Waterstones-Mitarbeiter fordern mehr Gehalt

"Wenn wir den Lohn anheben, gehen wir pleite"

27. März 2019
von Börsenblatt
Mitarbeiter der britischen Buchhandelskette Waterstones fordern in einer Petition mehr Gehalt: Mindestens 9 Pfund pro Stunde (rund 10,54 Euro) wollen sie von ihrem Chef James Daunt. Der weigert sich mit dem Argument: "Dann gehen wir pleite!". Der Streit ist inzwischen Thema in Tageszeitungen. Auch Schriftsteller beziehen Position.

Mehr als 1.000 Autoren unterstützen die Kampagne für höhere Löhne für die Angestellten der größten britischen Buchhandelskette, darunter David Nicholls, Sally Rooney, Michael Rosen, meldet der "Guardian". Mehr als 280 Buchhandlungen betreibt Waterstones, die meisten davon in Großbritannien.

In der Petition heißt es:

"Wenn Buchhändler für einen Lohn arbeiten müssen, der unter dem Existenzminimum liegt, führt das dazu, dass diese Buchhändler gestresst und damit beschäftigt sind und wenig Zeit und Energie haben, um Bücher zu kaufen, zu lesen und mit Neuigkeiten und Trends in der Branche Schritt zu halten. All diese Aktivitäten werden außerhalb der vertraglich vereinbarten Zeiten durchgeführt. Viele Mitarbeiter sehen sie aber als für ihre Rolle relevant an." Mehr als 8.000 Unterstützer haben die Onlinepetition inzwischen unterzeichnet. In dieser fordern die Mitarbeiter einen Lohn von mindestens 9 Pfund (rund 10,54 Euro), im Großraum London mit seinen extremen Mietpreisen sollen mindestens £10,55 (rund 12,35 Euro) gezahlt werden.

Mindestlohn: Das ist die Untergrenze

Vergleich: Der Mindestlohn in Großbritannien beträgt gerade einmal 7,83 Pfund pro Stunde (rund 8,74 Euro) – damit sind die Briten Schlusslicht in der Europäischen Union. In Deutschland beträgt der Mindestlohn 9,35 Euro pro Stunde (brutto). Eingeführt wurde der verpflichtende Mindestlohn in Deutschland im Januar 2015.

"Wenn Sie den Basislohn deutlich anheben, dann müssen Sie das über alle Tarifgruppen hinweg tun. Dann gehen wir pleite und das hilft niemanden", verteidigte Waterstones-Geschäftsführer James Daunt den Kurs seines Unternehmens in einem Brief an die Autoren, der von mehreren Zeitungen zitiert wurde. Er erinnerte daran, dass die Kette erst seit zwei Jahren wieder schwarze Zahlen schreibt. Wenn die Gewinne stiegen, seien auch höhere Löhne möglich. "Wir sind einfach nicht profitabel genug, um den Zauberstab zu schütteln und alles zu vergolden", so Daunt.