Kommentar

Weihnachtsgeschäft: Gute Laune trotz getrübter Aussicht

24. November 2010
von Börsenblatt
Ins Halleluja der Prognose-Industrie einzustimmen mag schwerfallen, aber Mitsingen ist trotzdem Pflicht. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteurin Tamara Weise.
Wie viel sich die Deutschen 2010 ihre Weihnachts­geschenke kosten lassen? Kaum eine Frage scheint Marktforscher derzeit mehr zu beschäftigen als diese. Mindestens zehn Umfragen gab es bereits – und jetzt hat, übrigens zum ersten Mal, auch die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) eine Prognose vorgelegt.

Die zentrale Botschaft dieser Studie hat die Branche schon oft gehört.
Sie lautet: Bücher stehen auf den Einkaufszetteln ganz oben. Vier von zehn Deutschen würden darüber nachdenken, Lesestoff zu verschenken, heißt es bei der GfK – im Wert von etwa einer Milliarde Euro. Zum Vergleich: Spielwaren wollen 33 Prozent verschenken (für 1,6 Milliarden Euro), Kosmetik 20 Prozent (für 620 Millionen Euro) und Unterhaltungselektronik neun Prozent (für 880 Millionen Euro).
Eine Milliarde Euro für Bücher ist also eine stattliche Summe, vor allem, wenn man bedenkt, dass die GfK lediglich den Publikumsmarkt betrachtet (ohne Fach- und Schulbücher) – und der Branche hier zuletzt einen Jahresumsatz von rund 3,9 Milliarden Euro bescheinigte. Aber reicht diese schöne Prognose schon für ein "Ende gut, alles gut"?
Die Wirtschaftskrise 2009 hat viele in die Enge getrieben. Das stationäre Sortiment blieb davon weitgehend unberührt – schaffte am Jahresende immerhin eine Punktlandung. 2010 dürfte das schwierig werden. Statt mit einem Plus ist das Sortiment diesmal mit einem Minus ins Weihnachtsgeschäft gestartet. Angesichts dieser Ausgangslage gute Laune zu verbreiten und ins Halle­luja der Prognose-Industrie einzustimmen, wird manchem also schwerfallen. Mitsingen ist trotzdem Pflicht – selbst dann, wenn es am Ende nicht reichen sollte ...