Frankfurter Buchmesse - The Markets

Wetten auf die Zukunft

13. Oktober 2015
von Börsenblatt
Noch während die Messebauer in den Hallen alle Hände voll zu tun haben, findet in den Räumen des Business Clubs in Halle 4.0 schon ein Gipfel der besonderen Art statt: die Konferenz "The Markets – Global Publishing Summit".

Sieben Märkte stellen sich hier vor: mit aktuellen Zahlen und Fakten ebenso wie mit Visionen für die künftige Entwicklung. Es sind so unterschiedliche Märkte wie Indonesien, die Türkei, Mexiko, die USA, China, Südkorea und der deutsche Fachinformationsmarkt.

Den Auftakt der "Vision"-Vorträge macht Niels Peter Thomas von den Springer Fachmedien in Wiesbaden, einem Geschäftsbereich des neuen Fachinformationsriesen Springer Nature. Thomas wagte einen Ausblick auf das Jahr 2040, in dem sich vieles gedreht haben dürfte. In 25 Jahren, so Thomas' Prognose, wird Springer mehr IT-Spezialisten als Redakteure beschäftigen. Zwar werde es noch traditionelle Verleger geben, doch die meisten Wettbewerber im Markt wären neu. Was sich heute im Markt bereits ankündige, sei der Kopernikanischen Revolution vergleichbar. Wie man damals festgestellt habe, dass sich die Erde um die Sonne dreht, erkenne man, dass sich die Buchwelt nicht um Bücher dreht, sondern um Wissen. Diese Erkenntnis habe zahlreiche Folgen, etwa bei Geschäftsmodellen, neuen Formaten und Services bis hin zu maschinell generierten Inhalten. Zielgruppe der Zukunft seien die Wissenssucher, nicht die Buchleser.

Zurück in die Gegenwart brachte der indonesische Verleger Haidar Bagir (Mizan Group) das Auditorium. Er versorgte die Zuhörer erst einmal mit Basiswissen über die Inselrepublik, ihre Sprachen und Kulturen. Indonesiens Buchmarkt hat großes Entwicklungpotenzial, die knapp 1.200 Verlage haben 2014 mehr als 44.300 Neuerscheinungen produziert, 2012 waren es erst rund 23.200. Sehr hoch ist in Indonesien die Verbreitung von Desktops, Notebooks und mobilen Endgeräten. In dem 250-Millionen-Reich besitzen knapp 66 Millionen Menschen ein Smartphone.

Erheblich weiter und digitaler ist Südkorea: mit einem Hochgeschwindigkeits-Internet, an das 99 Prozent der Bevölkerung angeschlossen sind, und einem Smartphone-Anteil von 83 Prozent. Besonders erfolgreich ist das asiatische Land (50 Millionen Einwohner) bei der Entwicklung digitaler Lernmaterialien, wovon Robert S. Kim von iPortfolio die Business-Club-Besucher überzeugen konnte. Seine Firma produziert (teilweise animierte) digitale Sprachlehrbücher für die Englisch-Plattform Oxford Learner's Bookshelf. Titel auf einem inhaltlichen und technischen Niveau, über die man sich auch bei deutschen Schul- und Sprachverlagen sehr freuen würde. Kim hält die Arme auf für deutsche Inhalteanbieter: "If you have English learning books – Korean moms are willing to buy them".