Buchhändlertage

Live-Bericht von der BAG-Mitgliederversammlung <br>

14. Juni 2007
von Börsenblatt
Bei der Mitgliederversammlung der BAG stehen heute die drei Zukunftsmodelle zur Wahl. Außerdem wird ein neuer Vorstand gewählt. BÖRSENBLATT.NET berichtet live von der Sitzung, im Berliner Congress Center, an der rund 150 Buchhändler und Verleger teilnehmen .
12 Uhr 38 Die Sitzung ist beendet! 12 Uhr 37 Norbert Schaepe wünscht seinen Nachfolgern "alles Gute" für ihre Arbeit. 12 Uhr 35 Wahlleiter Rudolph Braun-Elwert kehrt mit den Ergebnissen der Auszählung zurück. Abgegeben wurden insgesamt 234 Stimmen Antrag 1 Alkenbrecher: 90 Stimmen Antrag 2 Neumann: 144 Stimmen 12 Uhr 30 Die Abstimmungsergebnisse sollen in zwei bis drei Minuten vorliegen 12 Uhr 15 Ulrich Ohm, scheidender Vorsitzender des Vorstands, ergreift das Mikrofon, um einige persönliche Worte zu sprechen. "Aufsichtsrat und Vorstand konnten nicht wissen, was wie ein Vulkanausbruch auf uns zukam. Von einem Branchenfremden nach meiner Gemütslage gefragt, sagte ich, dass ich Bitterkeit empfände. Bitterkeit über die nicht gegebenen Informationen seitens der BAG-Geschäftsführung, Bitterkeit über den Börsenverein. Ebenso Bitterkeit über die einseitige Berichterstattung im BÖRSENBLATT. Die schwere Last für die Verantwortung der BAG hat mein Leben geprägt und deutliche Spuren hinterlassen." Diese sei jedoch alles andere als Kriegsbemalung gewesen. "Diese Ereignisse gehören zu den schlimmsten meines beruflichen Lebens." Ohm dankt den Herren Richter, Mende und Borsche und den Engagierten beim Kölner Modell. "Wer sich um einen Kranken kümmert, ist auch an dessen Genesung interessiert." Ohm dankt ebenso seinen Vorstandskollegen. "In der Not lernt man seine Freunde kennen." Ohm wünscht den neuen Kollegen eine gute Hand für ein "konstruktives Miteinander." Als Kind des Ruhrgebiets "wünsche ich allen Beteiligten ein Glückauf." Für seine persönlichen Worte erhält Ohm langanhaltenden Applaus. 12 Uhr 10 Nun erfolgt die Abstimmung per Stimmkarte. Abgestimmt wird nun alternativ. Erst über das Modell Alkenbrecher/Ohm dann über Modell Neumann. Die Abstimmung war per Sicht nicht zu ermitteln. Der Antrag von Volker Neumann ist formuliert. Er lautet: "Der Vorstand wird ermächtigt, einen Vertrag auf Basis des Kölner Modells zu unterzeichnen. Gleichzeitig wird er beauftragt, in Nachverhandlungen mit der MVB und dem Börsenverein das Beteiligungsverhältnis des BAG Vereins an der BAG GmbH über 25 Prozent hinaus zu verbessern." 11 Uhr 57 Hermann-Arndt Riehtmüller stellt den Antrag zur Geschäftsordnung, eine Pause von zehn Minuten einzulegen. Die Betroffenen sollen einen Antrag formulieren, über den abgestimmt werden kann. 11 Uhr 55 Lorenz Borsche schlägt vor: "Wir versuchen, Verbesserungen bis Anfang August zu erreichen. Wenn das nicht gelingt, dann wird das Kölner Modell unterzeichnet. Geben Sie dem neuen Vorstand die Chance, das BAG-Modell zu verbessern." Der neue Vorstand solle an dem Vertrag noch mitwirken dürfen. 11 Uhr 47 Jetzt ist unklar, in welcher Reihenfolge die Anträge abgestimmt werden sollen. Norbert Schaepe schlägt vor, die zwei Vorschläge zum Kölner Modell alternativ abzustimmen. Es gibt rege Diskussionen zwischen den anwesenden Juristen. Zunächst einmal wurde das Genussschein-Modell mit großer Mehrheit abgelehnt. Außerdem gab es zahlreiche Enthaltungen. 11 Uhr 35 Drei Anträge stehen nun zur Wahl: 1. Genussscheine 2. Kölner Modell 3. Kölner Modell, wie es Volker Neumann vorgeschlagen hat: Mit dem Auftrag an den neuen Vorstand, mehr Mitbestimmung der Mitglieder zu erreichen durch eine Beteiligung des BAG-Vereins von 25 plus x. Im Wortlaut formuliert Neumann: "Die Versammlung beschließt, den Vorstand zu beauftragen, auf Basis des Kölner Modells eine Beteiligung des BAG-Vereins von 25 plus x Prozent zu erreichen." 11 Uhr 20 Lorenz Borsche: "Der neue Vorstand ist Erfüllungsgehilfe, wenn sie im jetzt ein Modell fest vorgeben, das er verfolgen muss." Man kann dem Vorstand nicht die Fesseln anlegen und sagen "löse den Verein auf". Denn das beinhalte das Kölner Modell. Außerdem, so Borsche, ziehe er sein Modell zurück. Helmut Richter: "Ich bin der Meinung, dass die Genussscheine klappen können." Die Mitglieder sollten für die Genussscheine stimmten. Karl-Peter Winters: "Ich bedauere sehr, dass die Diskussion nicht ohne persönliche Angriffe funktioniert." Winters selbst ist sehr skeptisch für Bank und Genossenschaft, nicht weil die Ideen nicht gut seien, sondern weil sie in der Kürze der Zeit nicht zu realisieren seien. "Ich finde es gut, dass es zwei Vorschläge der Mitglieder gab", betonte Winters. Winters wirbt für das Kölner Modell. Der Börsenvereins-Vorstand hat es sich mit diesem Modell nicht einfach gemacht. Das Modell sei ein Angebot, das der Vorstand trägt. "Es gibt aber kein Alternativmodell. Dann bleibt es bei dem Vertrag, der bis dato besteht." Volker Neumann stellt einen neuen Antrag: Es soll formuliert werden, inwieweit die Mitglieder der BAG noch mitbestimmen können. Oliver Voerster kann den Antrag von Herrn Neumann gut verstehen. Er hält den Weg zur Basisdemokratie für sinnvoll. "Wie wäre es, wenn der hier anwesende Kreis sagt: Wir stellen uns der Entscheidung morgen. Dann wäre der Problematik dieses Kreises hier gelöst. Egal ob es dann 25,0 oder 25,1 Prozent heißt. 11 Uhr 10 Manfred Keiper appelliert: "Die Zeit brennt und rennt." Wenn man noch weiter diskutiere, sei es bald zu spät. Nun müsste man sich klar entscheiden, damit die Beteiligten arbeiten können. "In unser aller Herzen schlagen zwei Töne. Eines als BAG-, eines als Börsenvereinsmitglied." Keiper möchte, dass daraus ein Herzschlag wird und dass die Probleme im Verband besprochen werden. Das sei Sache einer vernünftigen Konfliktlösung. Volker Neumann wehrt sich dagegen, dass der neugewählte Vorstand kein Mitspracherecht haben soll. "Das ist nicht in Ordnung." Vorsteher Gottfried Honnefelder betont, "dass der Börsenverein die Verantwortung für die BAG am 10. Januar übernommen hat". Höchstes Ziel sei das Weiterbestehen der BAG. Dies sei kein leichter Auftrag. "Wir müssen noch viele Millionen Euro aufbringen. Das Unternehmen BAG ist sehr teuer." Dazu brauche man eine starke Führung. Diese sei bei den Wirtschaftsbetrieben des Börsenvereins vorhanden. Die Erfahrung habe gezeigt, dass man bei der BAG hingegen bei der BAG nicht mehr in der Lage sei. Volker Neumann spricht sich dafür aus, der BAG einen höheren Anteil als 25 Prozent zu übertragen, "damit die BAG-Mitglieder weiterhin mitentscheiden können." Er glaube nicht, dass der Börsenvereins-Vorstand es sich erlauben könne, das eindeutige Votum der Mitglieder für die Selbständigkeit der BAG einfach zu ignorieren. Selbst ein Anteil von 25,1 Prozent räume den Mitgliedern in entscheidenden Punkten Mitspracherechte ein. 10 Uhr 48 Ralf Alkenbrecher erläutert das Kölner Modell, für das der Vorstand plädiert. Wichtig sind ihm Vertraulichkeit der Daten sowie Gleichberechtigung neben MVB und AuM. Zudem sollten die Geschäftsfelder der BAG-Gruppe im Interesse der Mitglieder so einfach und transparent wie möglich gemacht werden. Die Beteiligungsverhältnisse sollen schlussendlich auf Grundlage einer Unternehmensbewertung in drei Jahren abschließend geregelt werden. Bis dahin sollen in Anlehnung an das Wertgutachten der BAG die Anteile im Verhältnis 75:25 geteilt werden. 10 Uhr 45 Die vier Kandidaten für den neuen BAG-Vorstand wurden allesamt mit großer Mehrheit gewählt. Abgegeben wurden 237 Stimmen. Helmut Richter erörtert seinen Antrag einer Genossenschaft. "Wir haben es eilig. Wenn wir nichts tun, tritt der Vertrag zum Kölner Modell automatisch in Kraft. Darüber müssen wir nicht mehr beschließen. Das haben wir schon." In unserem Verein "ist eine bessere Kontrolle möglich". Das wir die Kontrolle bislang nicht ausgeübt haben, diesen Schuh müssen wir uns anziehen. Außerdem sei dieses Modell am billigsten. Das Holding-Modell werde rund sechs Millionen Euro kosten. Geld, das sich die Holding werde holen müssen - bei den Mitgliedern über die Gebühren. 10 Uhr 30 Die Ideengeber für die Zukunftsmodelle der BAG stellen nochmals kurz ihre Modelle vor. Lorenz Borsche, der sich für eine genossenschaftliche Direktbank ausspricht: "Die Branche trägt Millionen Euro an die externen Banken." Wenn man dieses Geld in der Branche halten könnte, wäre das ein großer Schritt." Die Umwandlung eines Vereins in eine Genossenschaft sei nicht problematisch. Die Gründung einer Bank brauche jedoch die Unterstützung des Börsenvereins. Die von der Bank erwirtschafteten Überschüsse sollten als Zuschüsse zum Börsenvereinsbeitrag oder zum VLB zurückgezahlt werden. Damit würden wichtige Geldquellen des Börsenvereins gesichert. Das Kölner Modell habe zwei Schwierigkeiten, so Borsche: Junktim wäre wirkungslos, wenn die Kölner Verträge unterschrieben werden. Eine privatwirtschaftliche GmbH darf den Kunden nicht vorschreiben, wo er Mitglied sein soll. Außerdem belaufen sich die Verlustvorträge der BAG auf drei bis vier Millionen Euro. Allerdings nur, wenn kein Eigentümerwechsel stattfindet. Bei Eigentümerwechsel sähe das anders aus. Die Bankidee macht es als einzige möglich, dass er als Verein überlebt, die Verlustvortärge mitnimmt und das Junktim erhält. Wulf d. v. Lucius: Wollen wir uns in ein hoch komplexes Bankgewerbe begeben? Ich hielte das für ein gespenstisches Szenario. 10 Uhr 15 Diskutiert wird über eine Satzungsänderung: Zur Finanzierung besonderer Vorhaben sollen den Mitgliedern Umlagen bis zu 0,5 Prozent des jährlichen Abrechnungsbetrags erhoben werden können. Karl-Peter Winters gibt zu bedenken, ob das ein gutes Signal für langjährige Kunden ist. Warum dieser Vorschlag gemacht wurde, dazu sagte Martin Schürmann: Falls man eine Sonderumalge auf Grundlage der alten Satzung macht, sei das juristisch höchst anfechtbar. Deshalb wolle man eine rechtlich einwandfreie Satzung erhalten. Bei der Abstimmung wird die Satzungsänderung mit deutlicher Mehrheit abgelehnt. 10 Uhr 10 Gewählt wurden die Kassenprüfer Ralf Alkenbrecher und Eckart Schlapp. Ebenso der Mitgliederausschuss. Die Auszählung für den Vorstand dauert noch an. 9 Uhr 55 Die Neuwahl des Vorstands steht nun an. Wahlleiter ist Rudolph Braun-Elwert. Drei Vorschläge sind fristgerecht eingebracht worden. Die Satzung sieht vier Kandidaten vor, zwei Buchhändler und zwei Verleger. Um die Sitze bewerben sich Peter Peterknecht, Helmut Richter und Volker Neumann. Als weiterer Kandidat wird Andreas Meier vorgeschlagen, Buchhändler aus Bergisch-Gladbach. 9 Uhr 45 Kassenprüfer Eckart Schlapp bestätigt, dass die Unterlagen der BAG geprüft wurden und in Ordnung waren. Schlapp fragt, ob die Mitglieder den Vorstand entlasten. Der Vorstand wird mit großer Mehrheit entlastet. Es gibt nur wenige Gegenstimmen und einige Enthaltungen. 9 Uhr 40 Der neue Aufsichtsrat weist darauf hin, dass es möglicherweise weiteren Wertberichtigungsbedarf gibt. Bei der Prüfung gehe es um Zahlen, Fakten und um Verantwortung. Deshalb werde man alles sorgfältig prüfen. Hermann-Arndt Riethmüller lenkt ein: "Wir sollen uns hier auf die Sache konzentrieren. Jetzt das BÖRSENBLATT zu schlagen und den Börsenverein zu meinen, halte ich für falsch." Rutger Booß: "Das Billigtse wäre es, den ganzen Ramsch der ZMV zu verbrennen." Norbert Schaepe weist darauf hin, dass es Verhandlungen mit mehr als einem halben Dutzend Interessenten geführt. Davon sind einige übrig. Diesen sollten wir noch Zeit geben. Müllverbrennung sei nicht der billigste Weg, auch wenn sich von weitem sehr gut anhört. Wulf D. v. Lucius: "Ich beobachte einen sehr gemächlichen Schritt, obwohl es eine tiefe Krise gibt. Im Hintergrund drohen die Gefahren gekündigter Kredite und eines Konkurses. Dem widerspricht Schaepe: "Wir haben eine Krise. Aber der Überschuldungsstatus ist durch den Kredit geheilt. Wir haben stabile Geschäfte. Müssen keine Notmaßnahmen ergreifen. Kunden und Mitglieder halten uns die Stange. Das ist die Basis, auf der wir heute unsere Entscheidung treffen." Bernd Weidmann fragt nach dem Factoring-Geschäft: "ZMV ist größter eigener Kunde, daneben nur einige kleinere Kunden. Wie können wir uns auf die Zuverlässigkeit der FGM verlassen?" Alkenbrecher sagt, dass die FGM keine Verträge vorzeitig kündigen wird. "Wir werden unsere Kunden nicht im Regen stehen lassen." 9 Uhr 30 Ralf Alkenbrecher erklärt, warum der Aufsichtsrat bislang noch keine Entlastung erteilt hat, "weil der neue Aufsichtsrat sich erst jetzt konstituiert hat" Karl Udo Wrede merkt an, dass der unterschriebene Prüfungsbericht dem Aufsichtsrat erst heute Morgen zugegangen ist. Zur letzten Sitzung seien die Unterlagen noch nicht testiert gewesen. Lorenz Borsche zitiert einen anonymen Mailschreiber, der dem BÖRSENBLATT vorwirft, dass der Zeitschrift Informationen aus dem Aufsichtsrat der BAG zugespielt würden und dass die Berichterstattung des BÖRSENBLATTS der BAG schade Die BAG-Mitglieder befürchten durch die Übernahme der BAG durch die BBG den Verlust des Datenschutzes. Wenn man die insiderischen Berichte des BÖRSENBLATTS sehe, zeige sich schon jetzt, wie es um diesen Datenschutz bestellt sei. 9 Uhr 25 Helmut Richter wirft dem BÖRSENBLATT "bösartige" Berichterstattung bei der BAG vor. Chefredakteur Torsten Casimir klärt auf, dass "es sich um eine Pressemeldung der BAG gehandelt hat, bei der das BÖRSENBLATT lediglich weitergerechnet und Zahlen aufaddiert habe 9 Uhr 20 Lorenz Borsche, eBuch, stellt die Frage, ob das neue Aufsichtsratsmitglied Karl Udo Wrede legitimiert sei, da er keine Alleinvertretungsberechtigung habe. Vorstandsmitglied Norbert Schaepe schlägt vor, die Klärung der Frage zu verschieben. 9 Uhr 10 Vorstandsmitglied Ralf Alkenbrecher präsentiert die Zahlen aus dem Jahr 2006. Nahezu alle Geschäftsbereiche der BAG schließen im Minus - einzig die BKG erreicht ein leichtes Plus Zum Jahr 2007 sagte Alkenbrecher: Die ersten vier Monate seien noch von erheblichen "vorübergehenden Sonderbelastungen" getrübt gewesen. Gleichwohl erwarte man bei der BAG GmbH am Jahresende "ein ausgeglichenes Ergebnis, wenn auch keinen Gewinn". Die BKG werde das Vorjahres-Ergebnis halten. Die FGM decke zwar zur Zeit ihre direkten Kosten, kann aber die erforderlichen Zinsaufwendungen nicht erwirtschaften. Die ZMV hat in den ersten fünf Monaten noch Verluste gemacht. Inzwischen habe man durch nicht näher erläutertes Kostenmanagement die Lage in den Griff bekommen. Erster ausgeglichener Monat werde der Juni sein. 9 Uhr Vereinsvorsitzender Ulrich Ohm eröffnet "die wichtigste BAG-Mitgliederversammlung" seit langer Zeit Sein besonderer Dank gilt dem BAG-Geschäftsführer Martin Schürmann, "auf dessen Schultern die meiste Last liegt" Als Motto der Veranstaltung gibt er den Mitgliedern auf den Weg: "Was hat Verantwortung und Vernunft mit dem Guten zu tun?" (Zitat von Professor Ludger Honnefelder, Bruder des Vorsteher, aus dem ersten Verlagsprogramm der Berlin University Press