Woche der unabhängigen Buchhandlungen

Stöbern ohne Ende

14. November 2016
von Börsenblatt
Seit Samstag bündeln  Deutschlands Sortimente Hunderte von Aktivitäten in der Woche unabhängiger Buchhandlungen (WUB) – sie laden ihre Kunden zur Schlauen Stunde, setzen Bücher in Umkleidekabinen aus, überlassen ihre Buchhandlung Autoren. Eine erste Zwischenbilanz.

Zum Auftakt der WUB hatte Anne v. Bestenbostel in ihrer Buchhandlung in Nordenham am Samstag zum traditionellen Stöberabend eingeladen: "Am elften elften bis elf", also von 18 bis 23 Uhr, durfte bei Wein und Knabbereien nach Herzenslust gestöbert, Wunschzettel geschrieben und erste Geschenke gesichert werden. Heute Abend findet die "Schlaue Stunde" statt, "das wird sehr gut angenommen", erklärt v. Bestenbostel. "Vom Krabbenfischer bis zur Frau aus der Eisdiele erzählen die Leute von ihrer Arbeit oder geben Einblicke in Themen, in denen man sich nicht so gut auskennt.“ Heute berichten Autor Christopher Spatz („Nur der Himmel blieb derselbe“) und eine Zeitzeugin über die überlebenden Kinder der Königsberger Hungerkatastrophe, die aus Ostpreußen ins benachbarte Litauen flohen. Von jenen „Hungerkindern“ wohnen heute noch mehrere in der Wesermarsch. Morgen packen dann viele Ehrenamtliche und der Ladies‘ Circle in der Buchhandlung Weihnachtspäckchen für einen guten Zweck.

Die Schatulle in Osterholz-Scharmbek hat die WUB am Samstag mit einem Bücherbrunch um 13.30 Uhr gestartet: "Eine Kundin, die Catering macht, hat vier Kleinigkeiten vorbereitet, das war lecker", berichtet Sabine Gartmann. "Zwischen den einzelnen Fingerfoods wurden zehn Bücher vorgestellt, danach konnten die 25 Teilnehmer im Laden weiter stöbern, es tröpfelten von draußen noch ein paar nach." Morgen werden die Sortimenterinnen im Ort 250 eingepackte Bücher und Leseexemplare "aussetzen", in Umkleidekabinen, Arztpraxen, auf Tanksäulen, "das haben wir natürlich vorher abgesprochen", versichert Gartmann. In der Woche wird es zudem Lesungen geben, ein Kunde stellt das WUB-Lieblingsbuch (Benedicts Wells‘ „Vom Ende der Einsamkeit“) vor in einem leerstehenden Laden am Marktplatz, die Inhaberinnen lesen auch am Freitag in einer Arztpraxis.

Die Vokabel "unabhängig" gilt aber nicht nur für die Buchhandlungen selbst, sondern oft auch für die Programme, denen sie im Laden einen roten Teppich ausrollen: Bei Katrin Mirtschink von Pankebuch in Berlin kamen am vergangenen Samstag ausschließlich Titel aus unabhängigen Verlagen auf die schwedische Kaffeetafel – unter anderem vom Goggolz Verlag, von Dörlemann, Reprodukt und Wagenbach. "Unabhängigkeit ist uns ein wichtiges Anliegen", betont die Buchhändlerin.

An der Aktionswoche (12. bis 20. November) beteiligen sich, wie berichtet, insgesamt mehr als 350 Buchhandlungen. Hier geht’s zum Veranstaltungskalender.