Nachwuchspreis für Illustration

Serafina-Preisträgerin 2022 steht fest

19. Oktober 2022
von Börsenblatt

Unter den fünf Finalistinnen hat die Jury am 19. Oktober im bis auf den letzten Platz gefüllten Frankfurter Struwwelpeter-Museum die Schweizer Illustratorin Cynthia Häfliger mit der Serafina 2022 auszeichnet.

Serafina 2022: die Illustratorinnen (von links) Alexandra Prischedko, Verena Lichtsinn, Siegerin Cynthia Häfliger, Katharina Vlcek und (in Vertretung von Tini Malitius) Lektorin Katrin Hartmann

Der von der Mediengruppe Pressedruck gestiftete Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur wird in Kooperation mit der Frankfurter Buchmesse und dem Börsenblatt verliehen. Die Akademie Faber-Castell stellt einen "perfekten" Bleistift aus ihrer Kollektion zur Verfügung. Die Giraffenfigur Serafina, ein Entwurf der Porzellan Manufaktur Nymphenburg, wird von Mitgliedern der Akademie finanziert.

Nominiert waren

  • Alexandra Prischedko mit "Was macht ihr denn da?" (Edition Bracklo),
  • Katharina Vlcek mit "Afrika!" (Haupt Verlag),
  • Cynthia Häfliger mit "Fremde Blicke" (Kunstanstifter),
  • Tini Malitius mit "Psssst!" (Beltz & Gelberg) und
  • Verena Lichtsinn mit "Applaus!" (Aladin).

"Fremde Blicke" hat die Form eines sich selbst vergewissernden Tagebuchs, das wie ein Erinnerungsprotokoll die schleichenden Anfänge einer Persönlichkeitsveränderung festzuhalten sucht. Protokollantin ist Yael, die sich fragt: Wo beginnt eine Geschichte und wo hört sie auf? "Cynthia Häfliger zeigt uns Skizzen aus dem Alltag einer Familie, Begegnungen, Gespräche; im Fokus Yaels älterer Bruder Lars. "Wir sehen als Betrachterinnen, wie sich seine Gesichtszüge und sein Inneres verändern, wie Realität und Wahnvorstellungen konkurrieren", heißt es in der Jurybegründung, und "Häfliger gibt dem Misstrauen Konturen, lässt die Linien zerbrechlicher werden, zittern, sich auflösen, lässt die schützenden Innenräume in Aquarell erst verschwimmen, dann zerfließen – es sind Metaphern für die sich immer mehr auflösenden Gewissheiten, die die Familie bislang hatte (5). Geordnete Panels wechseln mit großformatigen Szenen, und die Künstlerin zeigt, wie die Hilflosigkeit im Umgang mit dem Bruder und dessen zunehmender Realitätsverlust die Nerven bei Schwester und Eltern blanklegen. Die Frage nach dem Warum der Veränderungen wird raumfüllend und erdrückt sie – bis die Krankheit die Worte dominiert und eine kraftvolle Linienführung die Wut, die Angst mit einem Knall explodieren lässt – danach die Leere."

Vielleicht sei es Häfligers frühere Tätigkeit als Floristin, die der Illustratorin zu einem untrüglichen Gespür für organische Strukturen verholfen habe, die "das Werden und Vergehen von Farben und Linien erfassen. Und zur Erkenntnis, "dass Veränderungen passieren und partout nicht steuerbar sind."