Die Sonntagsfrage

"Wie hilft das Nachwuchsparlament, wenn es in der Ausbildung nicht läuft, Frau Geneit?"

3. April 2021
von Börsenblatt

Für einige läuft die Ausbildung im Buchhandel während Corona alles andere als gut, wie 60 Auszubildende am Montag in einem „Brandbrief“ auf Börsenblatt online dargelegt haben. Im Börsenverein werden die Interessen der Auszubildenden u.a. vom Nachwuchsparlament vertreten. Welche Hilfe können Azubis bei ihren Sorgen und Nöten von diesem Gremium erwarten? Das beantwortet Jennifer Geneit, Nachwuchssprecherin des Börsenvereins und Buchhändlerin bei Schweitzer Fachinformationen, in der Sonntagsfrage.

Als ich am Montag den "Brandbrief" im Börsenblatt-Newsletter gesehen habe, war ich zunächst erschrocken. Uns Nachwuchsprecher*innen ist aus dem Austausch mit unseren Mitauszubildenden und in den verschiedenen Taskforces bewusst, dass je nach Unternehmen und Möglichkeiten der ausbildenden Buchhandlungen die Ausbildung unterschiedlich gestaltet wird, werden kann und muss. Den Brandbrief verstehen wir allerdings als ein klares Signal, an die Unternehmen, die Ausbilder*innen, an das Nachwuchsparlament und auch uns Nachwuchssprecher*innen, das Thema Ausbildung noch mehr als zuvor auf den Tisch zu bringen. Und an den übrigen Nachwuchs, deutlicher und vehementer in seinen Forderungen nach einer guten Ausbildung zu sein.

Grundsätzlich sollte natürlich bei Schwierigkeiten in der Ausbildung der erste Schritt immer über die oder den Ausbilder*in erfolgen, denn zwischen Auszubildenden und den Ausbilder*innen sollte eine Vertrauensbasis bestehen. Auch der Firmenbetriebsrat oder die Handelskammern können in Sachfragen und bei Konflikten weiterhelfen. Das was die 60 Ausbildenden allerdings in ihrem Brandbrief fordern, wirft Fragen auf, die alle Ausbildungsverhältnisse betreffen. Welche Rolle kommt Auszubildenden in den Unternehmen zu? Gibt es Raum zum Lernen? Welche Formen von Verantwortung sollten Auszubildende übernehmen, welche geht über ihre Rolle als junge Fachkraft hinaus?

Den Brandbrief verstehen wir als ein klares Signal, an die Unternehmen, die Ausbilder*innen, an das Nachwuchsparlament und auch uns Nachwuchssprecher*innen, das Thema Ausbildung noch mehr als zuvor auf den Tisch zu bringen.

Vernetzung im Nachwuchsparlament

Mit genau diesen Themen beschäftigen wir uns als Nachwuchsparlament und genau hier versuchen wir weiterzuhelfen. Das geht zunächst über den Austausch. Eine gute Möglichkeit zur Vernetzung bietet das Nachwuchsparlament, das einmal im Jahr stattfindet. Dort treffen Nachwuchskräfte aufeinander - nicht nur aus den Buchhandlungen, sondern auch aus dem Verlags -und Barsortimentswesen. Bei der stattfindenden Parlamentssitzung kann man offen auf Probleme hinweisen und im Plenum darüber diskutieren. Wichtige Themen werden gebündelt und bei der Jahreshauptversammlung des Börsenvereins von den Nachwuchssprecher*innen vorgetragen. Unter dem Jahr beschäftigen sich Task Forces mit den Themen, die der Nachwuchs für sich als virulent identifiziert hat. Schon in den vergangenen Jahren stand das Thema Ausbildung bei uns im Fokus. Eine Taskforce arbeitet seit 2019 intensiv an einem Konzept für ein Gütesiegel für gute Ausbildung.

sprecherinnen@nachwuchsparlament.de

In dringenden Fällen sind wir Nachwuchssprecher*innen auch direkt für die Auszubildenden da. Über sprecherinnen@nachwuchsparlament.de können Nachwuchskräfte den amtierenden Nachwuchssprecher*innen eine Mail schreiben und ihnen von Sorgen, Nöten oder Problemen berichten. Als Nachwuchssprecher*innen haben wir die Möglichkeit, Probleme unter den engagierten Nachwuchskräften anzusprechen, herauszufinden, ob es sich um einen Einzelfall oder grundlegende Probleme der Branche handelt. Die anfragende Person kann dabei erst einmal anonym bleiben.

Sich über das Nachwuchsparlament zu engagieren, kostet natürlich Zeit und manche Veränderungen gedeihen nur langsam. Grundsätzlich gilt aber, dadurch, dass wir uns zusammentun, haben wir Möglichkeiten, direkt mit zentralen Branchenakteur*innen ins Gespräch zu kommen.

Wir sind überzeugt, langfristig sind alle Branchenakteur*innen an einer guten Ausbildung interessiert. 

Das Morgen in Zeiten der Pandemie nicht aus dem Auge verlieren

Der Brandbrief ist für uns also auch ein Auftrag, die Möglichkeit der Mitbestimmung für Auszubildende noch sichtbarer zu machen. Denn, wir sind überzeugt davon, langfristig sind alle Branchenakteur*innen an einer guten Ausbildung interessiert. Der Ausbildungsberuf des Buchhändlers ist essenziell, um zukünftig den Buchhandlungsbetrieb am Laufen zu erhalten. Nur durch ausgebildete Nachwuchskräfte können Kund*innen auch in Zukunft qualifiziert und fachspezifisch beraten werden. Geschulter Nachwuchs, der Spaß am Beruf hat und gerne in die eigene Buchhandlung geht, überzeugt auch Kund*innen immer wieder von einem Besuch in der Buchhandlung vor Ort. Nur eine hochwertige Buchhandelsausbildung, die auf den Nachwuchs eingeht, schafft glückliche und engagierte Buchhändler*innen von Morgen. Und genau das Morgen sollten wir auch in Zeiten der Pandemie nicht aus dem Auge verlieren.

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