"Passionierte Selbstausbeuter" - Ulrike Voswinckel porträtiert für den Bayerischen Rundfunk die legendäre Autorenbuchhandlung in München:
Ein Laden, der keinen Gemischtwarenhandel treibt und freiwillig auf die beliebte Mischkalkulation des gemeinen Buchhandels verzichtet. Ein Laden, wo Bestseller seltenere und schwerer zu verdauende Lesekost - die berühmt berüchtigten Orchideengewächse - mitfinanzieren. Das war die zündende Idee vor über 40 Jahren, eine Idee, die - die sollte es anders sein - aus der Not geboren war. Zu den ersten Mitgliedern und Gesellschaftern um Inge Poppe zählten Jürgen Kolbe, Michael Krüger, Fritz Arnold, Paul Wühr, Christoph Buggert, Martin Gregor Dellin, Günter Herburger, Tankred Dorst und Peter Laemmle. Zu den prominentesten Autoren gehörten Heinrich Böll, Elias Canetti, Günter Grass, Loriot und Hans Jürgen Syberberg. Geboren aus der Not - und dem Zorn von jungen Autoren, die ein Buch nach dem anderen herausbrachten, ohne wirklich zu erscheinen. Denn Buchläden zogen Bücher mit Verkaufsgarantie vor. Graz brachte das Fass zum Überlaufen: Als Paul Wühr dort sein neuestes Opus vorstellte, war es in keiner Buchhandlung der Stadt zu kriegen. Das brachte Wühr und Inge Poppe, die später seine Ehefrau wurde, auf die Idee, eine Autorenbuchhandlung für sich und ihre Leidensgenossen zu gründen - und sei es erst einmal nur ein Bauchladen mit Büchern. Großhandelskonkurrenten wie Hugendubel gaben dem Laden bestenfalls drei bis vier Monate. Mit ihrer langjährigen Verlagserfahrung schaffte es Inge Poppe bald, den einen oder anderen Verleger als Sponsor zu gewinnen und vor allem 80 Autoren zum Mitmachen zu bewegen. Der Deal war: 1.000 Mark Einstand zahlen und dafür garantierte die Buchhandlung, die Bücher ihrer Mitglieder vorrätig zu haben und ihnen stets ein Forum zur Vorstellung ihrer neuen Werke zu geben. Das Konzept machte weltweit Wirbel, Le Figaro schrieb und sogar Radio Moskau berichtete von dem neuen Buchladen in München.
"Ansteckende Sehnsucht nach Poesie" - Gisela Hoyer schreibt in der "Leipziger Volkszeitung" über koreanische Literatur:
Auch wenn sich die Literatur in Korea metaphorisch und vieldeutig gibt, ihre Stoffe sind gegenwärtig. You-Il Kang etwa, die in Leipzig lebt und als Gastdozentin am Deutschen Literaturinstut tätig ist, schreibt über Sterbehilfe und Terrorismus, die existentiell bedrohte Umwelt oder die Verluste, die moderne Zivilisation auch bringt, so wie ihre Au-torenkollegen irgendwo anders. Immerhin, betont Kwon Se Hoon, gebe es in seiner Heimat gut 20 000 Verlage und rund 3500 Buchhandlungen - die größte Asiens findet sich in Seoul. Und in Südkorea sei es nicht unüblich, dass ein Lyrikband in der unglaublichen Auflage von 100 000 Exemplaren erscheine. Um den Eindruck von so viel Sehnsucht nach Wörtern und Gedanken, den die Gastrolle von 2005 hierzulande hinterließ, nicht verwehen zu lassen, wurden Projekte wie das binationale Young Writers Festival ins Leben gerufen.