Corona-Pandemie

„Prozess der Normalisierung einläuten“

8. April 2020
von Börsenblatt
Der Shutdown kostet Deutschland laut Institut zwischen 150 und 260 Milliarden Euro monatlich. Die Industrieverbände fordern eine kontrollierte Aufhebung der Beschränkungen nach Ostern – unter bestimmten Voraussetzungen. Wie die Lockerungen der Wirtschaftsbeschränkungen aussehen könnte, dazu hat das Ifo-Institut eine Studie vorgelegt.

Eine interdisziplinäre Gruppe renommierter Wissenschaftler um ifo-Präsident Clemens Fuest und Martin Lohse, Präsident der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte, haben das mehr als 30-Seitige Positionspapier erarbeitet.

Die Strategie sieht vor, derzeitige Einschränkungen differenziert nach und nach zu lockern. Priorität hätten dabei Beschränkungen, die hohe wirtschaftliche Kosten verursachen oder zu starken sozialen und gesundheitlichen Belastungen führen. Regionen mit niedrigen Infektionsraten und freien Kapazitäten im Gesundheitssystem könnten, so der Vorschlag der 14 Experten aus deutschen Universitäten und Forschungsinstituten, beim allmählichen Neubeginn vorangehen. Beginnen sollten zudem Sektoren mit niedriger Ansteckungsgefahr wie zum Beispiel hochautomatisierte Fabriken sowie Bereiche mit weniger gefährdeten Personen, etwa in Schulen und Hochschulen.

„Weil wir damit rechnen müssen, dass die Pandemie uns noch viele Monate beschäftigt und letztlich nur unser Immunsystem uns schützen kann, brauchen wir eine flexible, nach Risiken gestaffelte Strategie – ein genereller Shutdown ist keine langfristige Lösung“, sagt Martin Lohse.

Wichtig seien jetzt

  • großflächige Tests
  • die Produktion von Schutzkleidung, Schutzmasken, Medikamenten und künftiger Impfstoffe zähle zu den vordringlichen Maßnahmen
  • der Aufbau neuer Kapazitäten zur Bewältigung der sozialen und psychischen Folgeschäden der Corona-Pandemie
  • In allen Sektoren mit Ansteckungsgefahr sollten die Hygienestandards verändert werden, nach dem Vorbild von Standards in Krankenhäusern oder der Lebensmittelindustrie und des Lebensmittelhandels. Man sollte mit Priorität dort öffnen, wo diese Standards eingehalten werden.
  • Sektoren mit hoher Ansteckungsgefahr sollten vorerst geschlossen bleiben, insbesondere Veranstaltungen mit vielen Zuschauern, Diskotheken, Clubs.

Hier geht es zum Postionspapier: Die Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie tragfähig gestalten

Auch die Bundesregierung plant die ersten Lockerungen der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie. In einem Konzeptpapier des Innenministeriums, das der Nachrichtenagentur Reuters am Montag vorlag, heißt es, der Einzelhandel soll unter anderem als als erstes öffnen dürfen.