Sabine Bohlmann ist die Lesekünstlerin 2023

Passen die überhaupt alle rein in den aufblasbaren Iglu-Guglhupf, der als Leseinsel in Halle 3 fungierte? Rund 50 Zuschauer:innen schafften es jedenfalls ins Guglhupf-Innere, darunter der Leseclub des Sigmund-Schuckert-Gymnasiums, der sich mit Buchhändlerin Doris Müller-Höreth (Buchhandlung Pelzner) auf den Weg von Nürnberg nach Leipzig gemacht hatte. Aber auch die Lesekünstler von 2017 und 2021, Kai Pannen und Frauke Angel, waren als Überraschung gekommen - und plötzlich kam auch noch Kinderbuchautorin Judith Burger hinzu.

Seit 2009 kürt die IG Leseförderung des Börsenvereins eine:n Kinderbuchautor:in, deren Lesungen Kinder und Jugendliche besonders begeistern, die auf ihre Fragen eingehen, die als schreibende oder illustrierende Persönlichkeit zur Verfügung stehen – und natürlich auch pünktlich zur Lesung in die Schule oder in die Buchhandlung kommen, erläuterte IG-Mitglied Franziska Neuhaus (Moritz Verlag) einige der Kriterien, die so eine Lesekünstlerin erfüllen muss. Die Spannung wuchs, bis Neuhaus den Namen der Lesekünstlerin von 2023 verkündete: Sabine Bohlmann – die dann aufs Podium kam.

Als der die Preisverleihung moderierende Börsenblatt-Redakteur Stefan Hauck die Kinder fragte, ob sie vielleicht die Stimme der Lisa Simpson aus "Die Simpsons", der maulenden Myrte aus "Harry Potter", der Usagi Tsukino aus "Sailor Moon" oder von Pikachu aus Pokémon" kennen, wurde zunächst genickt – und als er dann sagte: "Das ist immer die Stimme von Sabine Bohlmann" wurden die Augen groß: "Boaahhh!". Bohlmanns stimmliche Kostproben ließen die Zuhörer:innen staunen. Selbstverständlich kannten die Leseclub-Mitglieder auch die Geschichten vom Kleinen Siebenschläfer sowie die Geschichten rund um Frau Honig, beides Erfolgsserien von Bohlmann im Thienemann Verlag, dessen Verlegerin Bärbel Dorweiler ebenfalls im Guglhupf-Inneren zugegen war. Im Gespräch erzählte Bohlmann über ihre Bücher, die sie seit 2004 schreibt, über die Erfahrungen bei ihren rund 75 (!) Lesungen pro Jahr und verriet auch, warum sie Stromausfälle so mag: "Da passiert etwas ganz Unvorhergesehenes, man holt Kerzen, richtet sich anders ein, vieles geht gar nicht mehr, dafür kann man einfach lesen oder sich auch ganz toll unterhalten!"

Warum sich die Jury für Bohlmann entschieden hat, erläuterte Franziska Neuhaus, die den von Jurymitglied und Buchhändlerin Tanja Eger formulierte Jurybegründung verlas: "Sabine Bohlmann ist gewiss eines der größten Erzähltalente der deutschen Gegenwartskinderliteratur. Ihren Lesungen merkt man nicht nur die hohe Professionalität der Schauspielerin an, sondern auch, mit wie viel Herzblut sie ihre Geschichten schreibt. Im Umgang und Gespräch mit den Kindern ist sie wunderbar nahbar und mit ernsthaftem Interesse bei den jungen Zuhörer:innen – hie und da kann man sogar ihre beliebte Kinderbuchfigur 'Frau Honig' aus ihr herausblitzen sehen. Ihr Werk wird von der Leserschaft – ob groß oder klein – innig geliebt und vermittelt so viel Lesevergnügen, dass es für uns als IG Leseförderung eine große Freude ist, sie als 'Lesekünstlerin des Jahres' auszuzeichnen." Bohlmann las aus dem neuesten "Frau Honig"-Band; die einhellige Meinung: eine verdiente Lesekünstlerin.

Bei der Preisverleihung konnten die Buchhandlungen, die einen oder eine Autor:in für die Auszeichnung vorgeschlagen hatten, eine Lesung mit Sabine Bohlmann gewinnen, die vorschlagenden Bibliotheken hatten die Chance auf einen kompletten Satz der Bücher von Bohlmann. Die Lesekünstlerin von 2021, Frauke Angel, zog als Glücksfee die Gewinnerbuchhandlung:

• Auf eine Lesung mit Bohlmann darf sich die Kirchzartener Bücherstube in Kirchzarten freuen.

Der Lesekünstler von 2017, Kai Pannen, zog die Gewinnerbibliothek:

• Ein kompletter Satz der Bücher von Sabine Bohlmann geht an die Städtische Mediothek Tauberbischofsheim.

Für die Auszeichnung "Lesekünstler*in des Jahres" können Buchhandlungen und Bibliotheken jedes Jahr im Januar Autor:innen empfehlen, die sie als Vorleser:innen für Kinder oder Jugendliche in Buchhandlungen, Bibliotheken oder Schulen als herausragend erlebt haben. Aus allen Vorschlägen wählt die Jury der IG Leseförderung den oder die Lesekünstler:in des Jahres. Ziel des Preises ist es, eine Empfehlung für besonders eindrucksvolle Begegnungen mit Autor:innen zu geben. Medienpartner sind das Fachmagazin "Börsenblatt" und die Leipziger Buchmesse.