Meinung von Verlegern und Shop-Betreibern

Was dürfen E-Books kosten? Teil 1: Differenz zum Printpreis und Gratis-Angebote

19. November 2009
von Börsenblatt
Das Pricing bei E-Books wird kontrovers diskutiert. Auf der einen Seite stehen hohe Herstellungskosten, auf der anderen Seite Kundenerwartungen, dass E-Books billiger als die Printausgabe sein müßten. Wohin geht die Reise? Wir haben bei Verlegern und Sitebetreibern nachgefragt.

Frage an Betreiber von E-Book-Sites: Sollte ein E-Book billiger sein als ein Print-Buch?
Werner-Christian Guggemos, Geschäftsführer Ciando: Ein E-Book sollte nicht den gleichen Preis haben wie die Print-Fassung. Das führt bei Kunden erfahrungsgemäß zu einem negativen Feedback. Unsere Preise für ein E-Book liegen im Durchschnitt 10-15 Prozent unter dem für die gedruckte Version. Wir haben in den vergangenen Jahren die Erfahrung gemacht, dass die Kunden diese geringfügig abgesenkten Preise gut akzeptieren. Ein noch geringerer Preis geht auf Kosten des Umsatzvolumens.

Per Dalheimer, Geschäftsführer libri.de: Ein fairer Preis ist Voraussetzung für den Erfolg legaler Angebote. Nach unserer Libri.de Erfahrung wird ein 20% niedrigerer Preis als das jeweils günstigsten Printprodukt als fair empfunden.

Ronald Schild, Geschäftsführer MVB: Ähnlich wie Hörbücher sind E-Books eigenständige Produkte. Deshalb sollten die Preise für E-Books auch völlig unabhängig betrachtet werden. Die Verlage müssen für digitale Bücher eigene Preispunkte finden, indem sie das Kundenverhalten beobachten, Marktforschung betreiben und mit Preisen und Preismodellen experimentieren.

Christoph Kaufmann, Geschäftsführer Beam E-Books: Nutzer sind nicht bereit, Print-Preise für E-Books zu bezahlen. Sie sind davon überzeugt, dass E-Books in der Herstellung weniger für die Verlage kosten, schließlich entfielen Papier- und Druckkosten.

Frage an Verleger: Wie legen Sie die Preise für E-Books fest?
Ralf Müller, kaufmännischer Geschäftsführer Droemer Knaur: Droemer Knaur orientiert sich bei den E-Book-Preisen immer an der preisgünstigsten Print-Ausgabe.

Michael Justus, kaufmännischer Geschäftsführer S. Fischer Verlag: Als Ladenpreis eines E-Books wählen wir bei S. Fischer den Preis der jeweils günstigsten verlagseigenen Ausgabe des gedruckten Buchs. Ein klein wenig müssen wir hiervon abweichen: Da Apple für iTunes nur Preise mit x,99 € zulässt, steuern wir jeweils den nächstgelegenen x,99-€-Preis an.

Leif Greinus, Mitinhaber Verlag Voland & Quist: Generell liegen unsere Preise zwischen 60 und 80 Prozent der Printausgabe. Außerdem haben wir bei iTunes mit Aktionspreisen gearbeitet.

Was bringt es, kostenlose E-Books anzubieten?
Werner-Christian Guggemos: Kostenlose Downloads sorgen natürlich kurzfristig für eine große Resonanz, allerdings entwickelt sich hieraus in aller Regel kein nachhaltiges Geschäft. Es bleibt bei einem Strohfeuer. Kostenfreie E-Books werden deshalb hauptsächlich von jenen Portalen angeboten, die primär den Verkauf von Endgeräten ankurbeln wollen oder als Anbieter von E-Books noch wenig Markterfahrung haben.

Per Dalheimer: Dauerhaft kostenlose eBooks fördern eine Gratismentalität. Bisher bieten wir keine Gratisdownloads an.

Ronald Schild: E-Books dauerhaft kostenlos anzubieten setzt ein völlig falsches Signal. Es darf nicht der Eindruck entstehen, E-Books hätten keinen Wert. Etwas anderes ist es, E-Books im Rahmen einer Marketing-Aktion wie den libreka! Download-Days für einen kurzen Zeitraum kostenlos anzubieten.

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