Die Sonntagsfrage

Was wird nach dem Umzug bei der Büchergilde anders, Herr Elspas?

9. Mai 2021
von Börsenblatt

Die Büchergilde hat sich einen Tapetenwechsel verordnet – und ist vom Frankfurter Bahnhofsviertel in das Frankfurter Haus des Buches gezogen. Neue Arbeitsräume eignen sich perfekt, um Tradiertes aufzubrechen. Ob das Kistenchaos schon bewältigt ist, welche Vorteile die neue Nachbarschaft hat und ob mit dem Umzug auch neue Workflows und strategische Ziele verbunden sind – Antworten von Alexander Elspas, geschäftsführender Vorstand der Büchergilde.

Der Umzug kommt für uns zu einem idealen Zeitpunkt. Uns geht es dabei gar nicht um mehr Platz gemessen an der Quadratmeterzahl. Vielmehr um unseren Platz am richtigen Ort. Seit einiger Zeit schon tut sich so Manches in der Büchergilde: Wir wagen Neues, probieren aus, lassen das ein oder andere hinter uns, schärfen unser Profil. Kurzum: Wir stellen uns für die Zukunft auf. Da war der Umzug nur eine folgerichtige Konsequenz im Kontext dieser Entwicklung nach vorne. Und nachdem wir zuletzt nochmals ein wenig gewachsen sind und einige junge Kolleginnen einstellen konnten, sind nun 30 Mitarbeiter:innen mit umgezogen.

Die ersten Gespräche hinsichtlich eines möglichen Umzugs in die Brauchbachstraße reichen in den Sommer 2019 zurück, von Corona war da noch nichts zu ahnen. Flexibles und mobiles Arbeiten, in verschiedensten Arbeitszeitmodellen, praktizieren wir in unterschiedlicher Weise aber schon lange und machen damit die besten Erfahrungen – es erlaubt mehr Freiheiten, eine bessere Vereinbarung von Arbeit und Privatem. Wir alle empfinden das als gewinnbringend, in jeder Hinsicht. Und letztlich ist es nur zeitgemäß. Insofern sind wir tatsächlich selten wirklich alle zur gleichen Zeit im Verlag. Wer aber einen Arbeitsplatz vor Ort finden möchte, wird das selbstverständlich immer tun.

Was alles neu wird? Ein Standortwechsel bringt ja immer eine gewisse Aufbruchsstimmung mit sich, macht etwas mit dem Kopf, dem Empfinden, der Motivation. Das wollen wir nutzen und unterstützen, auch im Zusammenhang der Büroausstattung. Wichtig ist uns, eine gute Arbeitsumgebung zu schaffen, in der wir fokussiert arbeiten und uns wohlfühlen können.

Das Haus des Buches ist eine großartige Adresse

Der Umzug war eine bewusste Entscheidung im Zuge der Vorwärtsbewegung, in der die Büchergilde sich befindet. Was behalten werden sollte, hat seinen Ort gefunden – in der Brauchbachstraße oder anderswo. Unser Archiv befindet sich nun beispielsweise im Hotel Nizza. Vor allem aber schauen wir nach vorne. Wir haben viel vor, darauf freuen wir uns. Und das Haus des Buches, das Tradition und Moderne so gekonnt auch architektonisch verbindet, ist dafür definitiv ein guter Ausgangspunkt. Das entspricht uns sehr.

Das Haus des Buches ist eine großartige Adresse für uns als einzige literarische Buchgemeinschaft. Wir sitzen jetzt im Herzen der Branche! Über die direkte Nachbarschaft zu so engagierten und professionellen Branchenkolleg:innen freuen wir uns sehr, auf Möglichkeiten des Austauschs und der Vernetzung. Und das inmitten der »Kulturmeile« Braubachstraße, die nicht zuletzt durch ihre Nähe zum Römer und zur Paulskirche, aber auch zur Kleinen Markthalle eine tolle, anregende Umgebung bietet. Dass mit der Büchergilde nun ein Verlag im Haus des Buches angesiedelt ist, war ja schon fast ein wenig überfällig. Jetzt fehlt eigentlich nur noch eine Buchhandlung …

Wir orientieren uns stärker nach außen als vor einigen Jahren

Unsere Mitglieder und Genoss:innen spüren ja schon seit einiger Zeit etwas von dem, was in und mit der Büchergilde passiert. Das drückt sich im Programm aus, etwa im Bereich der Originalausgaben, den wir ausbauen. Wir orientieren uns aber auch stärker nach außen als noch vor einigen Jahren, z.B. über Veranstaltungen und Kooperationen. Abgesehen davon bin ich mir sicher, dass die nun andere räumliche Nähe zwischen Abteilungen und Kolleg:innen, wie sie die Fläche in der Brauchbachstraße zulässt, unser ohnehin schon familiäres Team noch enger zusammenbringt.

Was als nächstes ansteht? Das nächste Projekt steht immer schon vor der Tür, wir arbeiten kontinuierlich an vielen Projekten gleichzeitig, praktisch wie gedanklich – auch weil unsere Programme ja quartalsweise erscheinen. Insofern sitzen wir jetzt schon an einer Vielzahl neuer Konzepte und Aktionen, programminhaltlich wie auch in Richtung unserer Mitglieder und der Öffentlichkeit. Ein Großprojekt aber wird selbstverständlich unser 100jähriges Bestehen sein, dass wir 2024 gebührend feiern wollen und werden. Das will rechtzeitig angegangen werden.

Sofern möglich möchten wir im Rahmen unserer Generalversammlung der Genossenschaft, die Ende Juni ansteht, gern auch den Umzug zusammen mit unseren Inhaber:innen, den Genossinnen und Genossen, mit unseren Partnerbuchhändler:innen, Autor:innen, Illustrator:innen und natürlich auch den neuen Nachbarn feiern. Und bis dahin ist jeder Besuch willkommen.