Book meets film

Pitching für Film- und Fernsehproduzenten

29. Juni 2007
Redaktion Börsenblatt
Erstmals fand im Rahmen des Filmfests München die Tagung "Book meets Film" statt. “Verlage präsentieren Bücher zum Verfilmen” lautete das Motto der Veranstaltung in der Lounge des Münchner Kulturzentrums Gasteig. Neun Verlage präsentierten den anwesenden Filmproduzenten zwölf Titel. BÖRSENBLATT-Korrespondent Nicola Bardola hat Stimmen eingesammelt.
Wie schon auf der Frankfurter Buchmesse und auf der Berlinale wurde Literatur als Vorlage und Inspiration für Drehbücher direkt den Film- und Fernsehproduzenten präsentiert. Die Resonanz war groß und der Infotisch der Verlage nach kürzester Zeit leergeräumt. Jeder Verlagsrepräsentant hatte drei Minuten Zeit einen potentiellen Filmstoff vorzustellen. Sabine Lippert, bei Langen Müller für Lizenzen verantwortlich, pries Gert Heidenreichs Krimi-Debüt “Im Dunkel der Zeit” und Andreas Sommers Thriller “Der Kuss des Messias” an. Thomas Zeipelt (Suhrkamp) stellte Marcus Brauns Roman “Armor” geschickterweise als “Roadmovie” für Leser (und dereinst vielleicht Zuschauer) zwischen 18 und 25 Jahren vor. Überraschung löste die Präsentation von Jennifer Royston aus (Presse und Lizenzen bei C.H. Beck), die den Klassiker von Paula Fox “Was am Ende bleibt” empfahl. “Das werden sich ja wohl eher Filmproduzenten aus den USA überlegen”, meinte Uschi Reich, erfolgreiche Produzentin bei der Bavaria (u.a. “Die wilden Hühner”, “TKKG”, “Bibi Blocksberg”, “Das fliegende Klassenzimmer”). Schmunzelnd hörte sie sich die Vorstellung des Kleinverlegers Bernhard Fabuljan (Fabuljan Edition) an, der mit musikalischer Untermalung erklärte, warum Andre Kalinnas Märchen “Das Sternschnuppenmädchen Katinka” ein Filmerfolg werden könnte. Zu ihren neuen Kinderbuch-Favoriten gehört Kalinnas Fantasie aber nicht. Für fast alle Anwesenden neu war Thomas Baiers (Verlag Care-Line) Idee, den “Arbeitsplatz Schule” als Comedy oder Animation vorzustellen. Besondere Aufmerksamkeit erregte Roystons zweite Präsentation, Björn Kerns Roman “Der Erlöser”, der im letzten Moment umbenannt wurde und nun “Die Erlöser AG” heißt. Kern stellt sich zurzeit in Klagenfurt der Jury mit einer Passage aus seiner Vision einer Bundesrepublik, in der aktive Sterbehilfe legal ist. Größte Heiterkeit löste Klaus G. Förg (Verlagsleiter des Rosenheimer Verlagshauses) Empfehlung aus, endlich wieder die Heimatromanbestseller von Hans Ernst, den “Pilcher des Alpenromans” zu entdecken. Das Kontrastprogramm dazu bot Kristof Wachinger (Verlagsleiter von Langewiesche-Brandt) mit seiner nachdenklich stimmenden Darstellung des Romans “Solsbüll” von Jochen Missfeldt. Speziell für diese Veranstaltung produzierte Gerdt Fehrle (PR-Leiter Buchbäcker Verlag) ein Plakat, das Andreas Abstreiters Fantasy-Roman “Hüterin des Lichts” fast schon als Blockbuster präsentiert. Agnieszka Golosch (Inlandslizenzen bei Ullstein Buchverlage) glaubt wie Lippert eher an die Sogkraft von Krimis, beispielsweise Gisa Klönnes “Der Wals ist Schweigen”, prästentierte aber auch die Tragikomödie “für Ostalgiker” von Emma Braslavsky “Aus dem Sinn”. Hier noch ein paar Stimmen zur ersten Veranstaltung dieser Art am Rande des Filmfests: Gloria Burkert: (Medien & Television München GmbH) "Wir können nicht omnipräsent sein. Das ist hier eine gute und konzentrierte Form, sich über geeignete Stoffe zu informieren. Konkret bin ich am hier vorgestellten Ullstein-Angebot interessiert." Sabine Lippert: (Langen Müller) "Ich begrüße die Veranstaltung sehr! Wir haben bisher schon gute Erfahrungen mit der filmischen Umsetzung unserer Bücher gemacht. Aber von dieser Initiative erhoffe ich mir weitere Erfolge." Thomas Zeipelt: (Suhrkamp) "Das ist hier ein intensiver Austausch. Mehrere Produzenten haben konkretes Interesse an “Armor” geäußert." Jennifer Royston: (C.H. Beck) "Ein tolles Meeting! Für mich auch eine Herausforderung im Vorfeld. Man muss sich auf eine filmische Weise mit den Büchern beschäftigen. Das sieht jetzt bei Kerns “Erlöser AG” in jeder Hinsicht sehr gut aus." Klaus G. Förg: (Rosenheimer Verlagshaus) "Ein sehr gutes Get-Together. Alle mein Pressemappen sind schon weg." Bernhard Fabuljan: (Fabuljan Edition) "Es gibt hier so viel Nachfrage! Fünf Film-Produktionsgesellschaften können sich das Sternschnuppenmädchen als Vorlage vorstellen." Kristof Wachinger (Langewiesche-Brandt) "Es ist zwar schier unmöglich, meine Romanstoffe in drei Minuten adäquat zusammenzufassen. Aber ich komme wieder!" Bettina Breitling: (Verlagsgruppe Random House) "Eine wichtige Initiative. Nächstes Jahr stellen wir auch etwas vor." Barbara Schardt: (Cluster audiovisuelle Medien) "Das ist ein solcher Erfolg. Ich finde, das könnten wir zwei mal jährlich organisieren." Klaus Beckschulte: (Geschäftsführer Börsenverein Landesverband Bayern) "Das Besondere hier ist auch die Filmfest-Atmosphäre. Das inspiriert beide Seiten: Print und Film." Martin Thau: (Drehbuchwerkstatt München und Dozent an der Hochschule für Fernsehen und Film) "Es ist ein Kunst, Filmleuten literarische Stoffe zu präsentieren. Bei dieser Veranstaltung lässt sich noch einiges verbessern. Andernfalls besteht die Gefahr, dass die großen Produzenten, die heute hier sind, zu den Folgeveranstaltungen nicht mehr kommen. Auch was die Auswahl der Bücher betrifft, könnte ich mir eine strengere Selektion vorstellen." “Book meets film” ist eine neue Initiative von “Cluster audiovisuelle Medien” und “Cluster print Medien”. Die unter dem Dach “Allianz Bayern innovativ” operierenden Cluster-Offensiven haben gemeinsam mit dem Börsenverein (Landesverband Bayern) erstmals die Tagung “Book meets Film” im Rahmen des Filmfests München durchgeführt. Unterstützt wurden sie von der Bavaria Filmverleih- und Produktions-GmbH.