Stellungnahme des Börsenvereins zum Rabatt-Tauziehen bei E-Books

"Die Marktmacht von Amazon wirkt verheerend"

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Amazon setzt deutsche Verlage unter Druck, um von ihnen höhere Rabatte bei E-Books zu erstreiten. Der Börsenverein warnt vor den Folgen - und setzt auch darauf, dass die Politik Verlage hier nicht allein lässt. Die Marktmacht des Konzerns dürfe nicht unterschätzt werden, so Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis. „Die wachsende Dominanz von Amazon stellt in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht eine Gefahr für den Buchmarkt dar.“

Für Skipis bestätigt sich am Beispiel des Konditionenstreits zwischen Amazon und Bonnier (Details hier) einmal mehr, was der Börsenverein seit langem befürchte und immer wieder thematisiere. Die wachsende Marktdominanz von Amazon stelle in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht eine Gefahr für den Buchmarkt dar. „Faktisch ist Amazon auf dem Weg, weltweit auf dem E-Book-Markt und mittelfristig möglicherweise auch im deutschen Buchmarkt eine marktbeherrschende Stellung einzunehmen.“

Die negativen Folgen der Amazon-Strategie zeigen sich nach Ansicht von Skipis im E-Book-Markt besonders deutlich. Er bezeichnet sie als „verheerend“. Durch die Marktmacht von Amazon würden „Strukturen zerstört, die Qualität und Vielfalt gewährleisten.“ Die fortgeschrittenen Anfänge könne man in Deutschland bereits erleben. „Und wer die Preispolitik von Amazon in den USA betrachtet, kann sehen, was auf uns zukommt.“

„Wir müssen über weitere politischen Maßnahmen nachdenken“

Die Buchpreisbindung sei von zentraler Bedeutung für einen funktionierenden Buchmarkt. „So konnte sich im Vergleich zu den USA die Tolino-Allianz in Deutschland mit ihrem Reader kurzfristig erhebliche Marktanteile verschaffen, weil die E-Books auf dem Kindle oder auf anderen Readern nicht billiger sein können als auf dem Tolino oder anderen Geräten.“

Nichtsdestotrotz, gibt Skipis zu denken, führe die Tatsache, dass Amazon mit dem Kindle ein geschlossenes System geschaffen habe, dazu, dass Verlage ihre E-Books an Kindle-Kunden eben nur über Amazon verkaufen könnten. „Obwohl die Buchpreisbindung also die zwingende Voraussetzung dafür ist, dass der E-Book-Markt nicht komplett zum Oligopol wird und auch der stationäre Buchhandel als Anbieter Chancen behält, ist politisch über weitere Maßnahmen nachzudenken.“ Eine solche Maßnahme wäre: Amazon dazu zu verpflichten, seine proprietären Kindle-Formate für andere Händler und Verlage zu öffnen.