Bundeswirtschaftsministerium fördert Verlagsbranche

Hilfen zur Digitalisierung

7. August 2020
von Börsenblatt

Mit dem Programm "Digital jetzt" will der Bundeswirtschaftsminister" kleinen und mittleren Unternehmen unter die Arme greifen. Wie die Buchbranche profitieren kann, erläutern Nikola Ulrich und Markus Wilhelm, Berater bei Publisher Consultants.

Digitalisierungslücke

Digitale Technologien und entsprechendes Know-how eröffnen neue wirtschaftliche Chancen, ermöglichen neue Geschäftsmodelle und Produktformen, intelligente Arbeits- und Produktionsprozesse oder eine bessere Vernetzung, zum Beispiel mit Partnern und Lieferanten.  All das sind auch – und gerade – in der Verlagsbranche entscheidende Erfolgsfaktoren für die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit. Trotzdem zeigen zahlreiche Studien, dass im deutschen Mittelstand immer noch eine deutliche Digitalisierungslücke klafft. Laut KfW Digitalisierungsbericht Mittelstand (2018) investieren KMU zu wenig in die Digitalisierung – weder in Technologien noch in Prozesse oder Wertschöpfung: Der Anteil der IT-Investitionen an den Gesamtinvestitionen ist in Deutschland in den letzten 15 Jahren nicht gestiegen. (ZEW/KfW, Digitalisierung im Mittelstand: Status quo, aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen, S. 39.)
Die jährlichen Ausgaben für Digitalisierung in KMU betragen durchschnittlich 17 000 Euro, oftmals aber auch weniger als 10 000 Euro . (VDI-TZ/ZEW, Anreize für mehr Investitionen zur Digitalisierung des Mittelstands, S. 7; KfW, Digitalisierungsbericht, Mittelstand 2018, S. 9.) Bei Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern sind die Ausgaben zuletzt sogar gesunken. (KfW, Digitalisierungsbericht, Mittelstand 2018, S. 9.)

 

Hindernisse auf dem Weg zur Digitalisierung

Zu den Hindernissen auf dem Weg zur Digitalisierung gehören insbesondere hohe Kosten für Investitionen, die von Banken zudem oftmals auch noch als „risikoreich“ eingeschätzt werden. Aber auch der (IT-)Fachkräftemangel ist im Mittelstand eine echte Digitalisierungsbremse. Dagegen können Mitarbeiterschulungen und Kompetenzaufbau im Unternehmen helfen. Mindestens ebenso wichtig ist die Vorbereitung, Schulung und Entwicklung der Belegschaft für Veränderungen im Zuge der digitalen Transformation. Nur so kann der Wandel gelingen. Defacto fehlen aber für all diese Punkte meist die personellen oder finanziellen Ressourcen.

Dank einer neuen Investitionsförderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) soll sich das nun ändern. Das Programm „Digital Jetzt – Investitionsförderung für KMU“ bietet kleinen und mittleren Unternehmen finanzielle Zuschüsse, um sie bei der Investition in digitale Technologien sowie bei der Mitarbeiterqualifizierung in Digitalthemen zu unterstützen. Die Förderung leistet einen wichtigen Beitrag, um einerseits zu verhindern, dass KMU den Anschluss in der Digitalisierung verpassen und andererseits Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit zu ermöglichen.

Wer und was wird gefördert

Bezuschusst werden mittelständische Unternehmen, die zwischen 3 und 499 Mitarbeitende und eine Betriebsstätte oder Niederlassung in Deutschland haben, in der die Investition erfolgt. Die Höhe der Förderung, die – ganz wichtig – nicht zurückgezahlt werden muss, bemisst sich anteilig an den Investitionskosten und ist nach Unternehmensgröße gestaffelt.

Bemerkenswert: Je weniger Mitarbeiter zum Unternehmen gehören, desto höher ist die Förderquote. Am meisten profitieren Firmen mit bis zu 50 Beschäftigten (bezogen auf das Vollzeitäquivalent), für die die höchsten Quoten eingeplant sind. Auch schnell zu sein lohnt sich, denn um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie zu begrenzen, hat das Bundesministerium für Anträge, die bis zum 30.06.2021 eingehen, höhere Förderquoten festgesetzt

Fördermodule

Das Programm enthält zwei Fördermodule, die einzeln oder auch beide beantragt werden können:

Fördermodul 1: „Investition in digitale Technologien“

Förderfähig sind neue Hard- und Software und damit verbundene Prozesse und Implementierungen im Unternehmen.

Fördermodul 2: „Investition in die Qualifizierung der Mitarbeitenden“
Dieses Modul bietet Fördermittel, um Beschäftigte im Umgang mit digitalen Technologien weiterzubilden. Dazu gehören beispielsweise die Erarbeitung und Umsetzung einer Digitalstrategie, IT-Sicherheit und Datenschutz, aber auch ganz grundsätzlich digitales Arbeiten und nötige Basiskompetenzen

 

Wie hoch ist die Förderung?

Die Untergrenze für die beantragte Fördersumme beträgt 17.000 Euro im Modul 1 und 3.000 Euro im Modul 2. Die maximale Fördersumme für Einzelunternehmen beträgt 50.000 Euro, für Investitionen von Unternehmen in Wertschöpfungsketten und -netzwerken erhöht sich diese auf 100.000 Euro pro Antragsteller.

Explizit werden die Investitionskosten in Unternehmen wie folgt gefördert (in Klammern die ab 01.07.2021 geltenden Förderquoten)
 

  • Bis 50 Beschäftigte: bis zu 50 (40) %
  • Bis 250 Beschäftigte: bis zu 45 (35) %
  • Bis 499 Beschäftigte: bis zu 40 (30) %.

Zudem gibt es Bonusprozentpunkte, die die Förderquote erhöhen, unter anderem für Unternehmen in strukturschwachen Regionen oder für gleichzeitige Investitionen mehrerer Unternehmen innerhalb einer Wertschöpfungskette bzw. eines -netzwerks. Maximal werden so 70 Prozent der Investitionskosten bezuschusst.

Wie läuft die Förderung ab?

Das Programm startet Anfang September 2020, das Antragstellungstool wird schon ab August freigeschaltet. Die Anträge müssen bis spätestens Ende 2023 eingereicht werden. Zu den Voraussetzungen für die Förderung gehört unter anderem ein Digitalisierungsplan, in dem das geplante Vorhaben beschrieben wird, die gewünschten Synergieeffekte zwischen IT-Anwendungen in unterschiedlichen Bereichen des Unternehmens hervorgehoben sowie Art und Anzahl der Qualifizierungsmaßnahmen erläutert werden. Wichtig ist auch, dass das Digitalisierungsvorhaben zum Zeitpunkt der Antragstellung noch nicht begonnen haben darf. Nach der Prüfung und Bewilligung haben die Unternehmen in der Regel zwölf Monate Zeit, ihr gefördertes Projekt umzusetzen. Ausgezahlt wird der Zuschuss schließlich, wenn der Nachweis über die Verwendung der Fördermittel geprüft wurde.  

Welchen konkreten Nutzen haben Verlage von der Förderung?

Die Entwicklung einer Digitalstrategie ist zweifellos die Voraussetzung für eine zielgerichtete Unternehmens- und Organisationsentwicklung sowie nachhaltig wirksame Investitionen. Diese Digitalstrategie  sowohl für Produkte und Geschäftsmodelle als auch für jeden Unternehmensbereich eines Verlags liefert die Basis für den gerade beschriebenen Digitalisierungsplan, der auch für die Antragstellung nötig ist. 

Ganz konkret profitieren Verlage – auch kleine und mittlere – von der Anschaffung neuer Technologien, wie etwa einem CRM-System, mit dem sich Kundendaten und -kontakte professionell, effizient und dezentral für Vertrieb und Marketing nutzen lassen. Oder ein CMS für eine effizientere Erstellung, Verwaltung, Archivierung und Digitalisierung von Inhalten und Produktformen.
Eine kluge Kombination der passend ausgewählten Technologien sichert nachhaltig die Datenintegrität, steigert die Effizienz und damit den Umsatz des Unternehmens.

Hand in Hand damit geht immer auch die entsprechende Schulung und Qualifikation der Mitarbeitenden – auch dafür stellt das Förderprogramm im Modul 2 Mittel bereit. Auf diesem Weg können Unternehmen internes Knowhow (weiter-)entwickeln, sei es durch Schulungen für Software, für die Digitalisierung von Prozessen, für das Entwickeln neuer Produktformen oder für die Nutzung von Social-Media-Kanälen, um nur einige Beispiele zu nennen.

Hochinteressant ist auch die Möglichkeit, das kollaborative Arbeiten mit Partnern und Dienstleistern mithilfe von Fördergeldern zu verbessern. So können die Mittel genutzt werden, um etwa digitale Lieferketten und Schnittstellen zu Lieferanten und Dienstleistern zu optimieren.

Der Nutzen dieser vielfältigen Maßnahmen liegt auf der Hand: Verlage gewinnen durch die Digitalisierung an Schnelligkeit, Flexibilität und Effizienz. Verbesserte Prozesse und digitalisierte Schnittstellen tragen zur Umsatzsteigerung und zu mehr Wachstum bei. Nicht zuletzt ist es so auch möglich, dass Unternehmen resilienter gegen Krisen werden und für die Zukunft besser aufgestellt sind. Diese Chancen sollte jeder Verlag nutzen.

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