Analyse zum Buchhandelsumsatz 2019

Schwaches Ende, gutes Jahr

9. Januar 2020
von Christina Schulte
Trotz einer Zitterpartie im Weihnachtsgeschäft schloss das Jahr 2019 für den gesamten Buchhandel und auch für das Sortiment separat betrachtet mit einem Plus. Eine Analyse von Christina Schulte, stellvertretende Chefredakteurin des Börsenblatts.
Was für ein aufregendes Weihnachtsgeschäft! Die ersten Adventswochen trieben den Buchhändlern und Verlegern manchmal fast die Tränen in die Augen, weil die Umsatzzahlen sowohl im Sortiment als auch bei der Zusammenschau aller Vertriebswege weit hinter dem Vorjahr zurückblieben. In Kalenderwoche 52 dann endlich die Erlösung: Über alle Absatzwege hinweg schnellten die Einnahmen um satte 40,4 Prozent und im Sortiment gar um 48,4 Prozent nach oben, meldeten die Marktforscher von Media Control.

Dennoch: Für ein positives Dezemberergebnis hat dieses eine Woche natürlich trotzdem nicht gereicht. Und so verabschiedete sich das Jahr mit einem Dezemberminus von 2,1 Prozent über alle Vertriebswege hinweg, für die Buchhändler vor Ort lautete die Bilanz minus 3,7 Prozent. Wie gut, dass die Branche bis Ende November ein Polster anlegen konnte, das dann – anders als sonst üblich – schmolz, statt noch um den ein oder anderen Prozentpunkt anzuwachsen. Aber: Unterm Strich gelang der Branche 2019 über alle Vertriebswege hinweg ein Umsatzplus von 1,4 Prozent, für die Sortimenter waren es 0,5 Prozent.

Was machte das vergangene Jahr besonders?

Satteln wir das Pferd von hinten auf und beginnen mit dem nicht nur für Buchhändler, sondern für viele Einzelhändler verkorksten Weihnachtsgeschäft. Als Gründe für das schwache Jahresende werden etwa vom Handelsverband Deutschland die weiterhin abnehmende Passantenfrequenz in den Städten genannt, die starke Zunahme des Onlinehandels über die großen Plattformen sowie das teils sehr schlechte Wetter, das an einigen Orten zusätzlich für wenig Kauflust sorgte. Dabei nimmt der Buchhandel mit seinen professionellen Onlineangeboten eine Sonderstellung ein und macht es etwa Amazon weitaus schwerer als andere Branchen es ihren Konkurrenten machen.

So, jetzt aber zum Jahresverlauf, der viel besser war als der Dezember. Es lohnt sich beispielsweise, einen Blick auf die Entwicklung der Bücherpreise zu werfen, die der Branche Auftrieb gegeben hat. Der Durchschnittspreis betrug 2019 bei allen Vertriebswegen zusammen 13,61 Euro. Das sind 1,9 Prozent mehr als 2018 - für viele Buchhändler aber immer noch zu wenig. Der Mut, die Preisschraube weiter nach oben zu drehen, bleibt auch 2020 ein großer Wunsch an die Verlage. Gerade in den letzten Wochen berichten Buchhändler vermehrt von Rabattkürzungen, die ihre Handelspartner mit gestiegenen Kosten begründen – unter Auslassung der Option, die Preise zu erhöhen.

Hoffnung machen auch die Absatzzahlen: Eine Erholung dieser Messgröße zeichnet sich vor allem im Sortiment ab, der Absatzrückgang lag 2019 noch bei 1,4 Prozent. Zur Erinnerung: 2018 betrug er 2,3 Prozent und 2017 sogar 5,1 Prozent. Alle Vertriebswege in Summe verzeichneten nur eine geringe Veränderung der Anzahl der verkauften Bücher von minus 0,4 Prozent.

Und schließlich war 2019 in der Rückschau weniger turbulent als 2018, denn die Umsatzschwankungen in den einzelnen Monaten fielen nicht ganz so heftig aus. Die Bandbreite reichte über alle Vertriebswege hinweg von minus 11,8 Prozent im März bis hin zu plus 20 Prozent im April, wofür die Verschiebung des Ostergeschäfts verantwortlich war. Die Monate mit positiver Umsatzentwicklung gewannen das Rennen mit acht zu vier für sich. Die Buchhändler vor Ort mussten mit intensiveren Schwankungen leben. Sie bewegten sich zwischen minus 14 Prozent im März und plus 22,9 Prozent im April. Dabei hielten sich die Monate mit roten und grünen Zahlen die Waage.

Mit diesen Ergebnissen als Vorlage könnte auch das neue Jahr gelingen.

Die detaillierte und grafische Monats- und Jahresauswertung des Branchen-Monitors Buch nach Vertriebswegen, Warengruppen, Preisen und Absatz finden Sie im Börsenblatt Nummer 2, das am heutigen Donnerstag erscheint.