INTERVIEW DER WOCHE: Andreas Degkwitz, Vorsitzender des Deutschen Bibliotheksverbands

"Auf die Ausleihe des E-Books von Maja Göpel wartet man in Berlin 16 Wochen"

29. März 2021
von Sabine van Endert

Die öffentlichen Bibliotheken wollen ihr Digitalangebot deutlich ausbauen - und fordern dafür mehr finanzielle Unterstützung. Mehr aktuelle Bestseller in der E-Book-Ausleihe, Filmstreaming, digitale Fortbildungsangebote, dazu Sonntagsöffnung und mehr Wunschprogramm für die Nutzer*innen. Andreas Degkwitz, Vorsitzender des Deutschen Bibliotheksverbands, zu den neuen Leitlinien für die Entwicklung Öffentlicher Bibliotheken bis 2025.  

Am 24. März hat der Deutsche Bibliotheksverband seine neuen Leitlinien für die Entwicklung der Öffentlichen Bibliotheken bis 2025 veröffentlicht. Für wen haben Sie die erarbeitet? Und warum ist ein neuer Leitfaden nötig geworden? 
Der dbv wendet sich mit seinem Positionspapier „ÖB 2025“ an die Entscheidungsträger*innen der Öffentlichen Bibliotheken; das sind die Kommunen und freien Träger wie z.B. die Kirchen, aber auch die Bundes- und Länderebene für übergreifende Themen. Bereits vor fünf Jahren hatten wir gemeinsam mit den kommunalen Spitzenverbänden ein Positionspapier zur Weiterentwicklung der Öffentlichen Bibliotheken veröffentlicht. Daran möchten wir anknüpfen und den Dialog hierzu fortsetzen. 

Welche Schwerpunkte setzt das Papier?
Angesichts des rasanten gesellschaftlichen Wandels zeigt der Leitfaden, wie Bibliotheken als öffentliche Orte zur Gestaltung dieser Veränderungen beitragen können und welche Unterstützung sie dafür brauchen. Themen sind Teilhabe der Bürger*innen an digital verfügbaren Informationen und Medien, Vermittlung von Informations- und Digitalkompetenz, Zugang zu dafür notwendiger Technik. Damit benennt das Papier Handlungsfelder und Voraussetzungen, um Bibliotheken als Orte der Vermittlung gesellschaftlicher Teilhabe und demokratischer Werte weiterzuentwickeln. 

Die digitalen Angebote der Öffentlichen Bibliotheken sollen „konsequent“ ausgebaut werden. Die Budgets sind begrenzt. Geht der Ausbau zu Lasten analoger Medien?
Gedruckte Medienbestände Öffentlicher Bibliotheken sind weiterhin stark nachgefragt. Dies zeigt die intensive Nutzung der „click & meet“-Angebote während der pandemiebedingt eingeschränkten Öffnung von Bibliotheken. Die Medienbestände Öffentlicher Bibliotheken sind weiterhin überwiegend analog. Zusätzlich werden selbstverständlich auch digitale Medien wie E-Books, E-Zeitschriften, Hörspiele und Filme (Streaming) wie auch digitale Fortbildungs- und Sprachlernangebote in den Bestand integriert. Ziel ist es, allen Bürger*innen einen umfassenden Zugang zu Inhalten in analoger und digitaler Form zu bieten. Die Medienetats werden entsprechend angepasst, damit ausreichend Finanzmittel für den Zugang zu gedruckten und digitalen Informations- und Medienangeboten zur Verfügung stehen. 

Um die Rechte von Autor*innen und Verlagen zu wahren, wird die Ausleihe von E-Books –  wie die gedruckter Bücher – ihre Grenzen haben. Zugleich ist davon auszugehen, dass Bibliotheken damit verkaufsfördernd wirken. 

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