Kommentar

VLB Rohstoff für Remixer

6. Mai 2010
von Börsenblatt
"Das Pfund, mit dem das VLB wuchern kann, ist die schiere Masse an Daten." Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteurin Sandra Schüssel.
Konsens – was war das noch mal? Diese Frage konnte man sich in letzter Zeit häufig stellen, wenn Themen wie der E-Book-Vertrieb für Zündstoff zwischen Verlegern und Buchhändlern sorgten. Umso mehr fällt es auf, wenn sich beide Sparten nun geschlossen hinter ein Projekt stellen: Das Verzeichnis lieferbarer Bücher (VLB) soll Referenzdatenbank für den gebundenen Ladenpreis werden.
Der Beschluss zeigt, dass sich das Verständnis der Branchenteilnehmer gegenüber dem VLB gewandelt hat: Noch vor drei Jahren musste sich der Betreiber anhören, der Dienst hinge am Tropf, sei heruntergewirtschaftet und nicht mehr existenzfähig. Nach etlichen Verbesserungen hinsichtlich der IT, der Datenqualität und der Vermarktung kehrt das VLB nun in die Mitte der Branche zurück.
Das Pfund, mit dem das VLB wuchern kann, ist die schiere Masse an Daten: Mit über 1,2 Millionen Titeln von fast 20 000 Verlagen gibt das Verzeichnis einen nahezu vollständigen Überblick über das Buchangebot in Deutschland. Nicht nur zur Referenzdatenbank ist das VLB deshalb prädestiniert. Besonders interessant könnte es künftig für Marktteilnehmer in der Buchbranche sein, vorhandene Datenschnittstellen des VLBs noch stärker zu nutzen. In Sachen Remixability hat das VLB großes Potenzial: Zusammen mit einem bestehenden Dienst – egal, ob der eines Verlags, einer Buchhandlung oder eines Zwischenbuchhändlers – könnten die VLB-Inhalte kreativ und nutzerfreundlich zu einem neuen Service kombiniert werden. Das könnte noch weit über das hinausgehen, was Anbieter von Warenwirtschaftssystemen und Online-Shops wie Amazon schon heute mit den VLB-Daten machen.