Bei Hanser earlyreading bekommt der Kunde nach dem Erwerb des Titels noch während der Entstehung des Buches Zugang zum Text. Unmittelbar nach Fertigstellung der einzelnen Kapitel haben die Leser die Möglichkeit, Kommentare an den Autor zu senden und sich auszutauschen. Beim Kauf des Buches kann sich der Kunde zwischen der Option eBook oder Print plus ebook inside entscheiden.
Als erster Autor wird Axel Schröder das Buch „Der Agile Coach“ publizieren. Es erscheint Anfang 2020.
„Mit Hanser earlyreading geben wir der Zusammenarbeit mit unseren Autoren eine neue Dimension. Hanser bietet ihnen für die Interaktion mit ihren Lesern während der Entstehung neuer Bücher jetzt eine Plattform. Wir sind gespannt auf die Impulse, die sich daraus für die Arbeit am Manuskript ergeben“, sagt Michael Justus, Verlagsleiter Fachbuch im Carl Hanser Verlag.
Vielleicht, glaubt Justus, werde diese Art der Kommunikation mit den Lesern beim Schreiben für Autoren in naher Zukunft ganz selbstverständlich sein.
Was ist der Zweck dieser Übung?
Marketing oder ein besseres Produkt? Frühes Einbinden der Leserschaft? Ein Vertriebstrick, um mehr Direktumsatz zu generieren? Echter Dialog zwischen Autor und Lesern? Die Leser als zahlendes Lektorat/Korrektorat?
Das Buch hat ja wohl einen fixen Erscheinungstermin (laut Hanser Homepage Januar 2020), was für einen ergebnisoffenen, kritischen Dialog mit den Lesern fast keine Zeit lässt. So kurz vor Toreschluss kann ich auch nicht glauben, dass ich wirklich dem Autor beim Entstehen des Werkes über die Schulter schaue. Da ist der Text doch schon geschrieben und wird dann bloß häppchenweise online geschaltet.
Wer ist die Zielgruppe für eine solche Aktion? Wer kauft ein "ungeschriebenes" Buch? Das können doch nur schon bestehende Fans des Autoren sein - die Leute, die das Buch vermutlich ohnehin gekauft hätten und noch dazu bereit sind, in Vorleistung zu gehen.
Wie schützt sich ein Verlag dagegen, dass Passagen aus der Schreibphase in sozialen Medien diskutiert oder gar zitiert werden?
Wie gesagt - hochspannend. Auch wenn bei mir noch mehr Fragezeichen stehen. Ich werde das weiter beobachten.
danke für Ihren Kommentar. Ich möchte versuchen Ihre Fragen zu beantworten. Ich bin der zuständige Lektor für dieses Early-Publishing- Produkt im Hanser Verlag.
Zunächst kann ich Ihnen versichern, dass wir das Ganze völlig ohne Hintergedanken machen, also kein Vertriebstrick, kein Missbrauch der Leserschaft als Verlagsmitarbeiter. Das Ganze entstand zunächst auf Anregung des Autors, der die agile Arbeitsweise auf die Erstellung seines Buches übertragen wollte. Also nicht bis zur Manuskriptabgabe untertauchen, sondern schon vorher zeigen, was man gemacht hat.
Unsere Arbeitsthese lautet, dass es für die Leser interessant sein könnte, in Dialog mit den Autoren zu treten, um nicht so lange warten zu müssen bis das Buch erscheint. Hier schwingt natürlich die Idee mit, das auf andere Projekte auszudehnen, um bei einem teilweise mehrjährigen zähen Entstehungsprozess eines Buches schon frühzeitig mit interessanten oder auch brandaktuellen Innformationen aufwarten zu können. Ob das von der Zielgruppe angenommen wird, wird sich zeigen. Wir fanden, dass es einen Versuch wert sei.
Die Zielgruppe ist der Leser, der sich auch das Buch kauft. Er/sie muss natürlich einen sehr hohes Interesse am Thema haben, sonst wird sie/er sich nicht ein ungeschriebenes Buch vorab kaufen.
Buchpassagen zu diskutieren und zu zitieren ist nicht verboten. Warum soll man sich davor schützen? Eigentlich würden wir uns über eine so rege Teilnahme sogar freuen.