Rogner & Bernhard

Kein & Aber kauft insolventen Verlag

23. März 2016
von Börsenblatt
Der Zürcher Verlag Kein & Aber hat mit Wirkung zum 21. März den insolventen Berliner Verlag Rogner & Bernhard übernommen. Dazu gehören auch sämtliche Autorenverträge und Buchbestände. Die bisherige Programmleiterin Johanna von Rauch bleibt an Bord.

Kein & Aber hat sich zu diesem Schritt entschlossen, heißt es in der Mitteilung der Zürcher, "da sich die Programme der beiden Verlage in idealer Weise ergänzen. Beide verstehen sich als innovative Qualitätsverlage mit international bekannten Hausautoren."

Kein & Aber-Verleger Peter Haag erklärt: "Berühmte internationale Autoren wie T.C. Boyle, Woody Allen oder Nick Hornby sind in deutscher Übersetzung erstmals bei Rogner & Bernhard erschienen. Der Verlag ist seinem Profil stets treu geblieben und konnte viele große Erfolge verbuchen. Das passt zu uns und wir können den Rogner & Bernhard-Autoren eine neue Verlagsheimat bieten." Kein & Aber freue sich über die zahlreichen, sehr positiven Reaktionen der betroffenen Autorinnen und Autoren.

Rogner & Bernhard wird dabei nicht als Imprint von Kein & Aber weitergeführt, teilen die Zürcher auf Anfrage mit, auch der Name werde (auf lange Sicht) nicht übernommen.

Johanna von Rauch, bisherige Programmleiterin von Rogner & Bernhard, wird ab April von Berlin aus im Lektorat für den Verlag Kein & Aber tätig sein. In Berlin wird es daneben keine weiteren Mitarbeiter geben, heißt es aus Zürich.

Rogner & Bernhard wurde 1968 in München gegründet und gehört zu den profilierten, unabhängigen Verlagen in Deutschland. Im Programm befinden sich unter anderem die Rechte des modernen Klassikers Douglas Adams ("Per Anhalter durch die Galaxis") oder die Aufklärungsbestseller "Make Love" und "Make more Love".

Insolvenzverwalter Rolf Rattunde: "Ich bin sehr zufrieden"

Der Insolvenzverwalter Prof. Rolf Rattunde erklärt gegenüber boersenblatt.net, dass es in einem internationalen Investorenprozess rund ein Dutzend Interessenten zur Übernahme von Rogner & Bernhard gegeben habe − letzlich aber zwei konkrete Angebote eingegangen seien. Der Gläubigerausschuss habe sich für das Angebot von Kein & Aber entschieden. Dabei handle es sich um eine Gesamtveräußerung, sprich alle Autorenverträge fallen an die Zürcher. So sei keine Einzelzustimmung der einzelnen Autoren notwendig. Bei der "Make Love"-Reihe, zu der es auch eine TV-Sendung gibt, sei der Prozess schwieriger gewesen, da zunächst Lizenzvereinbarungen und Urheberrechtliches geklärt werden mussten, fügt Rattunde an. Er ist mit der jetzt erreichten Lösung "sehr zufrieden", bei der der Verlag als Einheit erhalten bleibe. Kein & Aber habe alle Assets übernommen, im Inslovenzverfahren müsse jetzt nur noch die Unternehmenshülle abgewickelt werden.

Hintergrund

Am 11. Dezember 2015 hatte die 1968 gegründete Rogner & Bernhard GmbH & Co. KG beim Berliner Amtsgericht Charlottenburg ein Insolvenzverfahren beantragt. Das Gericht setzte daraufhin am 15. Dezember den Rechtsanwalt Prof. Rolf Rattunde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt, der den unabhängigen Verlag fortführte. Der Verlag hatte laut Mitteilung von Rattunde 2014 eine Millionen Euro umgesetzt. Anfang März wurde das Insolvenzverfahren eröffnet, Insolvenzverwalter wurde Rattunde.

Die Assets − und damit das Buchlager und die Buchrechte − des ebenfalls insolventen Verlags Haffmans & Tolkemitt hatte Till Tolkemitt, wie berichtet, zum 1. März zurückgekauft. Tolkemitt war Geschäftsführer beider Verlage.