Narses-Umfrage zu Folgen des VG Wort-Urteils

Fast jeder zweite Verlag will Ausgaben kürzen

27. Juli 2016
von Börsenblatt
101 Verlagsgeschäftsführer hat die Narses Beratungsgesellschaft gefragt, welche finanziellen Folgen das Urteil des Bundesgerichtshofs zur Verlegerbeteiligung bei VG Wort-Ausschüttungen hat. 26 Prozent haben an der anonymen Online-Befragung teilgenommen. 46 Prozent der Teilnehmer kündigten Ausgaben-Kürzungen als Folge des BGH-Urteils an.

35 Prozent der Umfrageteilnehmer verneinten dies, 19 Prozent schlossen Kürzungen nicht aus ("Vielleicht"). Die Rückforderungen, mit denen die befragten Verlage laut Narses rechnen, summieren sich auf 2,335 Millionen Euro. Durchschnittlich müsste jeder Verlag 90.000 Euro zurückzahlen – das entspricht zwei Prozent des Umsatzes.

Obwohl die Ausschüttungen an Verlage seit 2012 nur noch unter Vorbehalt ausgezahlt wurden, hätten sich viele Verlage nicht ausreichend auf mögliche Rückforderungen eingestellt. Nach Informationen von Narses hätten nicht alle Verlage Rückstellungen gebildet.

Unter den Verlagen, die Ausgabenkürzungen ausschließen ("Nein", 35 Prozent) sind überproportional viele große Häuser vertreten (50 Prozent). Sie waren offenbar in der Lage, ausreichende Rücklagen zu bilden, könnten die Rückforderungen aus laufenden Einnahmen zu bestreiten oder sie aus bereits eingegangenen Kreditengagements zu finanzieren. 52 Prozent der Fachverlage gaben an, keine Kürzungen vornehmen zu wollen.

Besonders von Kürzungen betroffen sind Wissenschaftsverlage: Hier antworten 73 Prozent mit "Ja", während es bei Publikumsverlagen nur 44 Prozent und bei Fachverlagen nur 39 Prozent sind.

Bei der Nennung von geplanten Kürzungen wurden am häufigsten IT-Investitionen (17 Prozent) und Marketing (15 Prozent) genannt. Je zwölf Prozent verteilen sich auf Vertrieb, Personal, Programm, Produkte und Sonstiges.

Bei der Verteilung der geplanten Kürzungen nach Volumen ergibt sich ein etwas anderes Bild: Am meisten betroffen ist das Marketing (17 Prozent), gefolgt von Sonstiges (15 Prozent), Personal und IT-Investitionen (je 14 Prozent) und Programm (13 Prozent).

Aus diesen Spar-Präferenzen ergibt sich ein klarer Befund: Die Programmvielfalt könnte reduziert werden; die Auftrags- und Einkommenslage für Autoren, Übersetzer und andere Urheber (zum Beispiel Illustratoren) könnte sich verschlechtern. Zudem dürfte manche notwendige Investition in IT und Digitalisierung zurückgestellt oder gestrichen werden. Innovative, digital kompetente Arbeitskräfte werden nicht in dem Maße gewonnen werden, wie dies für die Verlage und die Buchbranche insgesamt notwendig wäre.