Die Sonntagsfrage

Welche Bullshit-Rule ist die Schlimmste, Herr Backhaus?

4. Juli 2021
von Börsenblatt

"Schuster bleib bei deinem Leisten" oder "Eigenlob stinkt" - der Medienunternehmer Julien Backhaus hat für den FinanzBuch Verlag ein Buch über 50 "Bullshit Rules" geschrieben, die uns seiner Meinung nach am Erfolg hindern. Hat die eine oder andere nicht vielleicht eher etwas mit Kinderstube und guter Erziehung zu tun? Wie schafft man es, die zu überwinden? Und welche Regeln sollten Erfolgswillige stattdessen einüben? Das beantwortet Julien Backhaus in der Sonntagsfrage. 

Ich liebe es, Dinge zu hinterfragen. Zum einen verstehe ich sie dann besser, zum anderen entdecke ich dabei viel Unsinn, auf den ich lieber nicht hereinfallen möchte. Besonders angetan haben es mir schwachsinnige Lebensregeln. Menschen glauben an sie, zitieren sie tagein tagaus, ohne wirklich zu merken, was sie sich damit antun.

Die Bullshit Rules, von denen ich spreche, könnte man auch kollektive Glaubenssätze nennen. Denn irgendwie haben wir sie alle in uns, haben aber nie hinterfragt, ob sie für uns gelten sollten. Denn eines steht fest: Unsere Realität ist das, woran wir glauben. Und was wir glauben, bestimmen zumindest in der frühen Prägungsphase andere. Vater, Mutter, Verwandte, Lehrer, das Fernsehen und Comics (heute Instagram und TikTok).

Sie bringen uns Regeln bei wie "Man kann nicht alles haben", „Geld macht nicht glücklich“, "Eigenlob stinkt" oder "Mach keinen Fehler zweimal". Später fragen wir uns manchmal, warum wir im Leben nicht so recht voran kommen. Da gibt es Menschen, die scheinbar so viel mehr erreichen, gar reich und berühmt werden. Manche verändern die Welt. Was machen sie anders? Die Antwort: Sie brechen die Regeln. Regeln sind für die Masse. Wer tut, was die Masse tut, bekommt das, was die Masse bekommt. Wer das nicht will, darf nicht nach den Regeln der Masse spielen. Die Gleichung klingt logisch, ist in der Realität aber nicht so leicht zu erfüllen.

Manche Regeln haben es einfach verdient, gebrochen zu werden.

Keinen Fehler zweimal zu machen, ist nicht schlau

Nehmen wir die Bullshit Rule, keinen Fehler zweimal zu machen. Denn wer das tut, gilt gemeinhin als blöd. Und niemand möchte ausgelacht werden oder aus der „Gewinner-Gruppe“ ausgeschlossen werden. Tatsächlich ergaben Untersuchungen, dass die meisten Menschen weniger als einen Versuch unternehmen, etwas Neues zu schaffen. Zweimal möchte niemand scheitern. Wenn Sie allerdings Genies bei der Arbeit beobachten, werden Sie das genaue Gegenteil entdecken. Im 20. Jahrhundert veränderte Thomas A. Edison die Welt durch elektrisches Licht, im 21. Jahrhundert zeigte Elon Musk der Welt, wie man elektrische Autos baut.

Beide mussten für ihren Erfolg zahlreiche Niederlagen einstecken und wurden nicht selten für völlig meschugge erklärt. Aber sie wussten, dass sie nur dann innovativ sein würden, wenn sie neue Methoden probierten. Denn ein anderes Genie namens Albert Einstein erkannte: „Die Definition von Wahnsinn ist, immer das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“

Manche Regeln haben es einfach verdient, gebrochen zu werden.