Ihre Konturstriche schaffen Kopfkino
Die zarte Kontur ist ihr Markenzeichen: Bilderbuchkünstlerin Hannah Brückner verwandelt zeichnend sogar das Scheitern in Schabernack. Ein Porträt.

Hannah Brückner vorm blauen Hafenkran in Hamburg-Barmbek.
Die zarte Kontur ist ihr Markenzeichen: Bilderbuchkünstlerin Hannah Brückner verwandelt zeichnend sogar das Scheitern in Schabernack. Ein Porträt.
Hannah Brückner vorm blauen Hafenkran in Hamburg-Barmbek.
Als Kind wollte Hannah Brückner Busfahrerin werden, "denn die Busse hatten so ein riesiges Lenkrad. Bis ich dachte: Immer dieselbe Strecke fahren ist doch nicht so spannend." Zum Glück kam für das 1989 in Berlin-Weißensee geborene Mädchen die Kunst dazwischen, viele Bildbände, die die alleinerziehende Mutter, eine Kunstlehrerin, zu Hause offen liegen ließ: "Bei Dürer fand ich toll, wie fein er Haare malen kann" – unwillkürlich kommt einem da in den Sinn, wie akribisch Brückner mit einem Rapidografen in ihrem Erstling "Mein fantastisches Baumhaus" unzählige winzige Pünktchen nebeneinandergesetzt hat, aus denen sich ein Bild erschließt.
Als Grundschülerin zeichnete sie mit Begeisterung Treppenbilder im Stil M. C. Escher, "ich wollte diesen Perspektivwechseln auf die Spur kommen und bin in diesen Räumen, diesen Welten regelrecht versunken – das kann ich bis heute gut". Auch literarisch war Brückner bewandert und schon als Zehnjährige mit ihrem Zwillingsbruder in der Jury des Berliner Zentrums für Kinder- und Jugendliteratur LesArt. Ein Schülerpraktikum im Weinmeisterhaus hatte Folgen: Das Jugendkulturzentrum eröffnete ihr eine Welt, in der sie sich in vielen künstlerischen Techniken ausprobieren durfte; sie arbeitete an Köpfen und Porträts, die sie ihrer Kunstlehrerin zeigte. Die daraufhin erstaunt meinte: "Und warum kriege ich das erst jetzt zu sehen?!" – und flugs eine Ausstellung organisierte. "Ich war 14 und stolz wie Bolle!"
Fortan arbeitete Brückner einmal pro Woche im Weinmeisterhaus mit der Künstlerin Pura Kauf als Zeichenlehrerin, interessierte sich für grafische Berufe – und begann 2009 an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg Illustration zu studieren. Gefehlt hat ihr dort das Vermitteln, warum man auf eine bestimmte Art erzählt. "Denn wenn ich einem Verlag eine Geschichte vorstellen will, brauche ich dazu eine Haltung." Bereits während des Studiums hatte sie gejobbt, um sich zu finanzieren: Eis hergestellt, Pommes frittiert, in einem Spielzeugladen gearbeitet. "Das erdet. Gibt Ideen. Und ist bis heute existenziell notwendig." Aktuell arbeitet sie abends in einem Programmkino; ehrenamtlich übt sie in der Bücherhalle Barmbek mit Kindern Lesen, "ich finde das wichtig."
Sie wollen diesen B+-Artikel weiterlesen?
Nutzen Sie unsere B+-Angebote ab 5 €/Monat:.
Mit B+ haben Sie Zugriff auf alle Plus-Artikel sowie auf das aktuelle E-Paper und das Heft-Archiv seit 2019.
Börsenvereinsmitglieder und Abonnierende des Print-Heftes können B+-Inhalte ohne zusätzliche Kosten nutzen. Mehr dazu hier.
Um B+ zu abonnieren/nutzen, müssen Sie sich bei Börsenblatt Online registrieren.