Die Sonntagsfrage

"Kann der Buchhandel selbstbewusst bleiben, Frau Schmidt-Friderichs?"

7. November 2020
von Börsenblatt

Den ersten Lockdown hat der Sortimentsbuchhandel relativ gut verkraftet. Nun steht das wichtige Weihnachtsgeschäft bevor - unter erschwerten Bedingungen. Kann der Buchhandel das schaffen? Eine Einschätzung von Karin Schmidt-Friderichs, Verlegerin des Hermann Schmidt Verlags und Vorsteherin des Börsenvereins. Und ein Aufruf. 

Ja! Der Sortimentsbuchhandel hat den Lockdown im Frühjahr bravourös gemeistert. Buchhändler*innen haben auf allen Kanälen Buchbegeisterung verbreitet und das Lebensmittel Buch selbst durch geschlossene Ladentüren hindurch zu den Leser*innen gebracht. In den letzten Monaten haben sie eine beeindruckende Aufholjagd in Sachen Umsatz hingelegt. Insofern stellt sich mir gar nicht die Frage nach dem Recht auf Selbstbewusstsein, das steht für mich außer Frage. Was ich mich frage: Wie können wir alle die Buchhändler*innen unterstützen, jetzt, wo es kälter wird, die Fallzahlen steigen und die Menschen zu Hause bleiben?

Wie können wir Menschen motivieren, nicht last Minute irgendwo Online zu bestellen, sondern die Vorweihnachtszeit gerade in diesem Jahr bewusster zu gestalten? Dazu gehören das Lesen und das Schenken, im besten Falle in Kombination. Wie können wir die stressige Weihnachtszeit für den Handel entzerren?

Wie können wir alle die Buchhändler*innen unterstützen, jetzt, wo es kälter wird, die Fallzahlen steigen und die Menschen zu Hause bleiben?

40-Tage-Weihnachten-2020-Challenge

Ich werde ab heute für eine – vielleicht verrückte – Idee trommeln: In 40 Werktagen ist Heiligabend. Die Zahl 40 hat im Christentum eine besondere Bedeutung, von der Sintflut bis zur Auferstehung, und beides passt ja irgendwie zu diesem seltsamen Jahr 2020 (auch das ergibt 40). Deshalb gebe ich ihr eine zusätzliche Bedeutung und rufe zu einer 40-Tage-Weihnachten-2020-Challenge auf: In diesem Advent wird es keine Weihnachtsfeiern geben, wir werden nicht mit der Clique auf den Weihnachtsmarkt gehen, kein Wichteln im Freundeskreis, keine Adventsfrühstücke in größerer Runde und keine Plätzchen-Back-Events – es wird eine stillere Zeit, eine Zeit zum Lesen!

Weil ich meine Freund*innen nicht sehen kann und weil mir das fehlt, werde ich von morgen an jeden Tag einem Menschen, der mir viel bedeutet, ein Buch schicken. Ich nutze diesen Sonntag, um auf Buchblogs zu stöbern und dabei an meine Freund*innen zu denken. Ich frage mich jetzt – und nicht am 23. Dezember –, mit welchem Buch ich wem eine kleine Freude machen kann in dieser Zeit, die für manche auch Einsamkeit bedeutet. Ich warte nicht bis Weihnachten. Ich nutze die Beratungskompetenz und den Bestellservice meiner Buchhandlung vor Ort jetzt, wo das kleine Team noch nicht auf dem Zahnfleisch geht und freue mich auf das Lächeln auf den Gesichtern meiner Freund*innen, wenn sie nicht mit einem Geschenk rechnen.

Und weil wir eine Branche sind, die vernetzt und kommunikativ ist, könnten wir aus dieser Idee gemeinsam eine Geschichte machen, die Geschichte von dem Jahr mit 40 Tagen Weihnachten…

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