NZZ-Lesetipp

"Drecksarbeit des amerikanischen Verlagswesens"

20. Juli 2022
von Börsenblatt

Woody Allen, Blake Bailey, Michael Cohen: Immer wieder verlieren Autor:innen ihre Buchaufträge, wenn sie ins öffentliche Visier geraten. Bei Tony Lyons Verlag „Skyhorse“ kommen genau jene Bücher unter. Was für ihn zähle, sei die Polemik.

Startseite des Verlags Skyhorse Publishing mit Neuerscheinungen

Beim 2006 gegründeten Verlag Skyhorse erscheinen Bücher, „die kein anderer Verlag verlegen will. Oder die kein anderer Verlag zu verlegen wagt, auch wenn sie sich prächtig verkaufen“, so Sarah Pines in der NZZ. Mit seinen 20 Imprints macht das Haus inzwischen einen Jahresumsatz von 50 Millionen Euro.

Im Gespräch mit Pines erläutert der Verleger Tony Lyons seine Motive, Bücher von Personen zu veröffentlichen, die von der Gesellschaft kritisiert oder gar geächtet werden. „Er wolle keine Titel publizieren, wie sie der Literaturbetrieb zunehmend erwarte: zahme, gefällige, an allen modischen Diskursen ausgerichtete Bücher mit wokem Inhalt, verfasst von einem woken Autor.“

Und er kritisiert den Umgang mit Autoren, deren Meinung nicht in den „politischen Mainstream“ passe. Sie würden zunehmend diskreditiert. Diese Debatten nutzt Lyons für seinen Erfolg, indem er genau jene Autoren in sein Verlagsprogramm aufnimmt, wie etwa Woody Allens „Apropos of Nothing“. Mit Erfolg: Inzwischen wurden 56 Titel zu „New York Times“-Bestsellern.

„An allzu genauem Fact-Checking sei er nicht interessiert, was zähle, sei Polemik“, so Pines weiter. „Lyons nimmt es gelassen: ‚Nur weil etwas der gängigen Meinung widerspricht, ist es noch lange nicht falsch. Skyhorse glaubt an die Meinungsfreiheit. Die Demokratie braucht Öffentlichkeit, Debatte, Konflikt.‘“

Interessiert sei der Verleger an Streitgesprächen. Deshalb veröffentlicht er hin und wieder zwei Bücher zum selben Thema mit gegensätzlichen Thesen. Darüber hinaus kritisiert er in der Reportage die Debattenkultur der westlichen Gesellschaft. In China sorge die Regierung für Zensur, im Westen private Firmen und Medien.

Die gesamte, sehr lesenswerte Reportage: Einen Verlag für böse Bücher.