Literaturfestival in der Provinz

Bis hin zum Schlachter präsentieren die Ladenbesitzer Bücher in ihren Schaufenstern, hängen Plakate auf und bringen Flyer unters Volk. Regionale Zeitungen kündigen das Ereignis an: Zum dritten Mal bereitet sich der 3 000-Seelen-Ort Bienenbüttel in der Lüneburger Heide auf ein ganz besonderes Lesefest vor.

Interesse für kleinere Verlage schüren

Gemeinsam mit Autoren und Verlegern will das Buchhändlerehepaar Anne-Grete und Detlev Patz das Interesse an den Büchern unabhängiger Verlage anfachen – und hat dazu die Buchwoche Bienenbüttel ins Leben gerufen. Erklärtes Ziel der Veranstalter: "die festgetretenen Wege der institutionalisierten Autorenlesung verlassen und Neues wagen«. So ging es für die Besucher der Buchwoche im vergangenen Herbst auf eine mehrtägige Lesereise durch die Buchlandschaften von sechs Verlagen. Die Etappen führten von der Buchhandlung Patz über das Zuhause eines befreundeten Fotografen, einen Gasthof und das Gemeindehaus Bienenbüttel.

An jedem Ort berichteten Büchermenschen aus ihrem verlegerischen Alltag oder gaben Kostproben aus ihren Werken. Den Auftakt machten Lutz Schulenburg von der Edition Nautilus und Autor Jochen Schimmang mit einer Lesung aus "Das Beste, was wir hatten". Als weitere "Reiseleiter" traten Volker Dittrich vom gleichnamigen Verlag und sein Autor Georg Meier mit "Härte 10" an, außerdem Axel Ernst (Lilienfeld) und Britta Jürgs (Aviva), die ebenfalls Leseproben aus aktuellen Publikationen zum Besten gaben. Autorin Sylvia Geist las aus "Vor dem Wetter", unterstützt von Verleger Stefan Buchberger (Luftschacht).

Ein musikalisches Gastspiel bot der Schauspieler Haye Graf, der Navid Kermanis Text "Das Buch der von Neil Young Getöteten" (zuletzt als Taschenbuch bei KiWi erschienen) mit Stücken des kanadischen Kultmusikers auf der Gitarre begleitete. Zum Abschied versammelte man sich im Verlagshaus Merlin in Gifkendorf, wo das Literaturfestival bei einer Ausstellung von Werken des Künstlers Horst Janssen ausklang.

Aktion sehr erfolgreich

"Der Besucherandrang war groß", sagt Buchhändlerin Patz. "Wir hatten Gäste aus der Gegend von Hannover bis Hamburg." Mit ihrem Festivalcharakter sorgte die Buchwoche für Stimmung im ganzen Ort. Dank einiger Sponsoren und Eintrittsgeldern von fünf Euro konnte das Programm auch finanziell gestemmt werden. Großes Plus: Die Autoren verzichteten auf Honorare. Ein schöner Erfolg – an den Patz in diesem Jahr mit einer Kinder- und Jugendbuchwoche anknüpfen will, bevor dann 2011 wieder die unabhängigen Verlage in den Fokus rücken.