Antiquariat

Antiquariat in der Corona-Krise 2

20. März 2020
von Börsenblatt

Messeabsagen und -Verschiebungen allerorten, Corona-Fälle im Zusammenhang der New Yorker Antiquariatsmesse, und auch Versandantiquariate erleben derzeit Umsatzeinbrüche, obwohl die Postzustellung kaum eingeschränkt ist.

Die dreitägige internationale Antiquariatsmesse Tokio des japanischen Antiquariatsverbands ist heute wohl eröffnet worden (jedenfalls konnte nichts Gegenteiliges ermittelt werden), aber nicht mit allen angemeldeten Ausstellern; das Antiquariat Peter Harrington (London) hat seine Teilnahme abgesagt, andere womöglich auch.

Ganz abgesagt hat der australische Verband ANZAAB die Antiquariatsmesse in Melbourne, die erst für den 9. bis 12. Juli geplant war (siehe hier).

Andere große Messe – darunter auch die "Firsts" in London, die zu den international bedeutendsten zählt und vom 5. bis 7.  Juni stattfinden soll – halten sich derzeit mit öffentlichen Ankündigungen zurück, noch ist die Lage zu unübersichtlich.

Die wichtige New Yorker Antiquariatsmesse hat am ersten März-Wochenende noch stattgefunden. Allerdings haben sich dort offenbar mehrere Messeteilnehmer mit dem Coronavirus infiziert; das berichtet Sally Burdon, Präsidentin der International League of Antiquarian Booksellers (ILAB), in einer E-Mail, die gestern hier veröffentlicht wurde und die auch Namen nennt.

Dass Ladenantiquariate von der aktuellen Situation unmittelbar und auf vorerst unabsehbare Zeit betroffen sind, liegt auf der Hand. Aber auch das Versandgeschäft der Antiquare scheint unter erheblichen Umsatzrückgängen zu leiden.

Jörg Mewes (Bergische Bücherstube, Overath; siehe hier) berichtet von einer Halbierung des Bücherbestellaufkommens in den letzten knapp zwei Wochen, in denen sich die Ereignisse förmlich überschlugen: "Die Bestellungen in der ersten (Krisen-)Woche (so ab 9. März) haben um rund 50 Prozent nachgelassen, in der zweiten Woche sind es 55 Prozent. Auf die einzelnen Plattformen habe ich noch nicht geachtet. Erstaunlicherweise kommen auch keine Ankaufsangebote mehr."

Wilhelm Hohmann (Antiquariat Hohmann, Schemmerhofen; siehe hier), Ökonomiespezialist, berichtet von ähnlichen Erfahrungen: "Mit Zunahme der Corona-Meldungen wurde das Bestellaufkommen weniger, seit drei Tagen mittlerweile gar keine Bestellung mehr. Einen geplanten Verkaufskatalog verschiebe ich wohl, dafür mache ich voraussichtlich eine elektronische Liste, auch um zu sehen, ob überhaupt jemand reagiert."

Es handelt sich um zwei Einzeläußerungen, ein repräsentativer Überblick ist das natürlich nicht. Die Redaktion wird die Entwicklung weiter beobachten und ist jederzeit per E-Mail erreichbar (b.biester@mvb-online.de).