Norwegen ist Gastland 2019

"Der Traum in uns"

12. Oktober 2018
von Stefan Hauck
In Anwesenheit der norwegischen Kulturministerin war am Messedonnerstag in Frankfurt Auftakt für den Auftritt von Norwegen als Buchmesse-Ehrengast in 2019. Die Norweger seien wohl das Volk, das am meisten lese, meinte Ministerin Grande, "und wir haben unglaubliche viele Vollzeitautoren".

Norwegens Gastlandauftritt ist auch eine Chance, die Diskussion über Meinungsfreiheit weiterzuführen, machte die norwegische Kulturministerin Trine Skei Grande heute auf der Frankfurter Buchmesse deutlich: "Immer mehr Länder wollen schützen und einschränken, dabei sollten wir zusammenarbeiten. Die Freiheit der Autoren ist die Freiheit zu schreiben."

Norwegen sei auf Platz 1 der Pressefreiheit, ganz vorn bei der gendergerechten Bezahlung und habe als viertes Land überhaupt das Frauenwahlrecht eingeführt, erinnerte die Ministerin die rund 300 Zuhörer im Pavilion. "Ich habe das Gefühl, die Welt schaut auf Norwegen, auf unsere Botschaft für kulturelle Bündnisse. Manche werden sagen: Das ist doch naiv, aber der Traum vom Miteinander ist in uns", wies sie auf das Gedicht "Das ist der Traum" (Text siehe unten) des 1994 gestorbenen norwegischen Dichters Olav H. Hauge hin, das das Gastlandmotto angeregt hat: "Der Traum in uns". "Hier geht es um Werte, die wir im kulturellen Dialog Europas vermitteln wollen". Die Norweger seien wohl das Volk, das am meisten lese, "und wir haben unglaubliche viele Vollzeitautoren".

Der Gastlandauftritt sei ein wichtiger Schub für die Buchproduktion und für Übersetzungen, meinte die Ministerin. "Literatur zu übersetzen, heißt, die Beziehungen zwischen den Ländern voran zu bringen – es ist Teil einer Friedensarbeit. Norwegen möchte Brückenbauer sein."

Gastlandauftritt-Projektmanager Halldór Gudmundsson, der auch schon den Island-Auftritt 2011 verantwortet hat, erinnerte an das große Interesse der deutschen Leser an der Nordic Noir, dann an der Belletristik und dass 2017 Maja Lundes "Geschichte der Bienen" der meistverkaufte Titel in Deutschland war – insgesamt sind im Vorjahr 540 norwegische Titel ins Deutsche übersetzt worden. "Es ist uns wichtig, die Rolle des Buchhändlers bei der Vermittlung von Literatur zu würdigen", betonte Gudmundsson, weshalb die Organisatoren auch Buchhändler nach Norwegen eingeladen hätten.

* Das ist der Traum, den wir tragen,
daß etwas Wunderbares geschieht,
geschehen muß –
daß die Zeit sich öffnet,
daß das Herz sich öffnet,
daß Türen sich öffnen,
daß der Berg sich öffnet,
daß Quellen springen –
daß der Traum sich öffnet,
daß wir in einer Morgenstunde gleiten
in eine Bucht, um die wir nicht wußten.

Olav H. Hauge
(1966 ins Deutsche übersetzt von Klaus Anders)