PEN-Auszeichnung

Hermann-Kesten-Preis an Can Dündar und Erdem Gül

28. Juli 2016
von Börsenblatt
Der Hermann-Kesten-Preis des deutschen PEN-Zentrums geht 2016 an die türkischen Journalisten Can Dündar und Erdem Gül. Den Hermann Kesten-Förderpreis erhält die Übersetzergruppe „Translate for Justice“.

Der türkische Journalist, Dokumentarfilmer, Buchautor und Chefredakteur der Zeitung „Cumhuriyet“, Can Dündar, wurde im vergangenen Mai zu fünf Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt, sein Kollege Erdem Gül, Leiter des Hauptstadtbüros der Zeitung, zu fünf Jahren. Als Grund für die Anklagen diente den Behörden ein Bericht der beiden in „Cumhuriyet“ über Waffenlieferungen der Türkei an syrische Extremisten. Im November 2015 wurden die Journalisten wegen angeblicher „Spionage“ und der „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung“ festgenommen. Zudem wurde ihnen vorgeworfen, Staatsgeheimnisse verbreitet zu haben. Staatspräsident Erdoğan stellte persönlich Strafanzeige und wurde zusammen mit dem türkischen Geheimdienst als Nebenkläger zugelassen. Zurzeit sind Dündar und Gül bis zu ihrem Berufungsprozess zwar auf freiem Fuß, doch nach dem gescheiterten Militärputsch sind die Journalisten von erneuter Haft bedroht.

Translate for Justice, diesjähriger Empfänger des Kesten-Förderpreises, ist eine unabhängige Plattform ehrenamtlicher Übersetzer aus der ganzen Welt. Ihr Ziel ist es, die internationale Öffentlichkeit zu informieren, wenn Rechte verletzt und Freiheiten eingeschränkt werden, und entgegen den Verlautbarungen autoritärer Regime einen wahrheitsgetreuen Informationsfluss zu gewährleisten. Die Plattform wurde 2013 von Dilek Dizdar (Germersheim) und Başak Ergil (Istanbul) gegründet.

Beide Preise werden laut PEN am 17. November um 19 Uhr in den Kammerspielen des Staatstheaters Darmstadt verliehen. 

Über den Preis

Anlässlich der Vollendung des 85. Lebensjahres seines Ehrenpräsidenten Hermann Kesten stiftete das PEN-Zentrum Deutschland 1985 eine Hermann Kesten-Medaille für besondere Verdienste um verfolgte Autoren. Erstmals im Jahre 2000 stiftete das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro. Zu den bisherigen Preisträgern gehören unter anderem Günter Grass, Anna Politkovskaja, Harold Pinter und Liu Xiaobo. Der Förderpreis ist mit 3.000 Euro dotiert, die ebenfalls vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst bereitgestellt werden. Er wird alle zwei Jahre verliehen.