Independent- und Kleinverlage

Alles außer gewöhnlich

2. Juni 2025
Redaktion Börsenblatt

Die vermutlich kleinste Druckmaschine der Welt wurde auf der Mainzer Minipressen-Messe gezeigt - und der Stand war am Ende der Messe ausverkauft. Auf der Verkaufsmesse für unabhängige und kleine Verlage wurden Unikate von Künstlerbüchern, Kleinauflagen von Handpressendrucken sowie besondere und besonders schöne Bücher angeboten. 

Blick in den Saal: Besucher schauen sich bei der Mainzer Minipressen-Messe 2025 Bücher an

Die wahre Kunst ist, früh genug da zu sein, um die besten Werke zu kaufen.

Besucherzitat

Die Messe (30. Mai bis 1. Juni) war durchgehend gut besucht, etwa 5.000 Interessierte schauten sich an drei Messetagen um - und kauften kräftig ein. „Es macht Spaß handwerkliche Perfektion zu sehen“, sagten viele, und: „Ach, komm, wir drehen noch eine Runde“. Für die Besucher dürfte interessant: Die Unikate und Bücher aus kleinen Verlagen sind nicht in jeder Buchhandlung präsent, hier sind die Bücher und handgeschöpften Papiere „Kunst zum Anfassen“. „Das ist alles Handarbeit, und Sie können alles in die Hand nehmen.“ so Hanspeter Leibold für seine „Kunstwerkstätte" aus Liechtenstein. Viele Stammgäste waren angereist, um Beispiel die Original Hersbrucker Bücherwerkstätte, Karl Friedrich Groß, Die gläserne Libelle, die Svato Verlag, widukind presse, auch V.O. Stomps-Preisträger wie die edition wasser im turm, Corvinus-Presse, Sonnenberg-Presse und der und der Axel Dielmann Verlag. Auch mit im Buchhandel gut etablierten Verlagen wie Reprodukt, dem Ulrike Helmer Verlag oder dem Input-Verlag von Ralf Plenz, Maro oder Baobab können Besucher:innen ins Gespräch kommen. 

Jannik Koppenhagen, Literaturwissenschaftler und Kulturvermittler, war erstmals gemeinsam mit dem langjährigen Kurator und Minipressen-Experten Jürgen Kipp für die Veranstaltung verantwortlich. "Von dem positiven Feedback der Künstler:innen, Verlage und Besucher:innen werde ich noch lange zehren und freue mich schon, mit vielen neuen Ideen, Impulsen und konstruktiver Kritik in die Planung der 28. Mainzer Minipressen-Messe zu gehen. Besonders habe ich mich über neue Beziehungen gefreut - diese reichen nun bis nach Kanada (Sheer Spite Press) und Brasilien (Lote 42)." Die Messe ist für die Anzahl der Aussteller (188 Stände) überproportional international: octubres ediciones beispielsweise stammt aus Mexico, Pathfinder Books aus Großbritannien, auch Verlage aus der Schweiz und Frankreich waren dabei. 

Bei den Ausstellenden dürfte der Erfolg der kleinen Messe nicht allein monetär zu messen sein. Der Austausch untereinander – die Stammgäste kennen sich seit Jahrzehnten – und der Kontakt zu neuen, erstmals hier präsenten Verlagen bereichert in mehrfacher Hinsicht: „Für jedes Buch, das ich verkaufe, kann ich mir ein weiteres kaufen“. 

Wie Buchliebhaber, Kreative und Sammler sich für das Druckhandwerk begeistern können, durfte die Designer Martin Schneider und Dominik Schmitz mit ihrem OpenPressProject aus Köln erfahren: der Stand mit 3D-gedruckten Handpressen zum Selbstdrucken von kleinsten Formaten war am Ende ausverkauft – Minipresse im wahren Wortsinn.

Winzig klein, aber alles dran: 3D-gedruckte Druckpresse mit Edelstahlwalze und Kugellagern, kleinen Flügelschrauben zur Druckregulierung und einer gewebten Wollfilz-Decke für hochwertige Tiefdrucke

V.O. Stomps-Preis

Der Preis wird für außergewöhnliche kleinverlegerische oder besondere buchgrafische bzw. literarische Leistungen vergeben. Der Hauptpreis ist mit 3.500 Euro dotiert, der Förderpreis mit 1.500 Euro.  

Hauptpreis 2025: Das kulturelle Gedächtnis
Der Verlag wurde 2016 in Berlin gegründet und wird derzeit von den Gesellschafter:innen und Kurator:innen Beate Swoboda, Peter Graf und Tobias Roth geführt. Potenzielle Überschüsse kommen ausschließlich dem Verlag selbst zugute, um neue Projekte zu ermöglichen und zu fördern. Für das Verlagsprogramm kennzeichnende sind Wiederentdeckungen sowie Neu- und Erstübersetzungen von Literatur. „Eindeutig dabei ist die gesellschaftliche Aktualität der Werke für das Hier und Jetzt, wie auch die Ausgewogenheit in der Herstellung: Moderne Distribution trifft feinsten Sinn für Satz, Papier und Einband.“, so die Jury.  .

Förderpreis: Lote 42
Der Verlag von Cecilia Arbolave verlegt seit 2012 in Brasilien illustrierte Bücher.

Über die Mainzer Minipressen-Messe

Träger der Mainzer Minipressen-Messe ist die Stadt Mainz. Die Vorbereitung und Durchführung liegen in den Händen des Mainzer Minipressen-Archives des Gutenberg-Museums. Sie erfährt Unterstützung durch den Kultursommer des Landes Rheinland-Pfalz, dem Börsenverein und weiteren Sponsoren. Die Messe findet seit 1970 in zweijährlichem Turnus statt.