Institut für Handelsforschung

Jahresbetriebsvergleich: Sortimentsbuchhandel 2009

22. September 2010
von Börsenblatt
Die wichtigsten Kennzahlen im Buchhandel haben sich 2009 verbessert – das Betriebsergebnis kommt diesmal wenigstens auf eine glatte Null. So der Jahresbetriebsvergleich für den Sortimentsbuchhandel des Instituts für Handelsforschung in Köln ("Kölner Betriebsvergleich").
Dass der Buchhandel das Krisenjahr 2009 besser als andere Einzelhandelsbranchen hinter sich gebracht hat, zeichnete sich bereits Ende Dezember ab. Wie die Zahlen aber im Detail aussehen, das zeigt sich erst jetzt, da die Auswertung des Jahresbetriebsvergleichs für den Sortimentsbuchhandel vorliegt. 215 Buchhandlungen haben bei der Untersuchung des Instituts für Handelsforschung in Köln mitgemacht, die im Auftrag des Börsenvereins durchgeführt wird. Das Börsenblatt publiziert vorab exklusiv ausgewählte Werte. Die kompletten Ergebnisse werden Mitte 2011 in "Buch und Buchhandel in Zahlen" veröffentlicht.

Während bei den stationären Buchhändlern im Jahr 2008 noch ein Minus von 1,1 Prozent aufgelaufen war, konnten sie zwölf Monate später über alle Größenklassen hinweg ihren Umsatz um genau diesen Wert steigern (siehe Tabelle). Dabei wiesen freilich nicht alle Unternehmen die gleichen Mehreinnahmen auf. Am erfolgreichsten zeigten sich die großen Buchhandlungen mit 21 und mehr Mitarbeitern. Sie brachten es sogar auf einen Umsatz-zuwachs von 2,5 Prozent. Am zweitstärksten entwickelten sich die kleinen Läden mit bis zu drei Mitarbeitern. Sie gewannen mit 1,5 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich hinzu. Die einzige Größenklasse, die sich nicht verbessern konnte, waren Betriebe mit elf bis 20 Mitarbeitern. Gegenüber 2008 büßten sie 0,9 Prozentpunkte ihres Umsatzes ein.

Belletristik mit größtem Umsatzanteil

Wichtigste Einnahmequelle bleiben die belletristischen Titel – und das auf unverändertem Niveau. 22 Prozent trägt die schöngeistige Literatur nach wie vor zum Umsatz bei; zehn Prozent davon entfallen auf Hardcover und zwölf Prozent auf Taschenbücher. Mit 13 Prozent den höchsten Umsatzanteil haben die Taschenbücher in den kleinen Buchhandlungen, die bis zu drei Mitarbeiter beschäftigen. Am wenigsten gefragt sind sie in den großen Geschäften, dort beträgt ihr Anteil lediglich zehn Prozent.

Ebenfalls erfolgreich: Schule und Lernen, Kinder- und Jugendbücher

Hinter der Belletristik folgt der Bereich Schule und Lernen, mit dem 13 Prozent der Einnahmen generiert werden. Diese Art der Lektüre spielt in den Großbuchhandlungen eher eine geringere Rolle. Nur acht Prozent des Umsatzes erwirtschaftet diese Warengruppe dort. Immerhin fast doppelt so viel, 15 Prozent, sind es bei den Buchhandlungen mit sechs bis zehn Mitarbeitern. Auf Position 3 der wichtigsten Umsatzbringer liegen die Kinder- und Jugendbücher mit zwölf Prozent. Am besten verkauft werden sie in Buchhandlungen, in denen vier bis fünf Mitarbeiter tätig sind (Umsatzanteil: 13 Prozent). Eine geringere Rolle spielen die Titel auf den größeren Flächen. Lediglich neun Prozent des Umsatzes werden hier mit der Lektüre für Kids erzielt.

Umsatz pro Mitarbeiter gestiegen

Analog zum Aufwärtstrend bei den Einnahmen hat sich auch der Umsatz pro Mitarbeiter erhöht. 151.531 Euro hat jeder Buchhändler im Jahr 2009 durchschnittlich erwirtschaftet. Im Vorjahreszeitraum bewegte sich dieser Wert mit 149.467 Euro gut 2.000 Euro darunter. Der Pro-Kopf-Umsatz unterlag allerdings auch 2009 wieder deutlich sichtbaren, von den Betriebsgrößen abhängigen, Schwankungen. Am meisten Umsatz holen die Mitarbeiter in den großen Buchhandlungen rein: Sie kommen auf 159.705 Euro. Zum Vergleich das andere Ende der Skala: Bei den Kleinstbetrieben beläuft sich diese Kennzahl nur auf 144.934 Euro.

Der Barumsatz je Quadratmeter Verkaufsraum hat sich über alle Größenklassen hinweg positiv entwickelt und beträgt nun 3.275 Euro (2008: 3 140 Euro). Die höchste Flächenproduktivität erreichten einmal mehr die Buchhandlungen mit elf bis 20 Mitarbeitern – wenngleich in diesen Läden mit 3.661 Euro pro Quadratmeter fast 400 Euro weniger als im Vorjahr erwirtschaftet wurden. Auch bei dieser Kennzahl bilden die kleinen Betriebe das Schlusslicht. Sie kommen pro Quadratmeter auf einen Umsatz von 2.799 Euro.

Kunden kaufen mehr ein

Bei ihren Einkäufen ließen die Kunden 2009 mit 15,63 Euro mehr Bargeld pro Verkauf in den Läden zurück als im Jahr zuvor (15,35 Euro). Überdurchschnittlich viel, 16,25 Euro, gaben die Käufer in Buchhandlungen mit sechs bis zehn Beschäftigten aus. 2008 konnten sich noch die Großbuchhandlungen über die ausgabefreudigsten Konsumenten freuen. Am zurückhaltendsten zeigten sich die Bücherfreunde in den Läden mit elf- bis 20-köpfigen Teams. 13,76 Euro Barumsatz pro Barverkauf blieben hier hängen.

Neu dabei: Einkaufsgenossenschaften

Einen interessanten Einblick in das Bestellverhalten der Buchhändler bietet eine neu in den Betriebsvergleich aufgenommene Kennzahl: der Bezug über Einkaufsgenossenschaften. Vier Prozent der buchhändlerischen Bestellungen werden mittlerweile auf diesem Wege getätigt. Den höchsten Wert verbuchen die Läden mit 21 und mehr Mitarbeitern, sie bringen es auf neun Prozent. Sieben Prozent sind es bei den Buchhandlungen mit elf bis 20 Angestellten. Am wenigsten zum Einsatz kommt diese Bestelloption bei den Betrieben mit vier bis fünf Arbeitnehmern.

Der Barsortimentsbezug, auf dem die Modelle einiger Einkaufsgemeinschaften fußen, hat sich in der Auswertung dementsprechend verringert. Lag er 2008 noch bei 37 Prozent, waren es ein Jahr später noch 33 Prozent. Der Wert ist je nach Unternehmensgröße starken Schwankungen unterworfen. Die Großbuchhandlungen tätigen nur 20 Prozent ihrer Bestellungen beim Barsortiment, in den kleinen Unternehmen sind es 36 Prozent.

Genau gegenläufig fallen die Zahlen beim Direktbezug aus. Durchschnittlich 64 Prozent ihrer Ware kaufen die Buchhandlungen direkt bei den Verlagen ein. Die großen Buchhandlungen, die aufgrund einer besseren Verhandlungsposition die besseren Konditionen erhalten, lassen sich 72 Prozent ihrer Bestellungen von den Verlagen liefern. Bei den Buchhandlungen mit drei Mitarbeitern liegt diese Kennzahl lediglich bei 60 Prozent.

Lagerumschlag unverändert – Kosten stabil

Kaum vom Fleck kommt die Buchbranche beim Lagerumschlag. Er ist mit 5,2 nur geringfügig höher als 2008 (5,1). Am schnellsten drehen sich die Bücher immer noch in den größeren Geschäften, überdurchschnittlich lange Liegezeiten gibt es in Buchhandlungen mit vier bis fünf Mitarbeitern. Bei ihnen bewegt sich der Lagerumschlag sogar unter fünf.

Während die Buchhändler 2008 mit gestiegenen Kosten leben mussten, blieben diese 2009 stabil – der Anteil der Gesamtkosten am Umsatz beträgt immer noch 31,7 Prozent. Die höchsten Kosten fallen, anders als im Vorjahr, bei der obersten Größenklasse an – 33,8 des Umsatzes sind dort zu veranschlagen. Die niedrigsten Kosten weist mit 30,5 Prozent die unterste Größenklasse auf.

Personal und Mieten bedeutendste Kostenfaktoren

Den mächtigsten Kostenblock bilden die Personalkosten inklusive Unternehmerlohn. Sie summieren sich auf 19,1 Prozent – und halten damit bereits das dritte Mal in Folge ihr Niveau. Die höchsten Kosten gehen zulasten der Elf- bis 20-Mann-Betriebe, hier schlagen die Personalkosten mit 20,6 Prozent zu Buche. Wie in den Betriebsvergleichen zuvor waren die kleinen Buchhandlungen auch 2009 wieder in Sachen Personalkosten die sparsamsten. 17,5 Prozent beträgt diese Kennziffer bei ihnen, im Vergleich zu 2008 nochmals ein guter halber Prozentpunkt weniger. Die (bekannte) Schlussfolgerung daraus: Die Inhaber gönnen sich häufig nur ein geringes Salär.

Zweitgrößter Kostenfaktor sind die Mieten. 4,1 Prozent des Umsatzes müssen dafür durchschnittlich aufgewendet werden – ein Zehntel Prozentpunkt weniger als 2008. Mit Abstand die höchsten Mieten (und damit den Preis für ihre 1-a-Lagen) zahlen die Großbuchhandlungen. 6,4 Prozent vom Umsatz ist ihnen ein Top-Standort wert. Im Übrigen eine deutliche Steigerung zu 2008, als sie noch mit fünf Prozent ausgekommen sind. Lediglich 3,5 Prozent ihrer Einnahmen müssen die kleinen Buchhandlungen einsetzen.

Handelsspanne wächst

Die Betriebshandelsspanne der Buchhändler ist 2009 erstmals wieder gestiegen und beläuft sich nun auf 31,7 Prozent vom Umsatz. 2008 notierte dieser Wert bei 31,3 Prozent. Die Handelsspanne zeigte sich 2009 ausnahmslos proportional zur Unternehmensgröße. Die großen Läden mit mehr als 21 Angestellten erreichten eine Handelsspanne von 34,9 Prozent und sind damit Tabellenführer, die rote Laterne geht an die Kleinbetriebe mit bis zu drei Mitarbeitern. Sie kommen aufgrund geringer Verhandlungsmacht- und -masse nur auf einen Wert von 30,1 Prozent – immerhin eine Differenz von rund 15 Prozent zwischen dem oberen und dem unteren Ende der Skala.

Eine verbesserte Handelsspanne und gesunkene Gesamtkosten: Das kann sich nur positiv auf das betriebswirtschaftliche Ergebnis auswirken, denn es besteht genau aus diesen beiden Werten. Notierte diese Kennzahl 2008 durchschnittlich noch unter null (minus 0,5 Prozent), so liegt jetzt immerhin ein ausgeglichenes Ergebnis vor. Plus / minus null heißt es unter dem Strich. Und statt drei Größenklassen befindet sich jetzt nur noch eine im Minus. Ein negatives Ergebnis von einem Prozent des Umsatzes erwirtschaften die Betriebe mit vier bis fünf Mitarbeitern. Am besten schneiden die Buchhandlungen mit sechs bis zehn Angestellten ab. Sie dürfen sich über ein Plus von 0,8 Prozent freuen.

Die Ergebnisse zeigen: Der Buchhandel hat Durchhaltevermögen gezeigt und geht aus der Krise offensichtlich gestärkt und betriebswirtschaftlich besser aufgestellt hervor.

Christina Schulte