Die Sonntagsfrage

Warum fahren Sie nächstes Jahr nach Kiew, Frau Becker?

27. November 2015
von Börsenblatt
Für unterschiedlichste Auslandsmessen organisiert die Frankfurter Buchmesse Gemeinschaftsstände für deutsche Verlage. Immer wieder kommen neue Orte dazu, wie 2016 erstmals das Arsenal Book Festival in Kiew. boersenblatt.net fragt Bärbel Becker, Leiterin Internationale Projekte & Kooperationen bei der Frankfurter Buchmesse, nach welchen Kriterien die Messen ausgesucht werden.

"Kaum ist die Frankfurter Buchmesse vorbei, beginnen wir mit der Planung der Auslandsmessen: 2016 wird die deutsche Buchbranche auf 17 internationalen Buchmessen mit einem Gemeinschaftsstand vertreten sein. Wir treffen Jahr für Jahr eine Auswahl, welche Messen wir besuchen. Unverzichtbar sind natürlich die großen Handelsmessen in London, Bologna oder Peking. Die mitreisenden Verlage treffen hier potenzielle Kunden, informieren sich über die Besonderheiten der Märkte und erkennen im persönlichen Gespräch meist schnell, welche Interessen der Kunde hat, welche Titel im jeweiligen Sprach- und Kulturkreis funktionieren werden oder nicht.

Im nächsten Jahr besuchen wir zum ersten Mal das Arsenal Book Festival in Kiew, und zwar von 20. bis 24. April 2016. Dieses Festival ist das größte Kunst- und Literaturfestival der Ukraine, und ein Höhepunkt im kulturellen Leben des Landes. Es wurden schon häufiger Einladungen an uns herangetragen. Die Ukraine war in diesem Jahr mit einem großen Länderstand in Frankfurt vertreten – so gesehen planen wir 2016 den Gegenbesuch. Der Deutsche Gemeinschaftsstand mit einem entsprechenden Rahmenprogramm wird da mit Sicherheit auf großes Publikumsinteresse stoßen. Uns ist es dabei wichtig, den Kontakt zur Zivilgesellschaft zu halten und Branchenteilnehmern eine Möglichkeit zum Austausch zur eröffnen. In Kiew planen wir auf rund 40 Quadratmeter Stand eine Ausstellung von aktuellen Buchkollektionen, denn durch diese Auswahl an Büchern vermitteln wir ein vielfältiges, positives Bild von Deutschland. Darüber hinaus planen wir eine Diskussionsrunde für das Fachpublikum und eine Lesung mit einer deutschen Autorin oder einem deutschen Autor.

Deutsche Gemeinschaftsstände bringen nicht nur das Frankfurt(-er Buchmesse)-Feeling in alle Welt und unterstützen das Auslandsmarketing der Verlage, sondern sie sind eben auch Kommunikationsplattformen für Deutschland. In Zeiten der rückläufigen Deutschlerner und  -leserzahlen geht es darum, durch vielfältige Beziehungen ein Netzwerk der Sympathie für Deutschland, deutsche Themen und Autoren zu knüpfen – Beziehungen mit dem erwachsenen und dem jungen  Publikum und natürlich mit den Fachleuten der ausländischen Buchbranchen. Für das Publikum wird Literatur über Sprachgrenzen hinweg erfahrbar gemacht. Persönliche Begegnungen mit deutschen Autoren und Illustratoren am Stand, der Umgang mit diversen interaktiven Formaten machen Lust, sich mit deutscher Literatur und Kultur zu beschäftigen.

Auch auf anderen Buchmessen wie Teheran, Havanna oder Kairo sind wir vor Ort, um kulturelle Vermittlungsarbeit zu leisten. Unsere Buchkollektionen stoßen dort auf großes Interesse beim Publikum, der deutsche Stand wird von vielen Menschen besucht, die Deutsch lernen oder sich für deutsche Literatur interessieren.  Die ausgestellten Bücher verbleiben danach dann in der Regel auch im Land und kommen dort in die Goethe Institute, in Bibliotheken und deutsche Schulen oder Schulen, in denen Deutsch unterrichtet wird.

Aktuell ist daneben die Kinderbuchillustration ein Schwerpunktthema für uns. Für den Ehrengastauftritt in Bologna erarbeiten wir eine Ausstellung mit ausgewählten Arbeiten und aktuellen Büchern von Illustratoren. Diese Bücher werden auch auf den anderen Messen gezeigt.

Die Auslandsauftritte werden vom Team Internationale Projekte der Frankfurter Buchmesse organisiert, in enger Abstimmung mit den Goethe-Instituten vor Ort. Gefördert werden die Deutschen Gemeinschaftsstände vom Auswärtigen Amt und dem Bundeswirtschaftsministerium. Erklärtes Ziel des Auswärtigen Amtes ist es, einen Beitrag dazu zu leisten, dass  internationale gesellschaftliche Prozesse in ihrer Unterschiedlichkeit verstanden werden, um diese hinterher mit gestalten zu können. Als ein Mittel dazu möchte das Amt den Zugang zu und das Verständnis von Literatur fördern."

Weitere Informationen zu den Deutschen Gemeinschaftsständen 2016: www.buchmesse.de/dgs