Kommentar: Eichborn und Aufbau

Die Verlierer

22. Juni 2011
von Börsenblatt
Beim Fußball ist es einfach und übersichtlich: Wo es einen Verlierer gibt, da ist auch ein Gewinner. Aber außerhalb des Feldes sind die Dinge in der Regel komplizierter. Da kann es geschehen, dass zwei als Geschlagene vom Platz gehen. Und genau das ist gerade dem Eichborn Verlag und seinem Mehrheitsaktionär Matthias Koch widerfahren. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteur Holger Heimann.

Dem Eichborn Verlag droht die Zahlungsunfähigkeit. In der Regel ist das eine traurige Angelegenheit. Dennoch glich der Insolvenzantrag des Eichborn Verlags beim Amtsgericht Frankfurt einer Triumphgeste: Das Unternehmen hat nichts gewonnen, es genügte, dass Koch vorerst alles ver­loren hat, denn seine in Eichborn-­Aktien investierten Millionen werden nicht die gewünschte Rendite für den Aufbau-Verlag bringen. Koch hatte 13 von 48 Eichborn-Mitarbeitern einen Job in Berlin angeboten, für den Rest winkte bloß die Kündigung. Das »bestmögliche Angebot« (Koch) war für die Eichborn-Mehrheit nicht gut genug.

Aber ist die Insolvenz besser? Es ist unwahrscheinlich, dass dem Eichborn Verlag aus der jetzigen Krisenlage heraus noch einmal der Aufstieg gelingt. Das Unternehmen braucht Geld: Ein neuer Investor aber hat sich bisher nicht finden lassen.  Es geht nicht ohne motivierte Mit­arbeiter: Doch wer die Chance hatte, ist weg und anderswo unter Vertrag. Und notwendig sind interessante Bücher: Aber ein Programm, das zu besonderer Neugier veranlasste, hat der Verlag schon länger nicht mehr angeboten.

Letzteres aber trifft genauso auf den Aufbau-Verlag zu. Der Versuch, mittels Eichborn zu einem Unternehmen anderen Gewichts zu werden, erscheint zwar plausibel. Entscheidend aber bleibt eine eigene beflügelnde verlegerische Idee.