Die Sonntagsfrage

Müssen wir über Literatur im Rundfunk reden, Herr Füreder?

20. August 2023
von Börsenblatt

Der Kultursender Bayern 2 streicht sein Literaturprogramm zusammen, der Kulturbetrieb schreit auf. Wie aber steht es um die Reichweiten der betroffenen Sendungen? Und welche Möglichkeiten der Einflussnahme hat der Börsenverein? Klaus Füreder, Vorsitzender des Landesverbands Bayern und Inhaber der Münchner Arabella Buchhandlung, nimmt in der Sonntagsfrage Stellung.  

Klaus Füreder

Klaus Füreder

Hat der Landesverband Bayern Kontakt zur Literaturabteilung des Senders aufgenommen?

Ja, wir sind mit den Verantwortlichen beim BR im Gespräch seit wir über den offenen Brief von den geplanten Änderungen erfahren haben – getreu dem Motto unserer Vorsteherin: Besser miteinander reden, als übereinander. Wir haben gute Verbindungen zu maßgeblichen Personen bei Bayern2 und ich habe mich daher persönlich über die Pläne informieren und austauschen können.

Gibt es Informationen über die Einschaltquoten der von der Streichung betroffenen Sendungen?

Es ist wohl tatsächlich so, dass die diskutierten Formate wie z.B. der Diwan, Einschaltquoten und Reichweiten erzielen, die weit jenseits dessen liegen, was sich Bayern2 selbst zum Ziel gesetzt hat und was letztlich auch aus Sicht des Buchmarkts wünschenswert wäre.

Passen Quotendruck und Literatursendungen überhaupt zusammen?

Ich glaube nicht, dass so ein innerer Widerspruch besteht. Ich denke, alle Seiten sollten sich darum bemühen, Formate und Konzepte zu entwickeln, die Literatur und Sachbücher attraktiv und begehrenswert machen. Nicht zuletzt sind Bücher ja auch die Grundlage für viele sehr erfolgreiche Unterhaltungs-und Diskussionsformate.

Und zu den Alternativen? Wird Literatur beim BR nach der Programmreform einen Platz im Sendeschema behalten?

Das ist uns vehement und glaubhaft versichert worden, und ich habe persönlich wenig Grund an diesen Worten zu zweifeln. Der bayerische Landesverband arbeitet seit Jahren in verschiedenen Projekten sehr vertrauensvoll und eng mit den Verantwortlichen bei Bayern2 zusammen und wir werfen hier unser ganzes Gewicht in die Waagschale, dass die Literatur im weitesten Sinne dort nach wie vor prominent ihre Plätze bekommt, nach Möglichkeit – und das ist wohl auch der Plan – mit noch größerer Präsenz und Reichweite als bisher.

Hätte man nicht auch in einem ersten Schritt die bestehenden Literatursendungen modernisieren und innovativer gestalten können?

Manchmal ist es einfacher und besser, die Dinge von Grund auf neu zu denken. Der Buch- und Literaturbereich ist nur ein Baustein im Zuge einer größeren Programmreform und ich denke, es ist wichtig, dass wir den Verantwortlichen bei Bayern2 in dieser Entwicklung einen gewissen Vertrauensvorschuss gewähren. Dort sind Leute am Werk, denen das Buch und der Buchmarkt durchaus sehr am Herzen liegen.

Kann der Börsenverein Einfluss nehmen, sich bei der Entwicklung innovativer Sendungen möglicherweise auch einbringen?

Wir sind hier im Gespräch und die nächsten Termine sind schon geplant. Wir werden sicher nicht auf einzelne Sendungen Einfluss nehmen können und wollen das auch nicht. Aber wir nutzen alle unsere Kontakte und Optionen, um dem Buch bei Bayern2 weiterhin seinen Platz und seine Geltung zu erhalten. Die aktuelle Aufregung rührt ja vor allem auch daher, dass man für die Buchbranche dort bisher ein guter und verlässlicher Partner war und wir wollen dafür sorgen, dass das so bleibt.

Fragen: Sabine van Endert