschechow und Schiller bis hin zu Walt Disney und amerikanischen Highschool-Musicals. "Als scharfsinniger Beobachter mit buchstäblich vorurteilsfreiem Blick betrachtet er sein Material, verdichtet es mit einem begnadeten Bewusstsein für menschliche und gesellschaftliche Abgründe zu luziden Gegenwartsanalysen – und schenkt der (Theater-)Literatur als post-postmoderner Romantiker einen erfrischend neuen künstlerischen Ton."

Mehr zu den Preisträgern:

Der Lyriker und Romancier Makenzy Orcel wurde 1983 in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince geboren, wo er bis heute lebt. Sein vielbeachteter Romanerstling "Les Immortelles", wurde mit dem Grand Prix Thyde Monnier ausgezeichnet und ins Englische übersetzt. In seinen Texten erzählt er von Geheimnissen und Schwierigkeiten des Lebens in den Slums von Port-au-Prince. Inzwischen hat er sieben Romane und acht Gedichtbände veröffentlicht, für die er zahlreiche Auszeichnungen erhielt. Zuletzt erschienen der Roman "Une somme humain" (2022), der auf der Shortlist des Prix Goncourt stand, sowie der Gedichtband "Pur sang" (2021).

Bonn Park, geboren 1987 in Berlin, wuchs in Deutschland und Südkorea auf. Er kam schon als Jugendlicher mit dem Theater in Berührung und sammelte ab 2008 an der Berliner Volksbühne erste Erfahrungen als Regisseur und Theaterautor. Er studierte Szenisches Schreiben an der UdK Berlin. Zu seinen Werken zählen zum Beispiel "SIMBA – Prinz von Dänemark", "Bambi & die Themen", "Das Knurren der Milchstraße" sowie die Oper "Drei Milliarden Schwestern", die an zahlreichen Bühnen in Deutschland und im Ausland aufgeführt wurde. Parks Stücke wurden in viele Sprachen übersetzt und gewannen renommierte Preise, u.a. den Friedrich-Luft-Preis, den Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreis und den Stückemarkt des Berliner Theatertreffens.

Die Preisverleihung

Die Preisverleihung findet am 10. Juni, um 19.30 Uhr im Plenarsaal der Akademie der Künste am Pariser Platz in Berlin statt. Eintritt frei, Anmeldung unter ticket@adk.de oder vor Ort, tgl. 10–20 Uhr

Eine Ergänzung macht die Anna-Seghers-Gesellschaft in Kooperation mit der Anna Seghers-Stiftung: Sie laden die PreisträgerInnen der Corona-Jahrgänge 2020 und 2021, Ivna Zic (Kroatien/Schweiz), Hernán Ronsino (Argentinien) und Magela Baudoin (Bolivien) zu Lesungen nach Berlin ein. Damals konnten sie nur digital an ihren Preisverleihungen teilnehmen.

Lesungen der Preisträger:innen der Coronajahre 2020 und 2021:

So, 11. Juni, 19 Uhr:

  • Magela Baudoin (Bolivien) und Hernán Ronsino (Argentinien) – Literaturforum am Brecht-Haus, Chausseestraße 125, 10115 Berlin

Do, 22. Juni 20 Uhr:

  • Ivna Žic (Kroatien/Schweiz) – Lettretage, Veteranenstraße 21, 10119 Berlin

Zum Preis

Der mit jeweils 12.500 Euro dotierte Anna Seghers-Preis wird von der Anna Seghers-Stiftung an junge Autor:innen aus dem deutschen Sprachraum und aus Lateinamerika verliehen, die im Sinne von Anna Seghers mit den Mitteln der Kunst zur Entstehung einer gerechteren Gesellschaft beitragen wollen. Die Auswahl der Preisträger übernehmen im jährlichen Wechsel von der Stiftung beauftragte Persönlichkeiten aus dem literarischen Leben.