Internet

"Das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft"

21. Juni 2007
Redaktion Börsenblatt
Das rasante Wachstum des Onlinehandels verliert an Fahrt. Der Internet-Händler buch.de kalkuliert für 2007 aber immer noch mit einem Umsatzplus von bis zu zehn Prozent, sagt Albert Hirsch, Vorstandssprecher der buch.de internetstores AG, im Interview mit boersenblatt.net.
Die Analysten von Forrester Research prognostizieren ein deutlich abgeschwächtes Wachstum des E-Commerce in den USA. Ist der Markt auch hierzulande am Ende seiner Möglichkeiten? Hirsch: Der Internethandel hat sein Potenzial längst noch nicht ausgeschöpft, aber natürlich müssen auch wir uns auf eine Abschwächung des rasanten Wachstums einstellen. Wie ist Ihre Prognose für buch.de? Hirsch: Wir rechnen für 2007 mit einem deutlich geringeren Wachstum als in den beiden letzten Jahren, in denen wir jeweils um 20 Prozent gewachsen sind. Derzeit kalkulieren wir mit einem Plus von bis zu zehn Prozent. Damit wachsen wir stärker als der Internethandel insgesamt im deutschsprachigen Raum. Welche Rolle soll die Gebrauchtbuch-Plattform spielen? Hirsch: Zur Zeit testen wir auf buch.de noch eine Betaversion, Anfang Juli wollen wir dann die endgültige Gebrauchtbuch-Plattform zur Verfügung stellen. Unser Ziel ist es, neben privaten Anbietern auch möglichst viele professionelle Händler mit ins Boot zu holen. Wir legen darauf Wert, dass der Marktplatz nicht nur mit Billigangeboten überschwemmt wird, sondern dass Buchhändler und Antiquare hier qualitätvolle Titel einstellen. Gräbt der Handel mit Gebrauchtbüchern dem Geschäft mit der Neuware nicht das Wasser ab? Hirsch: Eine gewisse Kannibalisierung will ich nicht ausschließen. Ich halte das Gebrauchtwaren-Modul dennoch für eine sehr sinnvolle Einrichtung. Zum einen wächst der Gebrauchtbuchmarkt insgesamt immer noch rasant, zum anderen ist die Plattform ein gutes Instrument zur Kundenbindung. Ist die Gebrauchtbuch-Plattform auch ein Bestandteil der angestrebten buch.de-Community? Hirsch: Auf jeden Fall. Bereits im vergangenen Jahr haben wir ja mit Web 2.0 und Ajax-Funktionalitäten begonnen. In diesem Jahr wird die Konzeption einer buch.de-Community unter dem Arbeitstitel „Alexandria“ umgesetzt, die zahlreiche Web-2.0-Funktionen wie die Interaktion mit und zwischen unseren Kunden, die Erstellung virtueller Bibliotheken etc. integriert. Der Ausbau der Community ist eines der wichtigen Projekte in diesem Jahr. Was passiert in Second Life? Hirsch: bol.de ist schon seit einigen Monaten dort mit dem virtuellen Media-Dome vertreten – übrigens als erster Internet-Medienhändler. Wir machen in Second Life natürlich keine Riesenumsätze, wollen an dieser hochinteressanten Entwicklung aber dranbleiben und unsere Präsenz ausbauen. Sie haben auf buch.de zwei Monate lang die portofreie Lieferung getestet. Mit welchem Ergebnis? Hirsch: Die Aktion war auf einen Zeitraum von zwei Monaten begrenzt und ist nun beendet. Jetzt analysieren wir die Ergebnisse. Interview: Eckart Baier Die buch.de internetstores AG wurde 1998 gegründet und betreibt am Hauptsitz in Münster und mit der Tochtergesellschaft in Winterthur (Schweiz) insgesamt 13 Online-Shops in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dazu gehören unter anderem buch.de, bol.de, buch.ch, bol.ch und lion.cc sowie die Internetauftritte der Thalia-Buchhandlungen thalia.de, thalia.at und thalia.ch. Hauptaktionäre sind die zur Douglas Holding gehörende Thalia Holding GmbH mit 35,2 Prozent und die Bertelsmann Multimedia GmbH mit 26,7 Prozent der Anteile.