Marktplatz Druckgrafik auf der Leipziger Buchmesse

Mehr Druck!

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Erfolgreiche Premiere: Der erstmals eingerichtete „Marktplatz Druckgrafik“ sollte dem zuletzt schwächelnden Messe-Segment buch + art neues Leben einhauchen – und solvente Sammler anlocken.

Als das Kunstmagazin „Art“ in seiner Dezemberausgabe über das Druckgrafik-Revival einer jüngeren Künstlergeneration berichtete, lag der Fokus auf Leipzig, wo sich, mit der Baumwollspinnerei als Nukleus, derzeit ein neues „Grafisches Viertel“ etabliert. Die Technik ist - in ganzer Bandbreite von Lithografie bis Hochdruck - vorhanden; auch namhafte Maler der Neuen Leipziger Schule, allen voran Neo Rauch, machen Druck. Ganz anders die Situation auf der Leipziger Buchmesse bis 2011: Während die Gesamtbesucherzahlen Jahr für Jahr stiegen, verzeichnete das Ausstellungssegment buch + art (Halle 3), in dem Kunst rund ums Buch zu finden ist, einen sukzessiven Ausstellerschwund, als Folge blieben zunehmend auch überregionale Sammler weg. Der Künstlerbuch- und Grafikmarkt gehört sicher nicht zu den boomenden Branchenzweigen, doch zu den konjunkturellen kamen auch hausgemachte Ursachen. Leipzig positioniert sich erfolgreich als Lese- und Autorenmesse, in Sachen Druckgrafik wurde der Genius loci eher beschworen als fruchtbar gemacht.

Eine Neubelebung und damit den Ausweg aus diesem Teufelskreis suchte eine Initiative um Wolfgang Grätz (Büchergilde artclub, Frankfurt/Main) und die Leipziger Grafik-Designerinnen Katja Zwirnmann und Petra Schuppenhauer. Grätz, der bereits mit diversen Messegesellschaften in den Altbundesländern über den Aufbau einer Grafik-Messe verhandelt hat, ist überzeugt, dass die Entwicklung aus einer bestehenden Messe das erfolgversprechendste Konzept ist. Bei der Leipziger Messe liefen die Grafik-Promotoren offene Türen ein: Ergebnis der Gespräche war der „Marktplatz Druckgrafik“, der zur eben beendeten Buchmesse Premiere hatte. Im Segment buch + art wurde eine neue, zusätzliche Präsentationsfläche für originale Druckgrafik geschaffen, auf der sich rund 40 Galerien, Druckwerkstätten und Künstler präsentierten – wesentlich konzentrierter und qualitativ geschlossener als in den Vorjahren. Während sich die Initiativgruppe mit jeder Menge ehrenamtlicher Arbeit, Kontakten und Know-how einbrachte, auch einen eigenen Katalog-Flyer produzierte, richtete die Messe ein neues Standsystem ein, das mit preiswerten Kleinst-Modulen auch Einzelkünstlern die Teilnahme erleichterte.

Trotz Parallel-Veranstaltungen wie der Kunstmesse Rheinland-Pfalz in Mainz zeigte sich Grätz, der seit 15 Jahren in Leipzig ausstellt, mit dem Premierenlauf zufrieden. Die Zahl der Besucher (und Käufer!) war deutlich höher als zuletzt, auch eine Reihe von Künstlern, Galerien und Editionen, die sich auf Messen sonst eher rar machen, war vertreten. „Es ist ein Markt, der sich letztlich über Flüsterpropaganda unter den Sammlern entwickelt“, meint Grätz, der mit dem positiven Auftakt auch die Voraussetzung dafür gegeben sieht, dass die Messe weiter in diesen Bereich investiert. „Das Potenzial ist da – wo, wenn nicht in Leipzig?“