Deutscher Jugendliteraturpreis

"Ich wollte mein iPad gegen die Wand werfen"

24. März 2023
von Börsenblatt

"Frauenrechte sind Menschenrechte!", sagt Jasper (17) aus der Jugendjury "Die Bücherfresser". Sie haben Djaïli Amadou Amals "Die ungeduldigen Frauen" für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert - und dazu ein eindrückliches dreiminütiges Video gedreht.

Ausschnitt aus dem Video "Die ungeduldigen Frauen"

"Die ungeduldigen Frauen" ausgewählt

Da die Leipziger Buchmesse in diesem Jahr einen Monat später als üblich stattfindet, die Nominierungen zum Deutschen Jugendliteraturpreis aber wie gewohnt Ende März bekanntgegeben werden, fallen die gewohnten Live-Präsentationen der sechs Jugendjurys weg. Die Bücherfresser der Buchhandlung Buchpalast in München-Haidhausen, hat sich gedacht: Dann machen wir’s halt als Video! 

In dem dreiminütigen Film präsentieren sie ihre Nominierung, Djaïli Amadou Amals "Die ungeduldigen Frauen" (Orlanda Verlag. "Frauenrechte sind Menschenrechte! Es ist ein wahnsinnig fesselndes und emotionales Buch. Ich wollte beim Lesen mein iPad gegen die Wand werfen", meint Jasper (17) aus der Jugendjury, und Elisabeth (15) ergänzt: "Ich hätte es voll cool gefunden, hätten wir dieses Buch in der Schule gelesen." Dem wird abgeholfen: In Kürze wird es eine Taschenbuchausgabe und Unterrichtsanregungen für Schulen geben.  

„Viele der zugesandten Titel wurden ebenso heiß und innig gelesen, geliebt und stark diskutiert: die neuen Aspekte queerer Lebenswelten, die Auseinandersetzungen mit physischer sowie psychischer Gewalt und die besonderen geschichtlichen wie gesellschaftlichen Fokussierungen in all ihren erstaunlichen, künstlerischen Umsetzungen“, sagt Buchhändlerin Katrin Rüger, die den Leseclub initiiert hat. „Selten fiel den Bücherfressern ihre Wahl so schwer, wie in diesem Nominierungsjahr. Jede Jugendjury kann nur einen Titel auf die Liste setzen, wir möchten hier aber noch einmal alle Büchermachende und Vermittelnde ermutigen: Jungen Lesenden darf man viel zutrauen! Sie wollen unverblümt wissen, wie es um unsere Welt steht.“ 

In der Jurybegründung der Bücherfresser heißt es:
„Afrikanische Literatur,ebenso wie das hier autobiografisch gefärbte Thema, sind im Jugendbuch eine Seltenheit. Junge Lesende werden von der Autorin in ein aufwühlendes, polyphones Leseerlebnis hineingerissen, das ihr Mitgefühl mit unbekannten Lebenslagen schürt. Darüber hinaus gibt der Text in seiner Universalität unterdrückten Stimmen eine Bühne und sorgt für Weltoffenheit.“ 

"Afrikanische Literatur ist im Jugendbuch eine Seltenheit"

Alle Nominierungen der Jugendjury

Diese sechs Jugendromane haben die Jugendjurys ausgewählt (alle nominierten Titel und die ausführlichen Begründungen gibt's online: "Diese Titel gehen ins Rennen"

Stefanie Höfler
Feuerwanzen lügen nicht
Beltz & Gelberg, 15 €, ab 11

Liz Kessler
Als die Welt uns gehörte.
Aus dem Englischen von Eva Riekert
Fischer KJB, 17 €, ab 12

Djaïli Amadou Amal
Die ungeduldigen Frauen
Aus dem Französischen von Ela zum Winkel

Deb Caletti
Wie ein Herzschlag auf Asphalt
Aus dem Englischen von Susanne Just
Arctis, 20 €, ab 14

Holly-Jane Rahlens
Future Fairy Tales. Geschichten aus einer anderen Welt
Aus dem Englischen von Christiane Steen
Rotfuchs, 25 €, ab 14

Neal & Jarrod Shusterman
Roxy. Ein kurzer Rausch, ein langer Schmerz
Aus dem Englischen von Pauline Kurbasik und Kristian Lutze
Fischer Sauerländer, 16 €, ab 14

 

So arbeiten die Jugendjurys

Die Jugendjury beim Deutschen Jugendliteraturpreis arbeitet autonom. Sie verleiht ihren eigenen Preis. Jeder der sechs Leseclubs nominiert einen Titel; mit Hilfe eines Punktsystems wird aus den sechs Nominierungen am Ende das Preisbuch ermittelt. Mitglieder der amtierenden Jury sind neben den Bücherfressern:

  • cg Leseclub des Clavius-Gymnasiums Bamberg (Bayern)
  • Jugendleseclub der Stadtbücherei Landshut (Bayern)
  • EVAs Leseclub im Evangelischen Schulzentrum Muldental, Grimma (Sachsen)
  • Pankower Leseclub des Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums & der Buchhandlung Uslar und Rai (Berlin)
  • SchillerAtur des Schiller-Gymnasiums und der Adolph-Kolping-Schule Köln (Nordrhein-Westfalen