Science-Fiction

Zukunft mit Hochspannung

24. August 2015
Maren Bonacker
Ob Kurzgeschichte, Roman, Comic oder Blankvers-Drama: Wir stellen aktuelle Science-Fiction-Titel vor, die auch die Gegenwart kritisch hinterfragen.  

Datenspeicherung und die Folgen
Manchmal ist Science-Fiction erst auf den zweiten Blick als solche zu erkennen. Vordergründig ist »Drohnenland« ein Krimi, in dem Aufzeichnungen von Bewegungen und Gesprächen Zeugenbefragungen überflüssig machen und alles fotografierende Polizeidrohnen Tatortbegehungen ersetzen. Doch bei Mordermittlungen merkt Kommissar Aart van der Westerhuizen bald, dass der Falsche verdächtigt wird und die digitalen Datenspuren offenbar manipuliert wurden. Manipula-tionen, die in weit größerem Ausmaß geschehen, als er zunächst ahnt. Science-Fiction auch für diejenigen Leser, die eigentlich keine lesen, denn Autor Thomas Hillenbrand dreht das Rädchen des technologischen Fortschritts so behutsam weiter, dass man sich immer wieder beklommen fragen muss, wie nahe er mit seinem Thriller vielleicht schon an die Realität heranreicht ... Grandios!

Thomas Hillenbrand: »Drohnenland«  /  Kiepenheuer & Witsch  /  432 S. / 9,99

Beunruhigende Wanderbewegungen
In kaum 50 Jahren spannt sich eine gigantische, mit Solarsystemen versehene Pontonbrücke über den Indischen Ozean. Auf ihr zu laufen ist streng verboten, und doch erzählen Geschichten von Menschen, die auf der Suche nach einer besseren Zukunft über diesen Trail nach Afrika wandern. Unter ihnen Meena, die wegen ihres allzu freien Denkens vom Tod bedroht ist. Tausende Kilometer entfernt bricht Mariama quer durch Afrika nach Addis Abeba auf. Die Geschichten der beiden Mädchen werden immer stärker verflochten. Faszi-nierende Darstellung einer nicht allzu fernen Gesellschaft, in der Politik, Wirtschaft und das Streben nach Energiegewinnung beunruhigende Züge angenommen haben.

Monica Byrne: »Die Brücke«  /  Heyne  /  448 S.  /  14,99 €

Geballtes SF-Wissen
Nach 29 Ausgaben des »Science Fiction Jahrs« im Heyne Verlag übernimmt Golkonda zum September das traditionsreiche Kompendium zur SF. Neben Rezensionsblöcken, einer Bibliografie der 2014 erschienenen Science-Fiction sowie einer Übersicht der 2014 verliehenen SF-Preise können sich Fans unter anderem auf ein Interview mit Andy Weir freuen. Zu den Highlights zählen darüber hinaus ein Beitrag über das Frauenbild in der SF und ein weiterer über die Anfänge der Space Opera. Geballtes Wissen und kritische Auseinandersetzung mit dem Thema machen schon lange die Qualität dieses Jahrbuchs aus.

Sascha Mamczak, Hannes Riffel (Hrsg.): »Das Science Fiction Jahr 2015«  /  Golkonda  /  September  / 600 S. / 29,90€

Atmosphärisch dichter Endzeitwestern
Nach dem Absturz seines Raumschiffs bewegt sich Pilot Abram Pollux wie im Fiebertraum durch die sengende Atmosphäre des Planeten Ouro. Diffus erinnert er sich daran, unmittelbar nach seinem Unfall niedergeschossen worden zu sein. Er will Rache nehmen, ohne sagen zu können, ob der Angriff auf ihn nicht selbst ein Akt der Rache war. Ivan Brandon und Zeichner Nic Klein bauen in diesem packenden Endzeitwestern langsam eine aus verschiedenen Strängen gewobene Comicgeschichte auf, deren Sog aus Pollux Amnesie resultiert:
Was ist nach seinem Absturz wirklich geschehen?

Ivan Brandon (Text), Nic Klein (Illustration): »Drifter - Crash.«  /  Cross Cult  /  128 S.  /  25€