Buchhändler-Aktionen

Original und Fälschung

26. Oktober 2006
von Börsenblatt
Peter Hartung aus Regensburg verwandelte seine Buchhandlung in ein Fotostudio. Und stellte das Filmplakat zum "Parfum" nach. Verführerisch liegt sie da, die Schöne mit dem schneeweißen, nur leicht verhüllten Körper. Ihre rote Mähne lodert wie Feuer. Ihre Hand hält eine weiße Rose.

Plakat zum Film

Ob im Kino oder in der Buchhandlung: An den Plakaten, die mit dieser Szene für Tom Tykwers Film "Das Parfum" werben, kommt zurzeit niemand vorbei. Auch im Schaufenster der Hartung´schen Buchhandlung in Regensburg hängt ein Plakat, um auf die Verfilmung von Patrick Süskinds berühmtem Bestseller aufmerksam zu machen. Aber wer es genauer betrachtet, staunt nicht schlecht. Denn das Bild, das dort zu sehen ist, zeigt keineswegs Hollywood-Ikone Rachel Hurt-Wood, sondern Ronja Schineis, Auszubildende im ersten Lehrjahr: "Viele Kunden haben den Unterschied zwischen dem Originalplakat und unserer Eigenproduktion nicht auf Anhieb erkannt", erzählt Sortimenter Peter Hartung.

Die Idee, das "Parfum"-Plakat in seinem Laden nachzustellen, kam ihm ganz spontan beim Anblick der Filmankündigung: "Ich habe immer mal so verrückte Einfälle", gesteht Hartung: "Und manches lässt sich gerade in einem kleinen Geschäft eher verwirklichen als in einem großen Unternehmen." Ronja Schineis - seit September bei Hartung in der Ausbildung - konnte er sofort von seiner Idee begeistern.

Nachhelfen bei roten Haaren

Um die Filmszene nachzustellen, rückte das Team samstags kurzerhand einige Tische und Bücher im Verkaufsraum beiseite, um mitten im Wochenendgeschäft ein kleines Fotostudio nachzubauen. "Die Utensilien für die Umsetzung waren einfach zu beschaffen", berichtet Hartung: "Für die Aktionstische habe ich ohnehin immer Dekostoffe auf Lager. Und Markus Brönner, Ronjas Freund und zudem Hobbyfotograf, stand hinter der Kamera und hat die Fotos hinterher am Computer bearbeitet." Nur bei den roten Haaren, da mussten sie digital etwas nachhelfen, wie der Regensburger verrät.

Das Experimentieren mit ausgefallenen Konzepten gehört für den Sortimenter ebenso zu seinem Beruf als Literaturvermittler wie der Verkauf von Büchern. Seine Devise, mit der er Kollegen zu ähnlichen Aktionen ermutigen will: Originelle Hingucker müssen nicht immer aufwändig und teuer sein.