Kommentar

Thalia: Bei weniger bleibt mehr

22. Dezember 2010
von Börsenblatt
Großflächiger Buchhandel ist also doch nicht gewinnbringend zu betreiben. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteurin Christina Schulte.
Mehrstöckige Häuser in 1-a-Lagen, in denen stapelweise Bücher präsentiert und verkauft werden: Jene Art der Buchhandlung haben die Filialisten begründet. Vorreiter war Heinrich Hugendubel, 1979 eröffnete er in München das erste Buchkaufhaus.
In den vergangenen Jahren gab es bei dieser Vertriebsform wahre Wettrennen um attraktive Standorte, in manchen Städten machen sich zwei, drei oder gar vier Großflächen gegenseitig das Leben schwer (auch wenn das natürlich immer bestritten wird).

Thalia zumindest will jetzt dem Streben nach »immer höher und immer weiter« ein Ende setzen. 700 bis 900 Quadratmeter sollen künftig genügen, lautet die Ansage von Douglas-Chef Henning Kreke. Interpretieren lässt sich das so:

 

  • Großflächiger Buchhandel in Spitzenlagen ist also doch nicht gewinnbringend zu betreiben. Und irgend­wann reicht auch ein langer Atem nicht mehr. Ein Hinweis darauf sind etwa die stetigen Sortimentserweiterungen in Richtung Non-Books, Spiele, Geschenke etc.
  • Es gibt so etwas wie eine optimale Betriebsgröße in Spitzenlage, die sich just in dem von Kreke angedeuteten Bereich befindet. Das wussten auch viele der Buchhandlungen, die der Expansion der Filialisten zum Opfer gefallen sind.
  • Buchkäufer, die sich im Internet tummeln, und das waren gerade jetzt im Weihnachtsgeschäft nicht wenige, brauchen keine riesigen Flächen.

Interessant wird nun sein, wie die engsten Konkurrenten auf die Ansage des Marktführers reagieren. Ob seine Devise als grünes Licht für Downsizing gesehen wird? Sozusagen Schrumpfen im besten Einvernehmen?