Deutscher Jugendliteraturpreis 2015

Strahlende Sieger

16. Oktober 2015
von Börsenblatt
Die Gewinner des Deutschen Jugendliteraturpreises stehen fest: in der Kategorie Bilderbuch David Wiesner mit "Herr Schnuffels", in der Kategorie Kinderbuch Pam Muñoz Ryan mit "Der Träumer" (beide Aladin). Im Jugendbuch gewann Susan Kreller mit "Schneeriese" (Carlsen), im Sachbuch Christina Röckl mit "Und dann platzt der Kopf" (Kunstanstifter). Die Jugendjurys votierten für David Levithan mit "Letztendlich sind wir dem Universum egal" (FJB). Mit dem Sonderpreis für das Gesamtwerk wurde Illustratorin Sabine Friedrichson ausgezeichnet.

Auf die Frage von Moderatorin Vivian Perkovic, wie man denn diese Gefühlswelt der Pubertierenden beschreiben könne, meinte Autorin Susan Kreller: "Ich hab erst mal in meinem eigenen Leben recherchiert - und dann war das ganz einfach." "Ich finde, im Nachhinein verklärt man das immer etwas", merkte Staatssekretär Kleindiek ironisch an, "Pubertät kann schon furchtbar sein..."

Das Erzählen mit dem Bild sei wichtiger geworden, ebenso die besondere Gestaltung des Buchs - "die Haptik ist auch etwas, das dem Medium Buch zu eigen ist", merkte Birgit Müller-Bardorf an, die Vorsitzende der Kritikerjury. Röckl vermittele Wissen auf eine sehr emotionale Art  Wiesner greife Elemente des Comic auf, zunehmend werden verschiedene bildnerische Erzählstile gemischt. Müller-Bardorf verwies darauf, wie wichtig der Blick auf die internationale Literatur auch in der aktuellen Flüchtlingsdebatte sei.

Auch die Vorsitzende des Arbeitskreises für Jugendliteratur AKJ, Susanne Helene Becker, erinnerte an die Aktualität der Kinder- und Jugendliteratur und verwies als ein Beispiel auf das diesjährige Plakat zum Deutschen Jugendliteraturpreis, das von Claude Dubois stammt, der Illustratorin des Bilderbuchs "Akim rennt" (Moritz Verlag): "In den vergangenen Wochen und Monaten sind mehr und mehr Menschen in unser Land mit demselben Schicksal gekommen wie der Flüchtlingsjunge Akim". Bilder in der Kinder- und Jugendliteratur s eienfacettenreich, sie berührten. "Die Bilder aus den nominierten Bildern zeigen die Unterschiedlichkeit von Welt. Bücher leihen uns Ohren und Augen, die die Vielfalt dieser Welt erfassen", so Becker. "Ihr könnt wahnsinnig froh sein, dass ihr in einem Land lebt, in dem Frieden herrscht und ihr Bücher lesen könnt und nicht einfach Soldat werden müsst", wandte sich auch Matthias Schriefl an das Publikum, der mit Tamara Lukasheva (Duo Matria) gerade in der Ukraine auf Tournee war und bei der Preisverleihung einen internationalen musikalischen Akzent setzte.

"Wer nicht lesen kann, ist von vielen Aktivitäten ausgeschlossen", sagte Börsenvereinsvorsteher Heinrich Riethmüller. Er freute sich, dass beim Deutschen Jugendliteraturpreis die Aufmerksamkeit auf besondere Bücher gelenkt wird, die es in der Vielzahl der Titel nicht immer leicht hätten. Auch Ralf Kleindiek, Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, würdigte die enorme Bandbreite der 30 nominierten Titel. "Die Vielfalt der internationalen Kinder- und Jugendliteratur ist beeindruckend, sie zu schreiben, erfordert das richtigte Gefühl." Er hob die wichtige Rolle der Imagination hervor und zitierte einen Satz von Pablo Neruda, als Soldaten sein Haus durchsuchten: "Es gibt nur eine Sache, die euch gefährlich werden könnte: die Poesie".

Auf einen ganz anderen Aspekt machte Buchmesse-Sprecherin Katja Boehne aufmerksam - sie ermunterte vor allem die Kinder und Jugendlichen im mehr als 1000 Besucher umfassenden Saal Harmonie: "Wir brauchen Leute, die rund ums Buch arbeiten wollen, die andere Menschen auf neue Ideen bringen, die wissen wie man Bücher macht, wie man andere zum Kaufen und Lesen dieser Bücher animiert." Die Gewinnerin des Gesamtwerks, Sabine Friedrichson, verwies auf die uralte Form des Netzwerkens schon vor Jahrzehnten: "Unser Professor stellte auf der Buchmesse uns Absolventen der Abschlussklasse Sybil Gräfin Schönfeldt vor, die alle kannte. Sie schaute sich unsere Mappen an und sagte dann: 'Sie gehen mal zu Frau X von diesem Verlag, und Sie zu diesem Verlag, und mich schickte sie zu Hans-Joachim Gelberg. Da hatte ich Glück."