GfK-Umfrage zum Weihnachtsgeschäft

Wolfgang Adlwarth: "Bestseller sind wichtiger denn je"

25. November 2010
von Börsenblatt
Die Wirtschaft brummt und das Konsumklima ist so gut wie lange nicht mehr. Was sich der Buchhandel vom Weihnachtsgeschäft erhoffen kann? Und ob auch E-Reader unterm Tannenbaum liegen werden? Ein Interview mit Wolfgang Adlwarth von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).

Vier von zehn Deutschen wollen ihren Liebsten dieses Jahr Bücher schenken, haben Sie bei Ihrer Umfrage festgestellt. Halten Sie das für eine gute Nachricht für den Buchhandel? Oder hatten Sie nicht doch noch ein wenig mehr erwartet?
Adlwarth: Ich war positiv überrascht. Das Potenzial, das sich aus der Umfrage ergibt, ist beachtlich – gut eine Milliarde Euro werden die Deutschen voraussichtlich für Buchgeschenke ausgeben. Obendrein: Keine andere Produktkategorie erreicht eine solch große Reichweite. Wenn das keine gute Nachricht ist...


Einem guten Weihnachtsgeschäft steht also nichts mehr im Weg?
Adlwarth: Sagen wir so: Die Rahmenbedingungen stimmen. Aus unserer Buchmarktforschung der vergangenen Jahre wissen wir jedoch, dass es im Buchhandel weniger auf äußere Faktoren ankommt, sondern eher auf innere. Zumindest im Publikumsmarkt.

Das heißt?
Adlwarth: Äußere Faktoren wie die allgemeine Konsumstimmung, Konjunkturdaten oder die Entwicklung am Arbeitsmarkt beeinflussen die Nachfrage nach Büchern kaum – was sich ja zuletzt auch bei der Krise 2009 noch einmal zeigte. Für Buchkäufer zählt in erster Linie das Angebot, das sie vorfinden. Vor allem Bestseller sind für sie wichtig. Sogar wichtiger denn je.

Welche Rolle werden E-Reader und E-Books spielen?
Adlwarth: Das haben wir diesmal nicht abgefragt. Aber was wir unabhängig von unserer Weihnachtsumfrage in unserem Panel sehen: Die Zahl der verkauften E-Books steigt – langsam und auf niedrigem Niveau, aber sie steigt. E-Reader dürften im Weihnachtsgeschäft also durchaus eine Rolle spielen. Dass es im Advent einen großen Knall gibt und auch der Markt für digitale Inhalte jetzt richtig in Schwung kommt, damit rechne ich aber eher nicht.

34,4 Prozent Ihrer Befragten haben geantwortet, dass sie Buchgeschenke auch per Internet einkaufen möchten.   
Adlwarth: Ja, aber die Quote deckt sich mit der anderer Umfragen. Sie ist weder niedriger noch höher als sonst.

Laut Ihrer Umfrage wollen die Deutschen 38 Euro für Buchgeschenke ausgeben – andere Studien setzen den Wert deutlich tiefer an. Ernst & Young etwa meldete einen Buchetat von 23 Euro. Wie erklären sich diese Unterschiede?
Adlwarth: Dass diese Werte so weit auseinander liegen, dürfte vor allem am Erhebungszeitraum liegen. Unsere Studie lief bis 4. November – Ernst & Young hat Verbraucher Ende Oktober befragt. Ich bin überzeugt, dass wir ein gutes, vielleicht sogar ein sehr gutes Weihnachtsgeschäft vor uns haben. Auch im Buchhandel.   

Sehen Sie Chancen, dass der Buchhandel diesen Schwung mit ins nächste Jahr nehmen kann?
Adlwarth: Das Potenzial ist jedenfalls da. Ich denke, 2011 werden wir ein moderates Wachstum sehen.

 

Wolfgang Adlwarth ist Geschäftsführer von GfK Panel Services Deutschland.