Aus BBL 16: Nachhaltigkeit bei Penguin Random House

"Bis 2025 wollen wir alle Verlage klimaneutral gestellt haben"

24. April 2021
von Nils Kahlefendt

Die Verlagsgruppe Penguin Random House steht vor einer Mammutaufgabe: die gesamte Buchproduktion nach ökologischen Standards umzubauen – ohne dabei die Ökonomie aus dem Blick zu verlieren. Gesamtherstellungsleiterin Barbara Scheuer über die Fortschritte und die Nüsse, die es noch zu knacken gilt.

Sie sind Gesamtherstellungsleiterin und gleichzeitig Umweltbeauftragte der größten Publikumsverlagsgruppe im deutschsprachigen Raum – eine eher unübliche Personalunion? 
In unserem Haus sind Umwelt und ökologische Nachhaltigkeit schon lange wichtige Themen. Es wurde aber anfangs vor allem produktbezogen gedacht, deshalb waren sie in der Herstellung angesiedelt. Wir haben sehr früh am wichtigsten Hebel bei der Buchproduktion angesetzt: dem Papier. 

Rund 80 Prozent der CO2-Emissionen in der Buchproduktion werden durchs Papier verursacht …
Genau. Sie können glückliche Paletten nutzen und per Eselgespann ausliefern – das Papier ist trotzdem da! (lacht) Seit mehr als zehn Jahren setzen wir ausschließlich FSC-zertifiziertes Papier ein. Ein früher und wichtiger erster Schritt. In der Zwischenzeit hat sich in verschiedensten Bereichen des Produktionsprozesses enorm viel getan. Mit mehr Wissen und Erfahrung ist auch die Aufmerksamkeit für Umwelt­themen gestiegen, sie haben eine ganz andere Relevanz bekommen. 

Im vergangenen Dezember hat die Penguin Random House Verlags­gruppe die Healthy Printing Charta unterzeichnet. Worum geht es da? 
Wir verpflichten uns dazu, daran zu arbeiten, dass alle Inhaltsstoffe und Materialien am Ende des Produktlebens der Natur zugeführt und wieder genutzt werden können wie in einem Kreislauf. Das bedeutet beispielsweise, dass das Papier recycelt und die verwendeten Farben und Leime rückstandslos entfernt werden können. Die jeweiligen Materialien müssen also frei von schädlichen Bestandteilen sein. 

Handelt es sich um eine Art Vorstufe zur Cradle-to-Cradle-Produktion, der höchsten Produktionsstufe im ökologischen Druck? 
Wenn Sie so wollen, kann man von einer Vorstufe zu Cradle-to-Cradle sprechen. Wir verpflichten uns, jedes verwendete Material auf seine Grundbestandteile zu prüfen und uns im Zweifel für das umweltfreundlichste zu entscheiden – oder aber auf bestimmte Materialien ganz zu verzichten. Etwas, was wir schon länger tun. Für Cradle-to-Cradle-Produkte bedarf es dagegen einer Zertifizierung für jedes Element, von dem Papier über die Pappe, das Leseband und den Leim bis hin zur Farbe. Angesichts unserer Produktionsvolumina ist das derzeit kaum flächendeckend durchzusetzen, sowohl was die Verfügbarkeit und die nötige Vielfalt der Materialien als auch die infrage kommenden Druckkapazitäten im Markt betrifft. 

Was bedeutet dann die Unterzeichnung der Healthy Printing Charta für Ihre Nachhaltigkeitsstrategie bei Random House? 
Es ist vor allem auch als ein Signal an den Markt zu verstehen, an unsere Dienstleistungspartner, die wissen sollten, in welche Richtung wir unterwegs sind. Das Feedback ist schon jetzt immens. Da gibt es Materialhersteller, die das Thema bisher vielleicht als weniger relevant empfunden haben – und plötzlich beginnen, ihre Produkte zu überarbeiten. 

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