Interview mit Buchmesse Saar-Initiator Karsten Wolter

„Wir stoßen in die Lücke zwischen Leipzig und Frankfurt“

28. Juni 2019
von Börsenblatt
Vom 19.-21. Juni 2020 wird die erste Buchmesse Saar in der Saarlandhalle gefeiert. Mit-Initiator und Buchhändler Karsten Wolter erklärt im Interview, warum die Verlage angebissen haben.

Wie die Veranstalter am Freitag bekanntgaben, haben bereits mehr als 100 Verlage und Autoren*innen ihren Stand bei der Buchmesse Saar gebucht, innerhalb kürzester Zeit waren 50 Prozent der verfügbaren Plätze und 66 Prozent der Flächen belegt. Namhafte große und mittlegroße Verlage sind darunter, für Kleinverlage, Kreative und Selfpublisher gibt es günstige Präsentationsmöglichkeiten an Tischen.

Unter den Initiatoren sind Karsten und Diana Wolter (Buchhandlung Drachenwinkel, Dillingen) sowie Benjamin Kiehn. Kiehn ist hauptberuflich bei der Firma ProWin in Illingen beschäftigt, wo er für den Bereich Großveranstaltungen zuständig ist. Er ist außerdem Gründer der Fantasy-Messe „FARK“, die auch das Drachenwinkel-Team von Anfang an begleitet.  

Herr Wolter, warum braucht es überhaupt noch eine Buchmesse in der Region?
Die Frage habe ich in den letzten Monaten immer wieder gehört. Meistens in der Variante: Warum macht ihr das so groß? Die Antwort ist ganz einfach. Es gibt bereits mehrere kleine Veranstaltungen und Messen, die vor allem für sehr kleine Verlage interessant sind. Wir wissen aber als frühere Veranstalter der Fantasy-Leseinsel auf der Leipziger Buchmesse, dass gerade die mittelgroßen Verlage mit den Messen in Leipzig und Frankfurt doch sehr unzufrieden sind, denn dort sind Kosten hoch. Die großen Verlage suchen zwar nicht nach Alternativen, aber auch sie interessieren sich für weitere Möglichkeiten, sich zu präsentieren und ihre Bücher zu verkaufen. Warum wir eine große Messe mit 200 Ausstellern planen, hat auch einen pragmatischen Grund: Wenn ich einen großen Verlag anfrage, bucht er für einen vierstelligen Bereich einen Stand. Ein sehr kleiner Verlag bucht einen Tisch für 200 Euro. Für die Finanzierung des Projekts ist es also notwendig, dass wir auch die großen Verlage mit ins Boot holen.

Was wünschen sich die Verlage denn von der Buchmesse Saar?
Für Verlage ist das Wichtigste: Sie wollen die Chance, den Auftritt durch Buchverkäufe zu refinanzieren. Die Frankfurter Buchmesse will darum ja den Samstag als Verkaufstag dazunehmen, Leipzig möchte seine Messebuchhandlung abschaffen, die die Verlage viel Marge kostet. Darum ist klar, dass wir den direkten Verkauf am Stand ermöglichen. Daneben geht es aber auch um Wertschätzung: Wir sind ja selbst viel auf Messen unterwegs – es wird ein Ausstellercafé mit kostenlosen Getränken geben und die Möglichkeit, sich mal eine halbe Stunde eine Vertretung für den Stand zu organisieren, um mal eine Pause zu machen. Wenn die Aussteller Spaß haben wird’s eine gute Messe – wir wollen eine Wohlfühlatmosphäre schaffen.

Ihr gesamtes Organisationsteam ist in der Branche als Fantasy-Spezialisten bekannt. Mit Werkzeugs haben Sie die Fantasy-Leseinsel in Leipzig initiiert. Wird sich das auch auf der Buchmesse Saar widerspiegeln?

Die Verlage können sich auf der Buchmesse Saar in Themenbereiche einbuchen – aktuell sieht der Mix so aus, dass wir 50 Prozent Belletristik haben, die Fantastik macht knapp 20 Prozent aus. Die Messe soll eine Messe für alle werden und auf keinen Fall ein reines Fantasy-Event. Auch Schulbuchverlage stellen aus. Diese Vielfalt spiegelt sich dann auch bei den Lesungen wieder und am Freitag gibt es freien Eintritt für Schulklassen. Wir wollen ja keine goldene Ananas verdienen, sondern etwas fürs Buch machen! Trotzdem haben Sie Recht, wir müssen in den Gesprächen immer wieder betonen, dass die Buchmesse Saar für alle da ist …

Sie alle haben einen Hauptberuf, jetzt stemmen Sie nebenbei eine Buchmesse. Kein risikoarmes Unterfangen! Mit Blick auf die vielen Zusagen Verlage: Wie erklären Sie sich eigentlich Ihren eigenen Erfolg?

Klar, wir haben im Vorfeld viele Zweifler gehabt. Viele Verlage haben sich erst einmal bedeckt gehalten, aber inzwischen sind 100 Tische schon weg – 70 Prozent der Ausstellungsfläche sind gebucht. Wir hatten damit frühestens im August gerechnet, nun ging es viel schneller und ich rechne fest damit, dass wir bald komplett ausgebucht sein werden. Mit Benjamin Kiehn haben wir einen gut vernetzten Spezialisten im Team – und meine Frau und ich bringen die kurzen Wege zu den Verlagen mit. Diese Kontakte zu den Verlagen, mit den wir seit Jahren gut zusammenarbeiten, haben uns natürlich extrem geholfen. Eine neue Buchmesse ist natürlich eine Blackbox –  ein extremes Vertrauensvorschussding! Aber es ist wie im Sport – früher war ich Basketballtrainer: Wenn du sagt: „Der und der bekannte Spieler spielt bei uns mit, kommst du auch?“, dann lläuft die Sache irgendwann von alleine. Am schwersten sind die ersten Schritte. Vermutlich hat uns auch der Termin geholfen, den haben wir bewusst zwischen Leipzig und Frankfurt gelegt – viele Titel sind ja zu Leipzig noch nicht möglich. Wir können also viele Buchpremieren feiern!