Kleinod besiegt Schlüpfer" - Spiegel online berichtet über die Jury-Arbeit beim Wettbewerb "Das bedrohte Wort":
"Wörter schwirren wie Mücken durch die Luft. Am Wort Fracksausen, eine von der modernen Kleiderordnung abgeschafftes Lampenfieber, scheiden sich die Geister: Die Norddeutschen halten das Wort für veraltet, doch die Vertreterin des alten Österreichs hat es noch im aktiven Wortschatz. In der mehrsprachigen Schweiz dagegen sind viele aus dem Französischen importierte Begriffe keineswegs bedroht. So klären sich allmählich die Fronten. Un-Wörter wie Ungemach oder unflätig fliegen raus, ebenso der Liebestöter. Der Jury-Vorsitzende wird mehrfach überstimmt, allmählich zeichnet sich ein Ergebnis ab. Ein Juror bringt die Stimmung auf den Punkt: "Es ist spannender als die Papstwahl." Am Ende steigt zwar kein weißer Rauch auf. Doch das Wort auf Platz eins ist konsensfähig. Es lautet Kleinod. Warum? Das Wort ist sehr alt. Schon im Mittelalter war ein Kleinod die Zierde an einem Ritterhelm. Hier rührt seine heraldische Bedeutung her, in der Ordenskunde ist es der Name des sichtbaren Zeichens, oftmals des Kreuzes am Band. Die Insignien eines Königs, Reichsapfel und Zepter, nannte man einst die Reichskleinodien. Das Kleinod war aber auch ein Geschenk oder eine Abgabe, das Deutsche Rechtswörterbuch kennt das alte Kleinodgeld aus dem 16. Jahrhundert. In einer anderen Bedeutung konnte das Wort Kleinod auch Vieh oder Gemüse bezeichnen. Immer aber geht es um etwas Wertvolles."
"Das Museum in der Buchhandlung" - die "Badische Zeitung berichtet über die Anfänge der Buchhandlung Herder in Freiburg:
"Die Verbindung erwies sich für beide Seiten als fruchtbar. Der Buchhändler und Verleger konnte potenzielle Kunden werben, die Lesegesellschaft kam in den günstigen Genuss aktueller Neuerscheinungen aus allen Gebieten der Literatur, Kunst und Wissenschaft. Wohl auf Herders Anregung hin benannte sich die Lesegesellschaft nach dem Einzug in das neue Lokal zu Ostern 1811 in "Museum" um, analog zum antiken "Museion" als Hort der Musen. Im Jahr 1817 erwarb das "Museum" die alte Schneckenwirtschaft am Münsterplatz, wo sie schon zwischen 1808 und 1811 Räume angemietet hatte, und in das sie am 1. Juli 1817 feierlich einzog. Bartholomä Herder blieb dem Museum nach wie vor wohlwollend und fördernd verbunden. Seine Buchhandlung in dem schönen klassizistischen Haus an der Kaiserstraße blieb bis zu dessen Zerstörung 1944 bestehen. In Herbert F. Kaspers 1968 entworfenem, und wegen seiner Architektur nicht unumstrittenem Neubau firmierte sie später stolz als "eine der schönsten Buchhandlungen Deutschlands". Den angestammten Namen trägt sie bis heute, auch wenn sie inzwischen zur Thalia-Gruppe gehört."