Nach heftigen Protesten

Rechter Verlag von der Buchmesse Turin ausgeschlossen

10. Mai 2019
von Börsenblatt
Der italienische Verlag Altaforte, der einer neofaschistischen Partei nahesteht, ist von der Internationalen Buchmesse in Turin (9.−13. Mai) ausgeschlossen worden. Gegen dessen Teilnahme hatten das "Auschwitz-Museum" und Autoren heftig protestiert und einen Boykott angedroht.

Überlebende des Holocaust und Repräsentanten des "Auschwitz-Museums", die zu einem Messeschwerpunkt zum 100. Geburtstag des Schriftstellers Primo Levi eingeladen worden waren, hatten einen Boykott angedroht, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Man könne von Holocaust-Überlebenden nicht erwarten, hatte das Auschwitz-Museum Anfang der Woche formuliert, "den Raum mit jenen zu teilen, die die historischen Fakten die zum Holocaust führten, in Frage stellen" (siehe Archiv). Auch andere Autoren und Intellektuelle hatten einen Boykott angekündigt.

Infolgedessen wurde der Auftritt des Altaforte Verlag von der Internationalen Buchmesse in Turin (Salone Internazionale del Libro di Torino; 9.−13. Mai) untersagt, wie aus übereinstimmenden Medienberichten hervorgeht. Der Stand war am Donnerstag (9. Mai) komplett eingehüllt. Die Stadt Turin und die Regionalregierung von Piemont, die Anteilseigner der Messe sind, hätten diese aufgefordert, den Verlag auszuschließen. Der Verlag habe Werte angegriffen, zu denen sich die Turiner Buchmesse bekenne.

Die neunzigjährige Schriftstellerin und Dichterin Halina Birenbaum, eine Überlebende von Auschwitz, sagte, der Ausschluss von Altaforte sei "ein weiterer Beweis dafür, dass das Böse nicht gewinnen wird", wie die Nachrichtenagentur ANSA sie zitiert. Birenbaum hatte den Brief des Auschwitz-Museums an die Stadt Turin mitunterzeichnet.

Francesco Polacchi, der Gründer von Altaforte, steht der rechtsextremen Partei CasaPound nahe. Laut Medien habe sich Polacchi offen zum Faschismus bekannt und gesagt, dass der Antifaschismus Italiens größtes Übel sei. In seinem Verlag erscheint zudem ein Interviewbuch mit dem Innenminister und Lega-Chef Matteo Salvini. Salvini warf der Messe prompt "Zensurmaßnahmen" vor.