Ursprünglich hatte der Jubilar ganz andere berufliche Pläne: Nach seinem Abitur im Februar 1929 nahm er zunächst ein Theologie-Studium in Tübingen auf, das er später in Berlin und Gießen fortsetzte. Statt den Abschluss zu machen, absolvierte er aber schließlich eine dreijährige Lehrzeit in der Schrobsdorff'schen Buchhandlung bei Hofbuchhändler Walter Peters in Düsseldorf. Als Ausbildungsvergütung erhielt er im ersten Lehrjahr 20, im zweiten 30 und im dritten 40 Mark.
Im Zweiten Weltkrieg beorderte die Wehrmacht Bessler nach Frankreich. Dort war er als Kraftfahrer beschäftigt, arbeitete im Büro und zahlte seinen Kameraden den Sold aus – eine Tätigkeit, die er dem Irrtum seiner Vorgesetzten verdankte, die aus dem Buchhändler einen Buchhalter gemacht hatten.
Nach dem Krieg kehrte Bessler in seine Heimatstadt Worms zurück und eröffnete am 1. August 1948 als Nachfolger von Wilhelm Kohlbecker seine erste eigene Buchhandlung in der Wilhelm-Leuschner-Straße. Das kaum 40 Quadratmeter große Ladenlokal teilte er sich damals mit einem Devotionalienhändler und einer Bettwarenverkäuferin.
Fünf Umzüge später befindet sich das Geschäft heute in der Friedrichstraße. Die Leitung übertrug Bessler 1982 seinem Sohn Hans-Bernhard (53). Nach wie vor aber nimmt der Seniorchef regen Anteil am Branchengeschehen und bezeichnet sich selbst als ältesten Buchhändler Deutschlands. Noch heute lebt er in seiner eigenen Wohnung im selben Haus, in dem er seit 1915 aufwuchs. Das Geheimnis seines Alters? "Ich war mir nie zu schade für gutes Essen und guten Wein."
